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Das letzte Riff

Das letzte Riff

Titel: Das letzte Riff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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aufgepflanzten Bajonetten eines Zugs Seesoldaten spiegelte, der den Hang hinauf zu dem großen weißen Haus marschierte: die Ehrengarde, die Sir Richard Bolitho begrüßen würde. Für seinen Aufenthalt in English Harbour hätte sich Lord Sutcliffe keinen schlechteren Platz aussuchen können.
    Allday kam es vor wie gestern. Hier hatte Sir Richard seine Catherine wiedergefunden – nach Jahren der Trennung. Hier hatte Allday bei anderer Gelegenheit eine ganze Nacht gewartet, seine Pfeife geraucht und unter den Sternen seinen Rum genossen, während Bolitho bei ihr gewesen war, die ganze Nacht lang. Bei der Frau eines anderen. Inzwischen war viel Zeit verflossen, doch der Skandal größer als je.
    Bolitho faßte sich ans Auge. Immer diese Schmerzen! Sie würden ihn nie verlassen. Und dennoch: In seinen Händen lag ihrer aller Leben.
    Laut rief Allday: »Bugmann! Riemen auf!« Er kniff die Augen zusammen, um die kleine Begrüßungsgruppe auf dem Anleger zu erkennen.
    Bolitho hatte wohl etwas aus seinem Ton herausgehört, denn er drehte sich zu ihm um. »Ich weiß, alter Freund. Aber gegen Erinnerungen kann man sich nicht wehren.«
    Die Barkasse ging so gekonnt an den Steg, daß man ein Ei zwischen ihrem Rumpf und dem Anleger hätte knacken können. Bolitho trat aus dem Boot, hielt einen Augenblick inne und schaute zu dem weißen Haus hoch. Ich bin wieder hier, Kate, dachte er. Und du bist bei mir.
    Als Bolitho klar wurde, wo er den Oberbefehlshaber treffen würde, hatte er sich darauf vorbereitet wie auf eine Begegnung mit seiner Vergangenheit. Er fand alles so vor, wie er es erinnerte: die große, geflieste Terrasse, die auf die Reede hinausging und von der Catherine die
Hyperion
beobachtet hatte bei ihrem Weg in den Hafen; hier hatte sie auch den Namen des Mannes erfahren, dessen Flagge über dem alten Schiff wehte.
    Ein paar schwarze Gärtner arbeiteten träge zwischen den üppig grünenden Büschen, aber Bolitho fand, daß dieses Haus jetzt Besucher eher abstieß als einlud. Die Seesoldaten verstärkten den Eindruck noch.
    Herrick hatte ihm kurz den dienstältesten Arzt vorgestellt: Dr. Ruel, einen Mann mit traurigen Augen. Jetzt, auf dem Weg zur Villa, ging Ruel so langsam neben ihm her, als zögere er, seinen Patienten zu besuchen.
    Leise fragte Bolitho: »Wie geht es dem Admiral? Ich hörte, er sei zu krank, um zurückzukehren.«
    Ruel sah sich nach den anderen um: Jenour und Herrick, zwei aus dem Stab des Admirals, und ein Hauptmann der Seesoldaten. Vorsichtig antwortete er dann: »Er stirbt, Sir Richard. Ich wundere mich, daß er überhaupt noch lebt.« Und auf Bolithos fragenden Blick hin: »Ich bin seit zehn Jahren Arzt auf den Inseln und weiß, wie der Tod hier aussehen kann, in dieser oder jener Verkleidung.«
    »Das Fieber also.« Bolitho hörte, wie Herrick und Jenour sich hinter ihnen unterhielten, und fragte sich, ob Herrick wohl wieder an seine Frau Dulcie dachte, die in Kent an Typhus gestorben war.
    »Sie müssen Bescheid wissen, Sir Richard.« Für Ruel war es sicher nicht leicht, jemanden ins Vertrauen zu ziehen.
    »Sagen Sie’s mir ruhig, Doktor. Ich bin kein Neuling und kenne den Tod.«
    Der Arzt hob einen Finger an die Lippen. »Nicht das Fieber, Sir Richard. Lord Sutcliffe ist schon lange leidend. Es gibt keine ärztliche Hilfe mehr für ihn und wohl auch keine geistliche, nehme ich an.«
    »Verstehe.« Bolitho musterte das elegante Haus, das schönste in English Harbour.
    Kurz und knapp sagte Ruel: »Syphilis.«
    Bolitho nickte. »Ich hatte vom Ruf des Admirals gehört, aber natürlich keine Ahnung …« Er hielt inne. Der Arzt wußte genau wie er, wie leicht sich Matrosen anstecken konnten. Aber über Offiziere sprach man in diesem Zusammenhang nie.
    Der Arzt zögerte. »Kann sein, daß Sie von seiner Lordschaft nicht mehr viel haben werden. Sein Geist verdüstert sich. Außerdem leidet er an einer Entzündung der Regenbogenhaut. Das Tageslicht schmerzt ihn.« Bedrückt hob er die Schultern. »Tut mir leid, Sir Richard. Ich weiß, wie sehr Sie sich um Ihre einfachen Seeleute kümmern. Und ich weiß auch, wie sehr Sie Sir Piers Blachford schätzen, bei dem ich die Ehre hatte, mich auf diesen krankmachenden Beruf vorzubereiten.«
    Bolitho sagte: »Dank für Ihre Offenheit, Doktor Ruel. Aber Ihr Beruf ist so krankmachend nicht, wie Sie behaupten. Davon bin ich mehr überzeugt denn je.« Er nickte den anderen zu. »Ich gehe jetzt ins Haus. Stephen, Sie begleiten mich.«
    Herrick fragte

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