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Das Letzte Ritual

Das Letzte Ritual

Titel: Das Letzte Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardottir
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Dóra.
    »Nein. Nichts. Er hatte nichts um den Hals – da waren nur diese hässlichen Quetschungen.«
    Dóra ließ die Neuigkeiten sacken. Falls er sie von vorn bis hinten belog, war er ein verdammt guter Lügner. »Wie spät war es eigentlich?«
    »So gegen fünf. Vielleicht halb sechs. Oder sechs. Ich weiß es nicht. Ich war gegen vier in der Kneipe. Wie lange wir da geblieben sind, weiß ich nicht mehr genau. Wir haben nicht auf die Uhrzeit geachtet.«
    Dóra atmete tief ein. »Und dann? Hast du die Augen entfernt und die anderen standen daneben oder was? Und wie kam Harald in die Druckerkammer?«
    »Natürlich hab ich es nicht gleich gemacht. Wir standen erst mal wie gelähmt um ihn rum. Wussten nicht, was wir tun sollten. Marta Maria hatte einen hysterischen Anfall und das geht bei ihr nicht so schnell vorüber. Wir waren schockiert und total durcheinander, betrunken und bekifft. Bríet fing auf einmal an, über den Vertrag zu sprechen, hing an meinem Hals und sagte, ich müsse ihn besiegeln, sonst würde Harald mich heimsuchen. Wir hatten den Vertrag auf einem unserer Treffen in Anwesenheit der anderen unterschrieben, nur um ein bisschen anzugeben, aber Harald nahm die Sache todernst. Hugi war der Einzige, der nichts von dem Vertrag wusste. Harald meinte, Hugi würde die Magie nicht ernst genug nehmen.«
    »Ging es in dem Vertrag nur um den Rachezauber?«, fragte Dóra.
    »Ja – jedenfalls in dem schriftlichen«, antwortete Halldór.
    »Wir haben noch einen zweiten geschlossen, der war ähnlich. Ein Liebeszauber zur Unterstützung der Beschwörungsformel. Er sollte die Liebe von Haralds Mutter im Nachhinein erwecken und es ihr noch unerträglicher machen, von Harald heimgesucht zu werden. Dieser Vertrag war nur mündlich. Ich sollte neben Haralds Grab eine Grube schaufeln und ein paar magische Runen und den Namen seiner Mutter hineinschreiben. Dann sollte ich Schlangenblut in die Grube gießen. Harald hatte sogar eine Schlange dafür gekauft. Er gab sie mir eine Woche vor seinem Tod und ich hab das Viech immer noch. Es macht mich wahnsinnig. Man muss es mit lebenden Hamstern füttern und ich könnte jedes Mal kotzen.«
    Harald hatte also die Hamster gekauft, um die Schlange zu füttern. Klar. »Aber dann hat Harald ja damit gerechnet, zu sterben?«, fragte Dóra verwundert.
    Halldór zuckte die Achseln und ging nicht weiter darauf ein. »Ich hab nur das getan, was ich tun musste. Marta Maria und Bríet mussten sich übergeben. Dann meinte Andri, wir sollten Harald aus dem Raum bringen, sonst würde der Verdacht auf uns fallen. Wir waren ja diejenigen, die den Raum am meisten genutzt haben. Wir haben Harald in die Kammer gezerrt. Da haben wir ihn dann aufgerichtet, weil auf dem Fußboden nicht genug Platz war, um ihn hinzulegen. Es war ein ziemliches Hin und Her. Dann sind wir abgehauen und zu Andri gegangen. Er wohnt in der Nähe der Weststadt. Marta Maria hat die ganze Zeit gekotzt, bis zum Morgen. Wir anderen saßen nur wie festgefroren im Wohnzimmer, bis wir eingeschlafen sind.«
    »Woher hattet ihr das Rabenblut?«
    Halldórs Gesicht nahm einen verschämten Ausdruck an. »Harald und ich haben ihn abgeschossen. Draußen beim Leuchtturm. Es gab keine andere Möglichkeit. Wir waren im Tierpark und in allen Zoogeschäften und haben gefragt, ob uns jemand einen Raben schenkt oder verkauft. Aber es hat nicht geklappt. Wir brauchten das Blut doch für den Vertrag.«
    »Woher hattet ihr die Waffe?«
    »Ich hab meinem Vater ein Gewehr geklaut. Er ist Jäger. Hat nichts davon gemerkt.«
    Dóra wusste nicht, was sie sagen sollte. Dann erinnerte sie sich an den Karton mit den Körperteilen. »Halldór«, sagte sie ruhig. »Was ist mit den Körperteilen, die bei Harald zu Hause gefunden wurden? Hattet ihr etwas damit zu tun oder gehörten die Harald?« Irgendwie war es unpassend, in diesem Zusammenhang von gehören zu sprechen, aber so war es nun mal.
    Halldór hustete und rieb sich die Nase mit dem Handrücken. »Äh, ach das«, sagte er dümmlich. »Die sind nicht von Leichen, falls du das glaubst.«
    »Glauben? Ich glaube gar nichts«, entgegnete Dóra wütend. »Man muss ja wohl mit allem Möglichen rechnen. Du kannst mir auch erzählen, ihr hättet Särge ausgegraben – mich wundert gar nichts mehr.«
    Halldór fiel ihr ins Wort. »Das ist nur so’n Krempel von der Arbeit. Hätte ich wegschmeißen sollen.«
    Dóra lachte spöttisch auf. »Das bezweifle ich allerdings. Krempel, der weggeschmissen werden

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