Das letzte Riff
wußte, daß Bolitho sie immer noch ansah. Vielleicht bildete sie sich das mit Zenoria und Adam ja auch nur ein? Jedenfalls durfte Richard nie davon erfahren.
Jetzt wurde Roxby feierlich: »Ich bitte Sie alle, aufzustehen und Ihr Glas auf Falmouths größten Sohn und auf Lady Catherine zu leeren, deren Schönheit nur noch von ihrem Mut übertroffen wird.«
Man trank den Toast und ließ sich wieder gemütlich nieder, während die Diener den Nachtisch servierten.
Bolitho seufzte. Seit seinen Tagen als Midshipman hatte er nie mehr großen Appetit entwickelt. Viel lieber wollte er in Catherines Nähe sein, sie berühren. Dieses getrennte Sitzen und die wogende Fröhlichkeit erinnerten ihn an die Nacht, als sie sich in Spanish Harbour wiedergefunden hatten. Ihr hinterhältiger Mann hatte ihm damals ein ähnliches Festessen wie dieses gegeben, und es war eine Tortur gewesen.
Er zupfte an seiner Weste. Nach der Reise in der Jolle war er hager zurückgekehrt, aber Lewis Roxbys opulentes Mahl aus Fisch, Geflügel, Wild und einer Fülle anderer Gänge würde das wohl ändern.
Dann dachte er über die erstaunlichen Neuigkeiten nach, die er von Godschale erfahren hatte. Unter anderem hatte er sich nach Kapitän Hector Gossage erkundigt, Herricks Flaggkapitän bei jenem unglückseligen Konvoi.
»Konteradmiral Gossage, bitte, Sir Richard. Zur Zeit hat er den Auftrag, Holz für den Schiffbau zu finden. Es gibt offenbar nicht mehr genügend Eichenwälder in England.«
Bolitho erinnerte sich an das kurze, private Gespräch, das der Vertreter der Anklage und Sir Paul Sillitoe während der Kriegsgerichtsverhandlung gegen Herrick geführt hatten. Bin ich denn so naiv, daß ich es nicht spüre, wenn jemand bestochen wird? dachte er. Sie hatten Gossage dazu überredet, seine Aussage so zu formulieren, daß kein Schatten auf Herrick fallen konnte. Und daß die Admiralität vor allen Ansprüchen auf Schadensersatz bewahrt wurde, die sie im Fall von Herricks Verurteilung hätte erfüllen müssen.
Die nächste Neuigkeit: Sowie die
Golden Plover
als verloren galt, hatte Godschale schnell einen Ersatzmann ans Kap beordert, Konteradmiral Viscount Ingestre, einen der drei Beisitzer bei der Verhandlung.
Godschale war bester Laune gewesen. »Bei Gott, es tut gut, Sir Richard, Sie wieder unter uns zu sehen! Ebenso jenes bezaubernde Wesen in Ihrer Begleitung. Stellen Sie sich nur vor, Sie wären einen Monat später zurückgekehrt. Dann hätten Sie Ihren eigenen Gedenkgottesdienst besuchen können, hier in London.«
Der Verlust der
Golden Plover
hatte vieles geändert. Keen würde nun nicht Kommodore werden, und von einer Teilnahme am Feldzug in Portugal war keine Rede mehr. Bolitho hatte Catherine das meiste davon erzählt, als sie in ihrer Kutsche nach Chelsea zurückgekehrt waren. Wenn es den Lords der Admiralität gefiel, würde er wieder seine Flagge auf der neuen
Black Prince
setzen, die immer noch in Portsmouth lag. Was sich sein Flaggschiff kürzlich geleistet hatte, war kaum glaubhaft. Konnte denn ein Schiff einen eigenen Willen besitzen? Jedenfalls – nach Abschluß ihrer Reparaturen hatte die
Black Prince
ihren Liegeplatz verlassen, unter dem Kommando eines neuen Kapitäns; ein Admiral war noch nicht bestimmt. Kaum war sie ankerauf gegangen, als sie mit einem alten Zweidecker zusammenstieß, der als Proviantlager diente. Der Zweidecker war gekentert und gesunken, und die
Black Prince
war zur abermaligen Reparatur in die Werft zurückgekehrt. Ihren neuen Kommandanten erwartete jetzt ein Kriegsgericht. So war das eben. Schicksal. Er selbst rechnete nun damit, mit der
Black Prince
in die Karibik abkommandiert zu werden.
Catherine hatte ihm still zugehört, den Ausblick auf den Fluß genossen, die Händler rufen hören, sich über Hunde gefreut und die Soldaten vor den Kneipen trinken gesehen.
»Ich werde nichts gegen einen neuen Einsatz sagen, Liebster. Ich weiß jetzt besser, wer du bist. Ich habe das Leben auf See mit dir geteilt, wie es noch kaum eine andere Frau mit ihrem Mann konnte.« Stolz hatte sie ihn angeschaut. »Ich liebe dich so …«
Bolitho blickte hoch, denn er hörte seine Schwester Felicity laut fragen: »Allein in einem Boot mit so vielen Männern, Lady Catherine – das hat doch sicher zu einigen Problemen geführt?«
Mit blitzenden Augen antwortete Catherine: »Wir haben natürlich nicht jeden Tag serviert, Mrs. Vincent. Und wir konnten uns auch so gut wie gar nicht zurückziehen. Aber wir hatten anderes,
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