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Das Letzte Ritual

Das Letzte Ritual

Titel: Das Letzte Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardottir
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Hilfe der Kirche erbeten. Das Buch wurde also nicht verbrannt, jedenfalls nicht sofort.«
    Dóra hob die Augenbrauen. »Ein Bote auf dem Weg zur Hölle? Klar. Klingt ja wie die natürlichste Sache der Welt.«
    Matthias grinste. »Stimmt.« Er nahm einen Schluck Wein.
    »Damals war das nicht so abwegig«, erklärte Elisa ernst. »Die Hölle wurde als realer Ort im Inneren der Erde angesehen. Und es gab einen Zugang, der sich in Island befinden sollte. Auf irgendeinem Vulkan, ich kann mich nicht an den Namen erinnern.«
    »Hekla«, beeilte sich Dóra zu sagen, bevor Matthias versuchen würde, das Wort auszusprechen. Das war also der Grund – deshalb war Harald nach Island gekommen. Er hatte die Hölle gesucht. Und genau das waren die Worte gewesen, die er Hugi zugeflüstert hatte.
    »Ja, genau«, sagte Elisa. »Dort sollte das Manuskript hingebracht werden. Jedenfalls glaubte Harald das. Er hat nach Quellen über die Reise dieses Boten gesucht und einen Hinweis darüber in den Kirchenannalen von Kiel aus dem Jahr 1486 gefunden. Da ist von einem Mann die Rede, der mit einem Brief des Bischofs von Brixen mit der Bitte um Unterkunft und Unterstützung auf dem Weg nach Island nach Kiel kam. Er sei zu Pferd gekommen und habe etwas bei sich gehabt, das er wie seinen Augapfel hütete, etwas Schwarzes, Dunkles. Ihm wurde das Sakrament verweigert, da er das Päckchen nicht aus der Hand geben wollte und damit die Kirche nicht betreten durfte. Der Mann verbrachte zwei Nächte in Kiel und setzte dann seinen Weg in den hohen Norden fort.«
    »Und? Hat Harald etwas über den Ausgang dieser Reise herausbekommen?«, fragte Matthias.
    »Nein«, antwortete Elisa. »Jedenfalls nicht direkt. Harald kam nach Island, nachdem er die Spur durch halb Europa verfolgt hatte. Das war am Anfang wohl ziemlich schwierig, aber irgendwann stieß er auf einen alten dänischen Brief, in dem von einem jungen Mann die Rede ist, der auf irgendeinem Bischofssitz, ich weiß nicht mehr, wo, an Masern starb. Und dieser Mann war auf dem Weg nach Island. Er kam nachts auf dem Bischofssitz an, schwer krank und in schlechter Verfassung, und starb wenige Tage später. Vor seinem Tod bat er jedoch den Bischof darum, das Päckchen nach Island bringen und in den Krater der Hekla werfen zu lassen – mit dem Segen des Bischofs von Brixen. Ein paar Jahre später forderte der dänische Bischof die katholische Kirche in Island in einem Brief auf, die Sache zu Ende zu bringen. Er werde das Päckchen einem Mann mitgeben, der auf dem Weg nach Island sei, um im Namen des Papstes für den Bau der Peterskirche in Rom Ablassbriefe zu verkaufen.«
    »Und wurde das Manuskript denn nun in den Krater der Hekla geworfen?«, fragte Matthias.
    »Harald hielt das für unwahrscheinlich, da es niemand wagte, den Berg zu besteigen, zumal es ein paar Jahre später einen Vulkanausbruch gab. Dadurch wurden dann endgültig alle abgeschreckt, die es vielleicht vorgehabt hatten.«
    »Aber wo ist das Buch denn aufgetaucht?«, fragte Matthias.
    »Auf einem Bischofssitz, irgendwas mit S, glaube ich.«
    »In Skálholt?«, fragte Dóra.
    »Ja, kann sein«, antwortete Elisa.
    »In Skálholt wurde nie eine Handschrift des Hexenhammers gefunden«, erklärte Dóra und trank einen Schluck Kaffee.
    »Harald glaubte, die Handschrift sei bis zum Eintreffen der ersten Druckpresse dort geblieben und dann zu einem anderen Bischofssitz gebracht worden. Irgendein Ort mit P.«
    »Hólar«, sagte Dóra, obwohl das nicht mit P anfing.
    »Ich weiß es nicht mehr«, sagte Elisa. »Kann schon sein.«
    »Wahrscheinlich hat irgendjemand das Päckchen geöffnet. Aber was ist dann mit dem Buch geschehen? Es ist nie veröffentlicht worden, oder?«, fragte Matthias Dóra.
    »Nein«, antwortete sie. »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Ja«, sagte Elisa. »Harald hat entdeckt, dass das Buch nie aus Skálholt weggebracht worden war. Er hat es in dieser Gegend gefunden. Er sagte, man habe es versteckt, damit es nicht außer Landes gebracht werden konnte.«
    »Und wo war es?«, fragte Dóra.
    Elisa trank einen Schluck Wein. »Ich weiß es nicht. Harald wollte es mir nicht sagen. Er wollte mir den Rest der Geschichte erst erzählen, wenn er das Buch in der Hand hat.«
    Dóra und Matthias konnten ihre Enttäuschung nicht verbergen. »Haben Sie nicht weiter danach gefragt? Hat er nichts durchblicken lassen?«, fragte Dóra ungeduldig.
    »Nein, es war schon sehr spät und er hat sich so über die Sache gefreut, dass ich ihm die Spannung

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