Das letzte Revier
einem Maurerhammer und Barbecuesauce Experimente durchführte. Seit Wochen warte ich auf die gerichtliche Vorladung. Sie kam gestern, und der Hilfssheriff war wie immer gut gelaunt, als er i n meinem Büro auftauchte. Vermutlich wusste er nicht, dass ich dieses Mal als Angeklagte und nicht als Zeugin geladen würde. Ich soll in Saal 302 des John Marshall Courts Building vor den Geschworenen aussagen. Die Anhörung ist auf den 1. Februar, 14 Uhr, festgesetzt.
Kurz nach sieben stehe ich in dem begehbaren Schrank und schiebe Hosenanzüge und Blusen zur Seite, während ich in Gedanken durchgehe, was ich heute alles erledigen muss. Von Jack Fielding weiß ich bereits, dass wir sechs Fälle haben und zwei Ärzte im Gericht sind. Um 10 Uhr findet eine Telefonkonferenz mit Gouverneur Mitchell statt. Ich entscheide mich für einen schwarzen Hosenanzug mit blauen Nadelstreifen und eine blaue Bluse. Dann gehe ich in die Küche, um noch eine Tasse Kaffee zu trinken und etwas von dem hochproteinhaltigen Müsli zu essen, das Lucy vorbeigebracht hat. Ich muss lächeln, als ich mir an dem harten, knusprigen Geschenk fast die Zähne ausbeiße. Meine Nichte hat beschlossen, dass ich mich aus der schwelenden Asche meines Lebens als gestärkter Phönix erheben werde. Ich wasche das Geschirr, mache mich fertig, und als ich das Haus verlassen will, vibriert mein Pager. Auf dem Display erscheint Marinos Nummer, gefolgt von 911.
Auf Annas Einfahrt steht die neueste Veränderung in meinem Leben - der Leihwagen. Es ist ein mitternachtsblauer Ford Explorer, der nach Zigarettenrauch riecht und immer danach riechen wird, außer ich tue, was Marino vorschlägt, und bringe einen Airfreshener am Armaturenbrett an. Ich rufe ihn an. »Wo bist du?«, fragt er ohne Umschweife.
»Ich fahre gerade aus der Einfahrt.« Ich schalte die Heizung ein, und Annas Tor öffnet sich, um mich hinauszulassen. Ich halte nicht einmal an, um die Zeitung zu holen, die ich jedoch, wie Marino als Nächstes sagt, unbedingt lesen sollte, denn das habe ich noch nicht getan, sonst hätte ich ihn sofort angerufen. »Zu spät«, sage ich. »Ich bin schon auf der Cherokee.« Ich wappne mich und spanne die Bauchmuskeln an wie ein kleine s Kind, das jemanden auffordert, ihn in den Magen zu boxen. »Mach schon und erzähl's mir. Was steht in der Zeitung?« Ich vermute, dass die Presse von der Einsetzung einer Anklagejury erfahren hat, und ich behalte Recht. Ich fahre die Cherokee entlang, während es überall tropft und sich Pfützen bilden und nasser Schnee gemächlich von den Dächern rutscht.
»»Leiterin der Gerichtsmedizin grausigen Mordes verdächtig«, liest mir Marino die Schlagzeile auf der ersten Seite vor. »Mit Foto«, fügt er hinzu. »Könnte eins von den Fotos sein, die diese blöde Kuh vor deinem Haus aufgenommen hat. Die auf dem Eis ausgerutscht ist, erinnerst du dich? Du steigst gerade in meinen Pickup ein. Gutes Foto von meinem Wagen. Du siehst nicht so gut aus -«
»Sag mir nur, was drinsteht«, unterbreche ich ihn. Er liest mir die wichtigsten Stellen vor, während ich die kurvenreiche Cherokee entlangfahre. Eine Jury ermittelt gegen mich in dem Mord an Deputy Police Chief Diane Bray. Diese Enthüllung wird als schockierend und bizarr bezeichnet, die örtliche Polizei sei am Rotieren. Obwohl Oberstaatsanwalt Buford Righter keinen Kommentar abgab, behaupten ungenannte Quellen, dass Righter die Ermittlungen schweren Herzens veranlasste, nachdem Zeugen ausgesagt und Polizisten Beweise gefunden hätten, die man nicht ignorieren konnte. Andere ungenannte Quellen behaupten, ich hätte mich in einem hitzigen Konflikt mit Bray befunden, die mich für inkompetent und unfähig hielt, weiterhin die Gerichtsmedizin in Virginia zu leiten. Bray versuchte, mich aus dem Amt zu drängen, und erzählte vor ihrer Ermordung, dass ich sie mehrmals verbal angegriffen, sie belästigt und ihr gedroht hätte. Quellen zufolge gibt es Hinweise, die es möglich erscheinen lassen, dass ich Brays Ermordung aussehen ließ wie den brutalen Mord an Kim Luong und so weiter und so fort.
Ich bin jetzt auf der Huguenot Road mitten im Berufsverkehr. Ich bitte Marino aufzuhören. Ich habe genug gehört. »Es geh t ewig so weiter«, sagt er. »Ich kann es mir vorstellen.«
»Sie müssen die Feiertage über daran gearbeitet haben, denn es steht jede Menge Scheiße über dich und deine Vergangenheit drin.« Ich höre, wie er blättert. »Sogar was über Benton und seinen Tod und über Lucy. Da
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