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Das letzte Revier

Das letzte Revier

Titel: Das letzte Revier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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gemeinsam zu Hause badeten und er sich über seinen Körper beschwerte. >Niemand will alt werden<, sagte ich schließlich zu ihm. >Aber ich will es wirklich nicht -bis zu dem Punkt, dass ich glaube, nicht damit leben zu können<, antwortete er. >Wir müssen damit leben. Es wäre selbstsüchtig, es nicht zu tun, Benton<, sagte ich. >Und außerdem haben wir damit gelebt, jung zu sein, oder etwa nicht?< Ha! Er dachte, ich meinte es ironisch. Dem war aber nicht so. Ich fragte ihn, wie viele Tage seiner Jugend er damit verbracht hat, auf den nächsten Tag zu warten. Weil der nächste Tag irgendwie besse r wäre. Er dachte einen Augenblick darüber nach, während er mich in der Wanne näher zu sich zog, mich in dem dampfenden, nach Lavendel duftenden Wasser berührte und streichelte. Er wusste genau, wie er mit mir umzugehen hatte, damals, als unsere Zellen bei jeder Berührung sofort zum Leben erwachten. Damals, als zwischen uns noch alles in Ordnung war. >Ja<, sagte er, >das stimmt. Ich habe immer auf den nächsten Tag gewartet, weil ich dachte, dass morgen alles besser wäre. Das bedeutet, zu überleben, Kay. Wenn man nicht glaubt, dass morgen oder nächstes Jahr oder übernächstes Jahr alles besser sein wird, warum sollte einem dann überhaupt am Leben gelegen sein?<« Ich halte einen Moment inne, schaukle vor und zurück. »Es lag ihm nichts mehr am Leben. Benton starb, weil er nicht länger daran glaubte, dass das, was noch vor ihm lag, besser sein würde als das, was bereits der Vergangenheit angehörte. Es spielt keine Rolle, dass ihm jemand anders das Leben nahm. Benton hatte es so beschlossen.« Meine Tränen sind getrocknet, ich fühle mich leer, besiegt und wütend. Ein dämmriger Lichtschein fällt auf mein Gesicht, als ich in die glimmenden Reste des Feuers schaue. »Fuck you, Benton«, murmele ich in die rauchenden Kohlen. »Fuck you, weil du aufgegeben hast.«
    »Hast du deswegen mit Jay Talley geschlafen?«, fragt Anna. »Um ihm heimzuzahlen, dass er dich verlassen hat, dass er gestorben ist?«
    »Wenn ja, dann war es mir nicht bewusst.«
    »Was empfindest du jetzt?«
    Ich versuche, etwas zu fühlen. »Tot. Nachdem Benton ermordet wurde...?« Ich denke darüber nach. »Tot. Ich fühlte mich tot. Etwas anderes konnte ich nicht fühlen. Ich denke, ich habe mit Jay geschlafen.«
    »Du sollst nicht denken. Du sollst fühlen«, erinnert sie mich leise. »Ja. Genau darum ging es. Ich wollte verzweifelt etwas fühlen, irgendetwas«, sage ich.
    »Hat dir der Sex mit Jay dabei geholfen, etwas zu fühlen?«
    »Ich denke, ich habe mich billig gefühlt«, sage ich. »Nicht, was du denkst«, erinnert sie mich noch einmal. »Ich verspürte Hunger, Lust, Zorn, mein Ego, ich fühlte mich befreit. Ja, befreit.«
    »Befreit von Bentons Tod oder vielleicht befreit von Benton? Er war ein bisschen gehemmt, nicht wahr? Er stellte keine Gefahr dar. Er hatte ein sehr mächtiges Über-Ich. Benton Wesley war ein Mann, der alles ordnungsgemäß gemacht hat. Wie war Sex mit ihm? Ordnungsgemäß?«, will Anna wissen.
    »Rücksichtsvoll«, sage ich. »Zärtlich und sensibel.«
    »Ah. Rücksichtsvoll. Dagegen ist nichts einzuwenden«, sagt Anna mit einem leisen ironischen Unterton und lenkt die Aufmerksamkeit auf das, was ich gerade preisgegeben habe. »Er war mir nie hungrig genug, nie nur erotisch.« Ich werde offener. »Ich muss zugeben, dass ich oft nachgedacht habe, während wir miteinander schliefen. Es ist schlimm genug, dass ich denke, während ich mit dir spreche, Anna, aber man sollte nie denken, während man Sex hat. Gedanken haben dabei keinen Platz, es sollte nur ein unerträgliches Vergnügen sein.«
    »Magst du Sex?«
    Ich lache überrascht. Niemand hat mich das je gefragt. »O ja, aber es kommt drauf an. Ich hatte sehr guten Sex, guten Sex, Sex, der okay war, langweiligen Sex, schlechten Sex. Sex ist ein merkwürdiges Geschöpf. Ich weiß nicht einmal genau, was ich von Sex halte. Aber ich hoffe, dass ich noch nicht den premier grand cru des Sex hatte.« Das ist eine Anspielung auf die besten Bordeaux-Weine. Sex kann man sehr gut mit Wein vergleichen, und, um ehrlich zu sein, meine Begegnungen mit Liebhabern endeten für gewöhnlich in der Tafelweinabteilung: schattige Hanglage, ziemlich gewöhnlich und bescheidene Preise - nichts Besonderes, wirklich. »Ich glaube nicht, dass ich den besten Sex schon hatte, die tiefste, erotischste sexuelle Harmonie mit eine r anderen Person. Nein, noch nicht, auf keinen Fall.« Ich

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