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Das letzte Revier

Das letzte Revier

Titel: Das letzte Revier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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nicht in New York, weil ein Verdacht auf mir lastet?« Ich gehe weiter und stoße die Tür auf. »Ja, es gibt keinen schlimmeren Verdacht als den, unter dem ich zurzeit stehe.« Ich will herauskriegen, ob sie Bescheid weiß. Als sie nicht reagiert, konfrontiere ich sie.
    »Hat Righter Ihnen einen Hinweis gegeben, dass ich mich als wenig hilfreich für Sie erweisen könnte? Dass eine Anklagejury einberufen wurde, weil er die verrückte Idee hatte, ich könnte etwas mit Brays Tod zu tun haben?«
    »Mir wurde mehr als nur ein Hinweis gegeben«, sagt sie gelassen und starrt zu Brays dunklem Haus. »Marino und ich haben auch darüber gesprochen.«
    »So viel zu streng vertraulichen Vorgehensweisen«, sage ic h sarkastisch.
    »Die Regel lautet, dass über nichts gesprochen werden darf, was im Versammlungsraum der Jury vor sich geht. Und bislang ist nichts passiert. Bislang benutzt Righter die Jury nur, um sich Zugang zu möglichst vielen Informationen zu verscha ffen. Informationen über Sie. Ihre Telefonrechnungen. Ihre Bankkonten. Was die Leute über Sie sagen. Sie wissen, wie das läuft. Ich bin sicher, Sie haben selbst oft genug vor Jurys dieser Art ausgesagt.« Sie spricht darüber, als wäre es ein routinemäßiger Vorgang. Meine Empörung wächst und macht sich Luft. »Wissen Sie, ich habe auch Gefühle. Mordanklagen sind vielleicht Ihr täglich Brot, meines sind sie nicht. Meine Unbescholtenheit ist das Einzige, was zu verlieren ich mir nicht leisten kann. Sie bedeutet mir alles, und ausgerechnet mich will man des Mordes anklagen. Ausgerechnet mich! Wie kommt man nur auf den Gedanken, dass ich tun würde, wogegen ich jede Minute meines Lebens kämpfe? Nie im Leben. Ich missbrauche meine Macht nicht. Niemals. Ich füge Menschen nicht vorsätzlich Schmerzen zu. Nie. Dieser Schwachsinn trifft mich schwer, Ms. Berger. Mir könnte nichts Schlimmeres passieren.«
    »Wollen Sie hören, was ich Ihnen empfehlen würde?« Sie sieht mich an.
    »Für Vorschläge bin ich immer offen.«
    »Die Medien werden es herausfinden. Das wissen Sie. Ich würde ihnen zuvorkommen und eine Pressekonferenz anberaumen. Sofort. Die gute Nachricht ist, dass Sie nicht gefeuert wurden. Sie haben die Unterstützung der Leute nicht verloren, die über ihre professionelle Karrie re befinden können. Ein verdammtes Wunder. Normalerweise gehen Politiker immer sofort in Deckung, aber der Gouverneur hält große Stücke auf Sie. Er glaubt nicht, dass Sie Diane Bray umgebracht haben. Wenn er das öffentlich bekannt gibt, kann Ihnen nicht viel passieren, vorausgesetzt die Jury findet keine Gründe für ein e Anklage.«
    »Haben Sie darüber mit Gouverneur Mitchell gesprochen?«, frage ich sie.
    »Wir hatten Kontakt in der Vergangenheit. Wir kennen uns. Als er Generalstaatsanwalt war, haben wir zusammen einen Fall verhandelt.«
    »Ja, das weiß ich.« Aber danach habe ich nicht gefragt. Schweigen. Sie starrt auf Brays Haus. Es ist vollkommen dunkel, und ich weise sie darauf hin, dass es Chandonnes MO war, die Glühbirne über der Haustür herauszuschrauben oder die Drähte abzureißen. Wenn das Opfer die Tür öffnete, stand er im Dunkeln. »Ich würde gern Ihre Meinung hören«, sagt sie dann. »Ich bin sicher, dass Sie eine haben. Sie sind eine aufmerksame, erfahrene Ermittlerin.« Sie sagt das bestimmt und ein bisschen scharf. »Und Sie wissen, was Chandonne Ihnen angetan hat -Sie sind mit seinem MO bestens vertraut - so gut wie niemand anders.« Dass sie Chandonnes Attacke auf mich erwähnt, hat in meinen Ohren etwas Misstönendes. Obwohl sie nur ihre Arbeit macht, kränkt mich ihre sture Objektivität. Außerdem ärgert mich, dass sie ständig ausweicht. Und dass sie entscheidet, worüber wir reden und wann und wie ausführlich. Ich kann nicht anders, ich bin auch nur ein Mensch. Ich möchte, dass sie wenigstens ein bisschen Mitge fühl für mich und was ich durchmachen musste an den Tag legt. »Heute Morgen rief jemand unter dem Namen Benton Wesley in der Pathologie an«, sage ich. »Haben Sie schon von Rocky Caggiano gehört? Was hat er vor?« Wut und Angst schärfen meine Stimme.
    »Wir werden eine Weile nichts von ihm hören«, sagt sie bestimmt. »Das ist nicht sein Stil. Aber es würde mich nicht wundern, wenn er seine alten Tricks herauskramen würde. Schikanen. Tiefschläge. Psychoterror. Ausnutzen der schwachen Stellen, um Leuten zu drohen, wenn nicht Schlimmeres. Ich schätze, wir werden keinen direkten Kontakt zu ihm haben bis kurz vor

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