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Das letzte Riff

Das letzte Riff

Titel: Das letzte Riff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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legte.
    »Verzeihen Sie, Sir Richard …« Er vermied es, Lady Catherine anzuschauen, und schluckte vor Aufregung. Im selben Haus zu leben und den beiden so nahe zu sein, über die ganz London sprach, das war, als lebe er am Hof des Königs. »Aus der Stadt wird gemeldet, daß Ihr Schiff in Carrick Reede vor Anker gegangen ist.«
    Bolitho lächelte. Plötzlich war er so aufgeregt wie ein junger Midshipman vor seinem ersten Auslaufen. »Wir gehen morgen an Bord. Stephen soll sich um alles kümmern.«
    Er schaute sich um und sah Keen die ausgetretene Treppe hochsteigen. Was mochte er denken? Bereute er vielleicht schon, das Kommando über die
Black Prince
jemand anderem überlassen zu haben? Überlegte er im Geist, ob die Beförderung das Verlassen seiner jungen Frau hier in Falmouth aufwog?
    »Morgen ist es soweit, Val«, sagte Bolitho.
    »Ich bin bereit, Sir Richard. Ein Kapitän ohne Schiff, aber immerhin …«
    »Ist das Schiff schon eingetroffen?« Zenoria kam aus der Bibliothek und suchte mit Blicken sofort ihren Mann.
    »Eure Trennung ist nicht für immer. Aber ich glaube, Val tut das Beste für seine Zukunft – und für Ihre. Trotzdem war es eine schwere Entscheidung.« Bolithos Stimme klang freundlich.
    Zenoria sah von einem zum anderen. »Tut mir leid, Sir Richard, aber ich wußte nicht, daß er die Wahl hatte. Ich dachte, meinem Mann wurde befohlen, dieses Kommando anzunehmen.«
    »So ist es eben in der Marine, Zenoria«, sagte Bolitho. Um die plötzliche Spannung zu brechen, wandte er sich an Keen.
    »Wollen wir ein paar Schritte gehen? Ich habe neue Nachrichten von der Admiralität.«
    Als sie allein waren, legte Catherine einen Arm um die Schultern der jungen Frau und sagte sanft: »Versuchen Sie, ihn so zu lieben, wie er Sie liebt, Zenoria. Er muß es wissen, Sie müssen es ihm sagen. Jeder Mann sehnt sich danach. Und Val ist ein guter Mann, jedes Vertrauen wert.«
    Zenoria sah sie an, Tränen standen in ihren Augen. »Ich versuche es ja, Catherine. Ich versuche es immer wieder …«
    Draußen waren Schritte zu hören. Neue Kisten wurden aufgeladen.
    »Gehen Sie zu ihm und lieben Sie Ihren Mann, wie ich den meinen liebe.« Catherines schöne dunkle Augen wurden plötzlich feucht. Ich liebe ihn so sehr, daß ich Angst vor jedem Abschied habe, dachte sie. Verlassen haben ihn die, denen er half. Und so viele seiner Freunde ruhen auf dem Grund der Ozeane. Aber so ist nun mal sein Leben, ich wußte es, als ich Ja zu ihm sagte. Trotzdem … Manchmal wenn ich aufwache, und er liegt nicht neben mir, denke ich, mein Herz bricht.
    Dann entdeckte sie Allday und fragte, plötzlich wieder strahlend: »Was höre ich da von einer heimlichen Romanze? Sie haben eine Frau aus großer Not gerettet?«
    Allday grinste zurück. Woher sie das schon wieder wußte! Und dann wurde ihm klar, daß er zur rechten Zeit am rechten Ort gewesen war.
    Valentine Keen ging durch die morgendlichen Schatten, seine Schuhe rutschten auf dem feuchten Gras. In der Nacht mußte viel Tau gefallen sein, doch jetzt tönte der Garten von allerlei Vogelgezwitscher. Bald würde die Sonne aufgehen. Er roch die See in der Morgenbrise. Das machte ihn unruhig und etwas traurig.
    Er legte den Arm fester um Zenorias schmale Schultern und dachte zurück an diese letzte Nacht in England. Die letzte für lange Zeit? Aber solche Gedanken plagten jeden Seemann, ob Admiral oder Matrose, wenn der Anker gelichtet wurde. Immer konnte es die letzte Reise sein, zu der sie aufbrachen.
    Ein Rotkehlchen meldete sich mit trillerndem Ruf aus dem Gebüsch.
    »Bald ist es soweit, Zenoria«, sagte Keen und blieb an der alten Mauer stehen. »Laß es dir gutgehen. Ich weiß, du bist in besten Händen, aber …«
    Sie legte den Kopf an seine Schulter, und er zog sie noch enger an sich. Leise sagte er: »Ich liebe dich so sehr, Zenoria, und fürchte immer, dich zu verlieren.« Er sah in ihren Augen die erste Spur des Tageslichts.
    »Niemals«, sagte sie. »Nicht nach allem, was du für mich getan hast.« Sie schwieg, weil er mit den Fingerspitzen über ihre Lippen fuhr.
    »Denk’ nicht mehr daran. Denk’ an heute, an uns. Ich brauche deine Liebe so sehr, aber ich fürchte, dich zu erschrecken. Ich bin so unbeholfen und weiß so wenig. Im einen Augenblick spüre ich, du bist mir ganz nah, aber im nächsten bist du mir entglitten, und eine gewaltige Kluft gähnt zwischen uns.«
    Sie nahm seinen Arm und führte ihn den langen, gewundenen Pfad zurück. Ihr Morgenmantel streifte den

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