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Das letzte Riff

Das letzte Riff

Titel: Das letzte Riff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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sie taumeln wie betrunken.
    Catherine sah überrascht auf, als Allday ihr ein paar Sandalen anbot, die er aus Ozells Rucksack geschnitten hatte. Sie dankte ihm bewegt: »Du bist ein guter Freund, John!«
    Allday vergaß ergriffen für einen Augenblick die Gefahr, die auf dieser Insel lauern konnte. »Nun, Mylady, es ist ja wirklich so, wie Mr. Yovell sagte: Wir haben zur Zeit nichts anderes vor.«
    Bolitho ging mit ihr durch das flache Wasser und wartete, bis sie in die Sandalen geschlüpft war. Der Strand war glühendheiß.
    »Schauen Sie sich um, Val«, sagte er dann. »Nehmen Sie Ihren Bootssteurer und klettern Sie auf den Hügel da. Vielleicht kann man von dort sogar die andere Insel sehen. Das würde allen Mut machen.«
    Allday wollte gerade das Boot verlassen, als Ozzard ihn am Ärmel zog. »Sieh mal, John!«
    Es war ein kleiner Beutel, sorgfältig hinter einem leeren Wasserfäßchen verborgen. Er war gut verschnürt und schwer. Allday betastete den Inhalt. »Das ist Gold! Wem gehört es?«
    »Wer es da versteckt hat, ist ein Meuterer gewesen. Kein Irrtum möglich.«
    Sie stopften den Beutel in das Versteck zurück. »Ich behalte ihn im Auge«, versprach Allday.
    Keen begann den Hügel zu erklettern, den höchsten Punkt dieser kahlen Insel, die nicht mehr war als ein sonnenverbrannter Fleck im Ozean. Als sie an einigen Felsbrocken vorbeikamen, rief Tojohns erschreckt: »Jesus Christus! Sehen Sie sich das an, Sir!«
    Ein Skelett. Es lag da, wie der Mann gefallen war – ein Schiffbrüchiger, ein Ausgesetzter, ein Ermordeter? Die Knochen verrieten nichts.
    Dann erreichten sie den Gipfel, Keen sank auf die Knie und sagte scharf: »Runter, Mann!«
    Die andere Insel war erkennbar – so wie Bolitho vermutet hatte: ein flacher grüner Schimmer am Horizont. Aber was Keen viel deutlicher ausmachen konnte, hatte er schon vom Ausguck der
Golden Plover
aus gesehen: die Brigg, die sie verfolgt hatte. Sie lag unterhalb des Hügels auf der anderen Inselseite: das Sklavenschiff, das ihnen das Gold hatte abjagen wollen, das jetzt irgendwo in den Tiefen des Hundertmeilenriffs verstreut lag.
    »Ich gehe und warne unsere Leute, Tojohns. Du bleibst hier als Beobachter. Wenn sie ein Boot aussetzen und an Land rudern, kommst du sofort runter zu uns.«
    Er stolperte den kahlen, heißen Hügel hinunter, immer noch wie betäubt von seiner Entdeckung. Dieser leblose Fleck Erde war bis eben ein Symbol für ihre Rettung gewesen. Jetzt war er nur noch eine Falle.
    Bolitho hörte ihm ohne Kommentar zu und beobachtete dabei Ozzard und Sophie, die Muscheln sammelten. Dann drängten sie sich um Ozzard, der seinen Becher in einen Eimer tauchte, den Owen in einem winzigen Bach am Hügel gefüllt hatte. Feierlich sagte er: »Regenwasser. Ich werde das Faß damit füllen.«
    Yovell legte die Arme um Sophie und strahlte. »Es schmeckt wie Wein, meine Liebe!«
    Bolitho rief laut: »Alle mal herhören! Das Sklavenschiff, das hinter uns her war, ankert auf der ändern Inselseite.« Er sah, wie sie begriffen. »Hier können wir also nicht bleiben.« Er dachte an das Skelett, von dem Keen ihm berichtet hatte; wahrscheinlich gab es hier noch mehr davon. »Also werden wir diese Bucht in der Abenddämmerung wieder verlassen.« Er sprach langsam, damit jedes Wort verstanden wurde. »Wir müssen die grüne Insel dort drüben erreichen. Es weht eine gute Brise – vielleicht brauchen wir nicht mal zu rudern.«
    Allday beobachtete ihre Reaktionen, besonders die der beiden einzigen Überlebenden der
Golden-Plover
-Besatzung. Wer von ihnen hatte das Gold im Boot versteckt? Sicherlich nicht Owen, der hatte mehr als einmal seine Treue bewiesen. Der harte Mann aus dem Norden, Cuppage? Kein Muskel hatte sich in seinem Gesicht bewegt, als Keen das Sklavenschiff erwähnte. Vielleicht aber hatte auch der vom Salzwasser verrückt gewordene Tucker das Gold versteckt und sein Geheimnis mit in den Tod genommen? Oder sogar der Skipper selber, als winzigen Ausgleich für den Verlust seines Schiffes? Allday griff nach dem Dolch in seinem Gürtel. Wer auch immer, er würde ihn zur Hölle schicken, falls er noch lebte.
    Wo einst Bäume gestanden hatten, die jetzt wie riesige weiße Knochen im Sand lagen, nahm Catherine Bolitho in die Arme und hielt ihn fest – endlich einmal fern neugieriger Blicke. Sie blickten einander in die Augen. Dann sagte sie leise: »Ich hatte schon gezweifelt. Aber jetzt weiß ich, wir werden bald in Sicherheit sein.«
    Der arme Teufel auf dem Hügel

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