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Das Letzte Ritual

Das Letzte Ritual

Titel: Das Letzte Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardottir
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alte Kirche, die Brynjólfur in den Jahren 1650 und 1651 bauen ließ, fiel 1784 einem Erdbeben zum Opfer.«
    »Aber hat man nicht versucht, die Bücher zu finden?«
    »Wir haben noch nicht mal die Grabstätte von Brynjólfur und seiner Familie gefunden, obwohl es eine Ortsbeschreibung gibt. Er starb 1675. Es ist völlig abwegig, nach Büchern zu suchen, die vielleicht damals hier vergraben wurden. Es ist auch nicht genau überliefert, was mit den vererbten Büchern geschah. Árni Magnússon fand angeblich einige von ihnen, als er Ende des 17. Jahrhunderts begann, Handschriften zu sammeln. Ein paar Bücher sind an Brynjólfurs Monogramm zu erkennen.«
    »BS?«, fragte Dóra, nur um etwas zum Gespräch beizutragen.
    »Nein. LL«, antwortete der junge Mann und lächelte.
    »LL?«
    »Loricatus Lupus – lateinisch für ›geharnischter Wolf‹ oder auf Isländisch: Brynjólfur.« Er lächelte Dóra zu, die instinktiv mit den Fingern schnippte – Loricatus Lupus stand auf Haralds Notizzettel. Falls dieses Gekritzel etwas mit dem Mord zu tun hatte, waren sie ganz gewiss auf der richtigen Spur.
    Kurz darauf war das Gespräch beendet. Matthias und Dóra bedankten sich für die Auskünfte und verabschiedeten sich. Bevor Matthias den Motor anließ, drehte er sich zu Dóra und sagte:
    »Loricatus Lupus, tja. Sollen wir warten, bis alle weg sind, und dann die ganze Gegend umgraben?«
    »Ja, unbedingt«, entgegnete Dóra grinsend. »Fangen wir auf dem Friedhof an.«
    »Okay, die Schaufel nehmen Sie – immerhin tragen Sie die passende Kleidung fürs Graben. Ich leuchte Ihnen mit den Autoscheinwerfern.«
    Sie ließen Skálholt hinter sich. »Ich weiß, wohin wir als Nächstes fahren«, sagte Dóra unschuldig. »In der Nähe von Hella gibt es ein paar Höhlen, angeblich von den Papar. Vielleicht entdecken wir dort etwas, das Haralds Interesse an diesen Einsiedlermönchen erklärt. Mein Gefühl sagt mir, dass er sich die Taschenlampe ausgeliehen hat, um sich in den Höhlen umzusehen.«
    Matthias zuckte die Achseln. »Die sind bestimmt einen Blick wert – haben wir eine Taschenlampe?«
    »Wir halten an der Tankstelle und besorgen uns eine.«
    Als sie in Hella ankamen, war es stockdunkel. Sie fuhren zur Tankstelle und kauften zwei Taschenlampen. Auf ihre Frage nach den Höhlen verwies sie der Tankwart an das Hótel Mosfell. Da es nur einen Katzensprung entfernt war, gingen sie zu Fuß. Ein sympathischer, älterer Mann kam mit ihnen hinaus und zeigte ihnen die Höhlen, deren Umrisse sich jenseits der Nationalstraße auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses abzeichneten. Er erklärte ihnen auch den besten Fußweg, da man mit dem Auto nicht bis an die Höhlen heranfahren konnte. Nachdem sie sich herzlich bei ihm bedankt hatten, gingen sie wieder zum Auto und fuhren über die Brücke bis zu der Stelle, an der sie nach Aussage des Mannes den Wagen parken sollten. Zu Dóras großer Freude mussten sie ein kurzes Stück über eine Wiese laufen, die zu einem Bauernhof gehörte. Matthias rutschte unentwegt mit seinen glatten Schuhsohlen aus, fing sich aber jedes Mal wieder, indem er wild mit den Armen wedelte. Als sie den Rand der Senke, die zu den Höhlen führte, erreicht hatten, war Dóra in bester Laune.
    »Da«, sagte sie und zeigte geradeaus. Sie schaute ihn mit gespielter Sorge an. »Glauben Sie, Sie schaffen es ohne Probleme den Hang hinunter?«
    Matthias schnitt eine Grimasse und bemühte sich, männlich zu erscheinen. Anschließend tippelte er wie ein neunzigjähriger Greis den Abhang hinunter, während Dóra wie ein junges Reh nach unten hüpfte. Dort angekommen, genoss sie den Anblick und rief ihm hämisch zu: »Beeilen Sie sich!« Matthias ignorierte sie. Schließlich kam er heil unten an.
    »Was für eine Hektik«, sagte er und schaltete seine Taschenlampe ein. »Sind Sie so ungeduldig, weil Sie es nicht erwarten können, mit mir essen zu gehen?«
    Dóra knipste ihre Taschenlampe ebenfalls ein und richtete den Lichtstrahl auf Matthias’ Gesicht. »Nicht unbedingt. Kommen Sie.« Sie drehte sich auf dem Fuß um und betrat die erste Höhle.
    »Wow, wie haben die das bloß hingekriegt?«, sagte sie verdutzt und ließ den Lichtstrahl durch den riesigen Raum wandern. Die Papar mussten die Höhlen mit primitiven Werkzeugen in den Sandstein gehauen haben.
    »Wozu sollten die Höhlen eigentlich gut sein?«, fragte Matthias.
    »In erster Linie Schutzunterkünfte«, tönte eine unbekannte Stimme vom Höhleneingang.
    Dóra stieß

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