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Das letzte Riff

Das letzte Riff

Titel: Das letzte Riff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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der Kimm in Luv!« Er hoffte, daß es interessant genug klang, um Abwechslung in die Tagesroutine zu bringen.
    Die
Black Prince
segelte nach Süden und stand schon zweihundertfünfzig Meilen entfernt von Antigua. Der Ausguck konnte voraus gerade die Insel Saint Lucia ausmachen. Ihr erloschener Vulkan Soufrière hatte über die Jahre schon manchem Schiff als deutliche Landmarke gedient.
    Hinter dem Flaggschiff kamen die
Valkyrie
, vierundsiebzig Kanonen, und die
Relentless
, ebenfalls vierundsiebzig Kanonen, nur unmerklich voran. Sie spiegelten sich fast unbewegt in der dunkelblauen See, die so fest aussah wie Glas. Die anderen Schiffe hatte Bolitho unter Crowfoots Kommando nach Norden geschickt, um die Guadeloupe-Passage zu überwachen.
    Bisher hatten sie nur Enttäuschungen erlebt, denn die großen Linienschiffe waren viel zu langsam. Öfter hatten sie andere Schiffe gesehen, die sie nicht identifizieren konnten.
    Sie waren davongesegelt, statt darauf zu warten, von mächtigen Kriegsschiffen gestoppt und durchsucht zu werden. Bolitho brauchte zur Verstärkung dringend kleinere Schiffe. Godschale, früher selbst Fregattenkommandant, hätte dazu Himmel und Hölle in Bewegung setzen müssen.
    Und wer segelte jetzt auf sie zu? Offensichtlich kein Feind, denn der wäre angesichts so gewaltiger Schiffe mit fliegenden Fahnen verschwunden.
    Sedgemore rief Leutnant Whyman zu: »Machen Sie weiter, Sir. Ich möchte, daß die Zwölfpfünder innerhalb von zehn Minuten klar zum Gefecht sind. Schneller, wenn es geht.«
    Bolitho warf den Stückmannschaften an den Kanonen einen Blick zu: nackte Rücken, kaum noch Sonnenbrand, jetzt eher lederfarben. Er hatte die Manöver an Oberdeck nicht mit der Uhr in der Hand verfolgt, aber aus eigener Erfahrung als Kommandant wußte er, daß sie noch weit von dem Ziel entfernt waren, das Sedgemore ihnen gesetzt hatte.
    »An Deck! Es ist eine Fregatte!«
    Bolitho und Keen sahen einander an. Was würde sie melden, Sutcliffes Tod oder Neuigkeiten aus England? War der Krieg beendet und erfuhren sie es als letzte?
    »Drehen Sie bei, Kapitän Keen. So kann er uns leichter einholen.« Wieder sah er die Stückmannschaften an. »Ich meine, Sie sollten das Exerzieren fortsetzen, Mr. Sedgemore. Man hat schon von Schiffen gehört, die auch treibend noch gekämpft haben.«
    »Mit dem Glas nach oben, Mr. Houston.« Keen wandte sich ab, um Sedgemores enttäuschtem Blick zu entgehen. »Mr. Julyan, klar zum Halsen, bitte.«
    Während der mächtigen Dreidecker langsam vor den Wind ging und seine beiden Begleiter versuchten, ihre Stationen zu halten, übten die Leute an den Achtundzwanzigpfündern auf dem Oberdeck wie besessen ›Klar Schiff zum Gefecht‹.
    »An Deck, Sir! Sie zeigt ihre Nummer.« Die Stimme des Jungen kippte, als er von dieser Höhe herunterrief. »Es ist die
Tybalt
, sechsunddreißig Kanonen, Kommandant Esse.«
    Bolitho versuchte, seine plötzliche Hoffnung zu verbergen. Endlich das letzte fehlende Schiff in seinem Geschwader – eine Fregatte. Ihm war, als sei sein Gebet erhört worden.
    Er nahm ein Glas aus dem Gestell und sah sich das ankommende Schiff näher an. Wo Adam wohl sein mochte? Und wie schnell die Zeit vergangen war. Jetzt schrieben sie Januar 1809. Ein neues Jahr, das nicht viel versprach. Er dachte an England. Der bitterkalte Wind vom Meer würde um das Haus fauchen und durch den Garten. Und Catherine? Machte sie dieses Leben auf dem Land wirklich glücklich? Allein unter Leuten, von denen die meisten ihr immer fremd bleiben würden? Würde sie sich langweilen, die Geduld verlieren, sich anderswo Abwechslung suchen?
    Zwei Stunden später war die
Tybalt
endlich auf Schußnähe heran. Bolitho sagte: »Lassen Sie den Kommandanten bitten, zu uns an Bord zu kommen, Val.«
    Bolitho wartete, bis die Fregatte beigedreht und ein Boot zu Wasser gelassen hatte, und ging dann in seine Kajüte. Hoffentlich gab es Neuigkeiten.
    Kapitän William Esse war groß und dünn, lächelte freundlich und bewegte sich viel würdevoller, als seine fünfundzwanzig Jahre vermuten ließen. Er legte eine Leinentasche auf den Kajütentisch und setzte sich mit solcher Vorsicht, als fürchte er, seine Beine könnten sich verknoten.
    »Was gibt es Neues, Kapitän Esse? Ich muß es schnell wissen!« Esse lächelte und nahm ein Glas von Ozzard entgegen. »In Jamaika war es sehr heiß, Sir Richard. Die Sklavenrevolte war nur eine kleine örtliche Unruhe. Die Truppe, die wir hinbrachten, wurde überhaupt nicht

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