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Das letzte Riff

Das letzte Riff

Titel: Das letzte Riff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Der andere drückte ihren Arm noch höher, bis die Frau voll Todesangst schrie.
    »So ja nun nicht, Freundchen!« Allday sah, daß der Mann sich umdrehte, und wartete auf den richtigen Augenblick. Dann traf der schwere, scharfe Stein ihn über den Augen, und Allday hörte Knochen knacken. Gleichzeitig sah er den zweiten Mann davonrennen. Die Frau versuchte, ihre Brust zu bedecken, sprachlose Angst in den Augen und ungläubige Überraschung.
    »Alles in Ordnung, meine Liebe.« Er beugte sich über den Liegenden. »Galgenvögel!«
    Und dann raste wieder der Schmerz durch seine Brust, so daß er weder atmen noch reden konnte.
    Die Frau beugte sich über den Zusammengebrochenen, hob seinen grauen Kopf auf ihre Knie. »Was ist denn? Was kann ich tun?«
    Allday wollte sie beruhigen, doch wieder überfielen ihn die Schmerzen, schlimmer als vorher. Wie damals auf dieser verdammten Insel: der Säbel des Spaniers und Bolitho, der seinen Angreifer abwehrte.
    Allday sah zu ihr auf. Ein gutes Gesicht, eine freundliche Frau. Er versuchte zu sprechen, aber wieder packte ihn der Schmerz.
    »Ich hole Hilfe!« versprach sie.
    Er hob eine Hand. Zitternd blieb sie auf ihrer Schulter liegen. Dann konnte er endlich murmeln: »Hinter der Mauer da …« Seine Stimme war so schwach, daß die Frau sich über ihn beugen mußte. Sie duftet nach Lilien, dachte er und flüsterte: »Da hinten … Rum!«
    Sie erhob sich und lief den Weg zurück.
    Alldays Blick suchte die Sonne. Von diesem Schmerzanfall durfte Sir Richard nichts erfahren. Sonst würde er ihn an Land setzen, ihn gestrandet zurücklassen, während er selber davonsegelte.
    Die Frau kam zurück, und er fühlte ihren nackten Arm unter seinem Kopf. Ihr Blick war ängstlich und unsicher. Allday schluckte Rum, danach tupfte sie mit dem Saum ihres Kleides seinen Mund ab. »Schon besser«, konnte er sagen.
    »Nelsons Blut nennt man das jetzt.«
    Sie packte seine Schulter. »Pferde!«
    Allday sah über sich zwei große Schatten, an denen Messingknöpfe glänzten. Also Männer der Küstenwache auf ihrem Ritt in die Stadt.
    Einer stieg ab und beugte sich über ihn. »John, du verdammter Kerl, was hast du wieder angestellt?« Doch sein Blick war besorgt.
    »Alles in Ordnung, Madam?« fragte der andere.
    Sie nickte und sah in Alldays Gesicht. »Er hat mich gerade gerettet. Da waren zwei Kerle
…«
    Der Küstenwächter musterte ihr zerrissenes Kleid und den beladenen Karren. »Straßenräuber. Sicherlich Deserteure.« Er zog eine Pistole aus dem Gürtel. »Ned, du reitest zum Haus von Squire Roxby, das ist näher. Ich bleibe hier, falls der andere zurückkommt.«
    Sein Kamerad schaute vom Pferd herab, deutete auf den Bewußtlosen. »Tot?«
    Der andere grinste. »Nein. Dem Squire wird das gefallen. Wieder einer, den er an der Straße hängen lassen kann.«
    Der Reiter wandte sich um und rief: »Da, die
Anemone
! Was für ein Anblick!«
    Das schien Allday wieder auf die Beine zu bringen. Er keuchte: »Das muß ich sehen!«
    Der Küstenwächter setzte sein Pferd in Bewegung. »Ich reite los. Und du, John Allday, benimm dich gefälligst. Ich möchte Admiral Bolitho nicht unter die Augen treten, falls dir was passiert.«
    Die Frau hob ihre Schürze, um seine Augen vor der Sonne zu schützen. »John Allday?« Das klang überrascht. »Von Ihnen hab’ ich schon gehört, Sir. Mein verstorbener Mann hat auf Ihrem Schiff gedient.«
    Das schien ihm wichtig. »Auf welchem Schiff, Madam? Ich kann mich bestimmt an ihn erinnern.« Aber er ahnte es schon: sicherlich auf dem Schiff, das nicht sterben konnte.
    Ihre Stimme klang belegt. »Über das Schiff gibt’s ein Lied.
    Es war die alte
Hyperion

    Lady Catherine Somervell sah zu, wie draußen Kisten und Kästen auf den Wagen geladen wurde, der vor dem Portal hielt. Am Kamin las Bolitho noch ein Schreiben von der Admiralität.
    Sie konnte ihm stundenlang zuschauen und mit ihm seine Gedanken teilen, die sich mit so vielem beschäftigten.
    »Die Postboten haben sicherlich alle Pferde zwischen Whitehall und hier zuschanden geritten«, sagte sie. »Um was geht es diesmal?«
    Er blickte hoch, weit weg mit seinen Gedanken. »Um Thomas Herrick. Sie haben ihm offenbar sofort ein Kommando in Westindien gegeben.«
    Sie schob die Hand unter seinen Arm. »Das tut ihm sicherlich gut.«
    Er lächelte. »Man sagt ja, daß das Kriegsgericht einen Mann entweder ganz nach oben befördert oder ihn ruiniert.«
    Irgendwo auf dem Hof lachte Allday. Er schien wie verwandelt zu sein,

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