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Das letzte Revier

Das letzte Revier

Titel: Das letzte Revier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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particulier der Familie Chandonne auf der Ile Saint-Louis haben will, ein Haus, das ich mit eigenen Augen sah, als ich vor kurzem in Paris war. Zu meinen Lebzeiten wird es diesen Durchsuchungsbefehl nicht geben.
    »Ja. Aber ich blieb nie lange. Und ich habe niemals alle Zimmer gesehen«, sagt er zu Berger, während er seelenruhig raucht. »Es gibt viele Räume im Haus meiner Familie, in denen ich nie war. Nur in der Küche und vielleicht noch in den Dienstbotenquartieren und im Flur gleich hinter der Tür. Sehen Sie, meistens habe ich mich selbst versorgt.«
    »Sir, wann waren Sie zum letzten Mal im Haus Ihrer Familie?«
    »Oh, nicht kürzlich. Es ist mindestens zwei Jahre her. Ich weiß es wirklich nicht mehr.«
    »Sie wissen es nicht mehr? Wenn Sie es nicht mehr wissen, dann sagen Sie, dass Sie es nicht mehr wissen. Ich habe Sie nicht gebeten, Schätzungen abzugeben.«
    »Ich weiß es nicht mehr. Jedenfalls nicht in letzter Zeit , dessen bin ich sicher.«
    Berger drückt auf die Fernbedienung, und das Bild friert ein. »Sie durchschauen sein Spiel natürlich«, sagt sie zu mir. »Zuerst gibt er uns Informationen, die wir nicht überprüfen können. Leute, die tot sind. Er zahlt bar in einem Hotel, in dem er unter einem falschen Namen abgestiegen ist, an den er sich nicht mehr erinnert. Und wir haben keinen plausiblen Grund, um das Haus seiner Familie durchsuchen zu lassen, weil er nie dort gelebt und es kaum betreten hat. Jedenfalls nicht in letzter Zeit. Kein plausibler Grund, der aktuell wäre.«
    »Herrgott noch mal! Kein plausibler Grund, Punkt«, fügt Marino hinzu. »Außer wir finden Zeugen, die ihn im Haus der Familie haben ein und aus gehen sehen.«

12
     
    Berger lässt das Video weiterlaufen. Sie fragt Chandonne: »Haben oder hatten Sie Arbeit?«
    »Dies und das«, erwidert er milde. »Was immer ich finde.«
    »Und doch konnten Sie sich ein gutes Hotel leisten und in ein teures New Yorker Restaurant essen gehen? Und eine gute Flasche Wein trinken? Woher hatten Sie das Geld, Sir?« Diesmal zögert Chandonne. Er gähnt, lässt uns seine grotesken Zähne sehen. Klein und spitz, weit auseinander stehend und grau. »Entschuldigen Sie. Ich bin sehr müde. Ich habe nicht viel Kraft.« Wieder berührt er seinen Verband.
    Daraufhin erinnert ihn Berger, dass er aus freien Stücken mit ihr spricht. Niemand zwingt ihn dazu. Sie bietet an, aufzuhören, aber er will noch ein bisschen weitermachen, vielleicht noch ein paar Minuten. »Wenn ich keine Arbeit finden kann, verbringe ich mein Leben auf der Straße«, sagt er. »Manchmal bettle ich, aber meistens finde ich irgendeinen Job. Tellerwäscher, Straßenkehrer. Einmal bin ich sogar ein motocrottes gefahren.«
    »Und was ist das?«
    »Ein trottin'net. Eins dieser grünen Motorräder in Paris, das Gehsteige säubert. Sie haben einen Staubsauger, der Hundescheiße aufsaugt.«
    »Haben Sie einen Führerschein?«
    »Nein.«
    »Wie konnte Sie dann ein trottin'net fahren?«
    »Wenn es weniger als 125 Kubik hat, braucht man keinen Führerschein, und die motocrottes fahren höchstens zwanzig Kilometer pro Stunde.«
    Das ist Blödsinn. Wieder hält er uns zum Narren. Marin o neben mir rutscht auf seinem Stuhl herum. »Das Arschloch hat auf alles eine Antwort.«
    »Bekommen Sie noch auf andere Art Geld?«, fragt Berger Chandonne. »Von Frauen manchmal.« »Und wie kriegen Sie Geld von Frauen?«
    »Wenn sie mir Geld schenken. Ich gebe zu, dass Frauen meine Schwäche sind. Ich liebe Frauen - wie sie aussehen, riechen, sich anfühlen, schmecken.« Er, der seine Zähne in die Frauen schlägt, die er schändet und ermordet, sagt das in einem nahezu zärtlichen Tonfall. Chandonne täuscht absolute Unschuld vor. Er bewegt jetzt die Finger auf der Tischplatte, spreizt sie langsam, die Haare glänzen. »Sie mögen, wie sie schmecken?« Berger wird aggressiver. »Beißen Sie sie deswegen?«
    »Ich beiße sie nicht.«
    »Sie haben Susan Pless nicht gebissen?«
    »Nein.«
    »Sir, sie war übersät mit Bisswunden.« »Das war ich nicht. Sie waren es. Ich werde verfolgt, und sie morden. Sie ermorden meine Geliebten.«
    »Sie?«
    »Wie ich gesagt habe. Agenten der Regierung. FBI, Interpol. Damit sie an meine Familie rankommen.«
    »Wenn Ihre Familie so darauf bedacht war, Sie zu verstecken, woher wissen diese Leute dann - das FBI, Interpol, wer immer -, dass Sie ein Chandonne sind?«
    »Sie müssen gesehen haben, wie ich aus dem Haus ging, und mir gefolgt sein. Oder vielleicht hat es ihnen

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