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Das letzte Riff

Das letzte Riff

Titel: Das letzte Riff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Sargeant und Martin zwängten sich in den Kartenraum, wo ihr Kommandant über den Karten brütete.
    Der Erste Offizier fragte: »Sie haben uns rufen lassen, Sir?«
    Adam lächelte und legt ihm entschuldigend die Hand auf den Arm. »Ich war gereizt, als ich an Bord kam. Tut mir leid.«
    Sargeant atmete auf. »Wir alle sind genauso bedrückt wie Sie seit dem Befehl, nicht das Flaggschiff zu suchen.«
    »Danke.« Adam griff zum Stechzirkel. »Nelson sagte einst, daß geschriebene Befehle niemals die Initiative eines Kapitäns ersetzen können.«
    Die beiden Offiziere beobachteten ihn stumm, während der Dritte über ihnen auf und ab schritt und sich vermutlich fragte, was da unten besprochen wurde.
    Leise sagte Adam: »Ich gehe das Risiko ein. Aber es trifft nur mich, wenn ich einen Fehler mache.« Er schaute sich um, als sähe er sein Schiff zum ersten Mal. »Gute Gelegenheiten muß man ergreifen.«
    Sargeant sah den Zirkel und bemerkte Adams Kursberechnungen. »Sie haben also nicht vor, nach Jamaika zu segeln, Sir? Sie jagen Sir Richards Schiffen hinterher.« Das sagte er ganz gelassen, und doch wußte jeder, daß die Folgen sie alle vernichten konnten.
    Leutnant Martin dachte laut: »Sie könnten alles verlieren, Sir!«
    »Ja, richtig. Darüber habe ich nachgedacht.« Adam deutete wieder auf die Seekarte. »Und dann könnte mir selbst mein Onkel nicht helfen.« Er sah sie an, seine Augen blickten entschlossen. »Machen Sie mit? Wenn nicht, nehme ich es Ihnen nicht übel …«
    Sargeant legte seine Rechte auf Adams Hand und Martin seine auf Sargeants. Dabei sagte er nur: »Ich werde Old Partridge neue Befehle geben, Sir. Er mag Jamaika sowieso nicht.«
    Sie ließen Adam allein im Kartenraum zurück. Der stand lange unbeweglich da und dachte an seinen Onkel und an Keen – irgendwo in der Dunkelheit da vorn. Der Ehemann seiner Geliebten. Warum ließ er ihn nicht in sein Verderben segeln?
    Adam warf den Zirkel auf die Karte und lächelte. »Sei’s drum! Keine Reue!«
    Bolitho ging über das schräge Deck nach Luv, bis er durch die Fenster die Fregatte
Anemone
beigedreht in Lee der
Black Prince
daliegen sah. Ihre Segel und ihr schlanker Rumpf leuchteten hellrosa im frühen Morgenlicht.
    Dann drehte er sich wieder um und sah seinen Neffen an. Adam hielt einen leeren Kaffeebecher in der Hand und wirkte so bedrückt wie ein Junge, den gerade jemand zusammengestaucht hatte, den er liebte oder respektierte. Hier kam beides zusammen.
    Bolitho sagte ernst: »Ich verstehe das nicht. Adam. Du hast absichtlich gegen deine Befehle gehandelt, um mich zu suchen?« Im Morgengrauen hatte der Ausguck die Bramsegel einer Fregatte gemeldet. Nur einen Augenblick hatte Bolitho geglaubt, die
Tybalt
kehre bereits zurück, nachdem sie seine Depeschen bei Herrick abgeliefert hatte. Doch er ahnte: Es war die
Anemone
.
    »Du weißt, was das heißen kann? Du bist jung und ein Teufelskerl, aber das hätte ich nie von dir geglaubt.« Bolitho hielt inne und schalt sich im Stillen selbst. »Aber genug davon. Wie hast du mich gefunden – noch vor der
Tybalt

    »Ich weiß eben, wie du in diesen Gewässern navigierst.« Adam stellte seinen Becher ab.
    Bolitho ging übers Deck und legte ihm die Hände auf die Schultern. »Ich bin trotz allem heilfroh, dich zu sehen. Wenn du gleich aufbrichst, kommst du mit höchstens einem Tag Verspätung in Jamaika bei Vizeadmiral Cochrane an. Die andere Hälfte meines Geschwaders hast du nicht entdeckt? Seltsam …«
    Adam stand auf und suchte Ozzard, der nie weit weg war.
    »Meine Gig soll sich bereit halten.« Dann wandte er sich wieder Bolitho zu. »Ich konnte doch nicht einfach lossegeln und dir keine Nachricht zukommen lassen. Ich wollte sie der
Tybalt
mitgeben, aber alles ging viel zu schnell.«
    »Jetzt weiß ich ja Bescheid, Adam. Deinen Bericht über den Munitionsschoner und die Batterie an Land muß man ernst nehmen. Ich verstehe nicht, warum sich Thomas Herrick nicht einfach über Sutcliffe hinwegsetzte. Der Lord war ja schon nicht mehr bei Verstand, als ich ihn besuchte. Thomas hätte rechtmäßig gehandelt. Ich verstehe ihn wirklich nicht!«
    Adam biß sich auf die Lippen. »Ich würde wirklich lieber hier bleiben. Übrigens würde ich dasselbe immer wieder tun – für dich!«
    Bolitho begleitete ihn bis zum Niedergang. Noch seltsamer war, daß Herrick die Depeschen vor Adams Aufbruch nicht geöffnet hatte. Also französische Schiffe – aber wie groß und wie viele? Und wer hatte den Oberbefehl über

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