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Das Letzte Ritual

Das Letzte Ritual

Titel: Das Letzte Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardottir
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sowieso keine Rolle, ob du es jetzt oder später erfährst. Bei Harald wurde ein Karton mit allen möglichen abartigen Dingen gefunden, in der gemeinsamen Waschküche. Darunter war auch ein Stück Leder mit einem Ver …«
    »Einem Vertrag über die Augen«, schnitt ihm Dóra seelenruhig das Wort ab. »Der ist mir bekannt.«
    Die Wangen des Polizisten röteten sich. »Und du bist nicht zufällig auf die Idee gekommen, dich mit uns in Verbindung zu setzen? Gibt es vielleicht sonst noch was Wichtiges, das du uns bis jetzt verheimlicht hast?«
    Dóra ließ die zweite Frage außer Acht und beschränkte sich auf die erste. »Unter uns gesagt, Matthias und ich sind erst heute darauf gekommen, und es war auch nur eine Vermutung. Wir hatten im Gegensatz zu euch keine Beweise in der Hand.«
    »Trotzdem hättet ihr uns informieren sollen«, sagte Markús, immer noch erregt.
    »Das hätten wir selbstverständlich getan«, entgegnete Dóra, ebenfalls erregt. »Heute ist Sonntag – wir hätten dich nicht wegen eines vagen Verdachts an deinem freien Tag belästigt. Wir hätten dich morgen kontaktiert.« Sie schenkte ihm ihr lieblichstes Lächeln.
    »Das sagst du jetzt. Ich hoffe, es stimmt auch.« Er schaute sie so an, als würde er ihr kein Wort glauben.
    »Welche anderen abartigen Dinge wurden denn noch gefunden?«, fragte Dóra.
    »Zwei Finger, eine Hand, ein Fuß und ein zerquetschtes Ohr.« Er schien erwartet zu haben, dass sie davon ebenfalls gewusst hatte. Ihr Gesichtsausdruck zeugte vom Gegenteil. »Wahrscheinlich von unterschiedlichen Personen.« Er wartete auf ihre Reaktion.
    »Was?« Dóra war entsetzt. Sie wusste nur von dem Finger, den Gunnar erwähnt hatte. Der Finger, der im Árnagarður gefunden worden war, aber nicht mit Harald in Verbindung gebracht werden konnte. Was hatte das zu bedeuten? »Willst du mir damit sagen, es handelt sich um einen Serienmörder? Der die Körperteile seiner Opfer sammelt?«
    »Darüber können wir derzeit noch nichts sagen. Dein Mandant behauptet, nichts davon zu wissen. Aber er lügt. Ich weiß, wann jemand lügt.«
    »Aber welche Beweise habt ihr denn? Nur den von Halldór unterschriebenen Vertrag?«
    »Ja«, antwortete Markús. »Außerdem lag ein Metallsternchen von den Schuhen, die Harald an dem Mordabend trug, unter der Türschwelle des Studentenzimmers im Árnagarður. Das lässt darauf schließen, dass die Leiche durch die Tür geschleift wurde. Halldór hatte natürlich Zugang zu diesem Raum. Der Mord muss dort passiert sein. Am selben Ort wurde auch ein Teelöffel gefunden. Blutverschmiert. Wir haben ihn auf Fingerabdrücke untersuchen lassen und Halldórs Fingerabdrücke sind drauf. Das Blut an dem Löffel stammt von Harald; die ersten Untersuchungen weisen zumindest darauf hin.«
    »Ein blutverschmierter Teelöffel«, sagte Dóra verwundert. »Was hat der eurer Meinung nach mit der Sache zu tun?«
    Markús antwortete nicht direkt. »Der Hausmeister, der auch die Putzfrauen beaufsichtigt, hat ihn einem Professor gegeben, und der hat uns dann umgehend benachrichtigt.« Markús schaute Dóra ungehalten an. »Dieser Mann hat im Gegensatz zu dir nicht bis Montag gewartet.«
    »Aber ein blutverschmierter Teelöffel. Ich verstehe nicht ganz, was er mit der Sache zu tun hat und warum er erst jetzt gefunden wurde. Nach dem Fund der Leiche wurde doch das ganze Gebäude durchsucht, oder?«
    »Mit dem Teelöffel wurden der Leiche höchstwahrscheinlich die Augen ausgestochen. Was die Hausdurchsuchung betrifft …«
    Als Markús zögerte, wusste Dóra, dass sie einen wunden Punkt getroffen hatte. »Selbstverständlich wurde das Gebäude durchsucht. Zum jetzigen Stand der Ermittlungen ist unklar, wie der Löffel dabei übersehen werden konnte. Das wird sich noch herausstellen.«
    »Ihr habt also einen Vertrag und einen blutverschmierten Teelöffel.« Dóra beobachtete, wie Markús auf seinem Stuhl herumrutschte. Das konnte noch nicht alles sein. »Ich finde, ehrlich gesagt, das beweist nicht unbedingt Halldórs Schuld. Er hat ein Alibi, wenn mich nicht alles täuscht.«
    »Der Kellner aus dem Kaffibrennslan?«, sagte Markús spöttisch. »Mit dem müssen wir noch genauer sprechen. Fall bloß nicht in Ohnmacht, falls seine Aussage ins Wanken kommt.« Er schaute sie hochmütig an. »Wir haben noch weitere Beweise gegen deinen Mandanten. Zwei, um genau zu sein.«
    Dóra hob die Augenbrauen. »Zwei?«
    »Ja, oder besser gesagt – ein Paar. Wurde bei der Durchsuchung von Halldórs Wohnung

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