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Das letzte Riff

Das letzte Riff

Titel: Das letzte Riff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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das uns ablenkte.«
    »Manche meinen, Sie seien sehr attraktiv, Lady Catherine.
    Ich hätte doch gedacht …«
    Roxby wollte sie unterbrechen, während alle anderen schwiegen. Aber Catherine legte ihm die Hand auf den Arm und sagte: »Ich glaube, jeder am Tisch weiß, woran Sie denken Mrs. Vincent.« Sie hörte Miles leise kichern. »Doch aus Respekt vor unseren Gastgebern und aus Liebe für diesen tapfersten und gütigsten aller Männer werde ich Ihnen nicht darauf erwidern. Aber wenn Sie das noch mal versuchen, werden Sie mich kennenlernen!«
    Felicity stand auf. Ein Diener eilte herbei, um ihr den Stuhl zu halten. »Ich habe plötzlich Kopfschmerzen«, sagte sie.
    »Würdest du mich bitte nach Hause begleiten, Miles?«
    Erregt sagte Nancy, als ihre Schwester gegangen war: »Scham und Ekel – was sonst könnte man für sie empfinden?« Bolitho sah voller Stolz die Frau an, die gerade öffentlich ihre Liebe zu ihm bekannt hatte, ohne Einschränkung und ohne Furcht.
    In die Stille hinein verlangte Roxby nach mehr Portwein und sagte: »Das haben Sie gut gemacht, Lady Catherine. Aber ich hätte es schon nicht zugelassen, daß sie unsere Wiedersehensfeier stört.«
    »Stören?« Catherine warf den Kopf zurück und lachte fröhlich. »Wer einen Ozean mit blutdürstigen Haien geteilt hat, den kann selbst eine so verbitterte Frau nicht aus der Ruhe bringen!«
    Viel später lenkte der junge Matthew die Kutsche vorsichtig über die schmalen Landstraßen. Die Felder lagen in hellem Mondlicht. Catherine öffnete beide Fenster, so daß ihre nackten Schultern silbrig glänzten.
    »Ich habe nicht zu hoffen gewagt, daß wir das alles je wiedersehen würden«, sagte sie, den Duft des Landes tief einatmend.
    »Es tut mir leid, daß meine Schwester …«
    Sie wandte sich ihm zu und legte ihm den Finger auf den Mund. »Denk’ nur an uns und an das, was wir zusammen erlebt haben. Selbst wenn man uns wieder trennt, werde ich im Geist bei dir sein wie nie zuvor. Dein Schiff und deine Männer sind jetzt auch die meinen.« Dann fragte sie sanft: »Was macht dein Auge?«
    Bolitho schaute zum Mond empor. Ein Ring wie aus Nebel umgab ihn. »Es ist schon viel besser«, log er.
    Sie lehnte sich an ihn. »Ich kann dir nicht glauben. Am besten schreibe ich wieder an den Arzt.« Sie umarmte ihn und seufzte auf, als er sich über sie beugte und ihre nackte Schulter küßte. »Aber zuerst mußt du mich lieben. Es ist so lange her …«
    Matthew war auf seinem Kutschbock eingedöst, denn die Pferde fanden den Weg von allein. Aber er wurde plötzlich hellwach, als er ihre Stimmen hörte, Catherines Gelächter und dann die intime Stille. Schön, daß sie wieder da waren, heil und gesund. Allday hatte ihm berichtet, wie sie zu Sir Richard gestanden hatte, furchtlos vor den Meuterern – und wie sie zugestochen hatte.
    Matthew grinste. Mit einer Frau wie dieser konnte Sir Richard die ganze Welt erobern.
    Bodmin in der Grafschaft Cornwall war ein Knotenpunkt für die Routen der Postkutschen. Von hier gab es Verbindungen nach Exeter und London im Osten, nach Barnstaple im Norden und zu den großen Häfen wie Falmouth und Penzance im Westen. Deshalb besaß Bodmin viele Gasthöfe und Poststationen, aber auch viele billige Unterkünfte für ärmere Reisende. Die Stadt lag am Rand des berüchtigten Bodminer Moors, in dem Räuber lange ihr Unwesen getrieben hatten. Als Warnung für andere verrotteten die Leichen mancher Hingerichteter an Galgen neben den Landstraßen.
    Aber das »Royal George« war ein angenehmes Gasthaus mit einem gemütlichen Aufenthaltsraum für die Reisenden. Unter der niedrigen Decke, vor einem Kaminfeuer, konnte man sich hier mit einem Krug Bier oder mit Stärkerem erfrischen und dazu vortrefflichen Käse oder kaltes Fleisch genießen, während die Pferde für die nächste lange Etappe nach Plymouth gewechselt wurden.
    Kapitän Adam Bolitho lehnte ab, als ein Bediensteter ihm Hut und Mantel abnehmen wollte, und warf sich in einen Sessel mit hoher Lehne, weit weg vom Feuer. Er hüllte sich in seinen Mantel, als Schutz vor neugierigen Fragen. Frühmorgens hatte er Falmouth mit der ersten Kutsche verlassen, den Kragen hochgestellt und den Mantel mit einer Spange zusammengehalten, damit sein Rang nicht erkennbar wurde. Seine Reisegenossen waren Zivilisten, die meisten von ihnen Kaufleute, die begeistert über den Handel mit Portugal und Spanien gesprochen hatten, wenn der Krieg sich dorthin ausdehnen würde. Einer hatte Adams Hut entdeckt

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