Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Letzte Ritual

Das Letzte Ritual

Titel: Das Letzte Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardottir
Vom Netzwerk:
Polizei hat sich leider doch nicht geirrt. Hugi hat Harald umgebracht und ihr habt den Rest erledigt, ohne euch Gedanken darüber zu machen. Vielleicht war Hugi schon wieder zu Hause, kann gut sein. Ihr seid doch nicht ganz dicht und Hugi ist offenbar auch nicht ganz richtig im Kopf und hat Harald einfach so umgebracht. Das versteht wohl niemand, außer ihm selbst.«
    »Nein!« Halldór klang nicht mehr wütend, sondern verzweifelt. »Hugi hat Harald nicht umgebracht – auf keinen Fall!«
    »In seinem Schrank wurde ein T-Shirt mit Haralds Blut gefunden. Hugi konnte nicht erklären, wie es dahin gekommen ist. Die Polizei nimmt an, dass Hugi damit Haralds Blut aufgewischt hat.« Dóra schaute Halldór an. »Es ist dasselbe T-Shirt, das irgendjemand bei Haralds Zungenoperation anhatte. Es trägt die Aufschrift 100 % Silicon. Kennst du das?«
    Halldór nickte eifrig. »Hugi hatte es an. Er hat sich mit Blut bespritzt und das T-Shirt ausgezogen. Ich hab damit nach der OP den Boden abgewischt.« Er schaute Dóra beschämt an. »Ich hab es Hugi nicht erzählt. Ich hab das T-Shirt einfach in seinen Schrank geschmissen. Hugi hat Harald nicht umgebracht.«
    »Wer denn sonst, mein Freund?«, fragte Dóra. »Irgendjemand muss es schließlich gewesen sein und ich gehe davon aus, dass Hugi dafür verurteilt wird, so wie du und deine Freunde für Leichenschändung, wenn nicht gar Schlimmeres, verurteilt werden.«
    »Bríet«, sagte Halldór plötzlich. »Ich glaube, Bríet hat ihn umgebracht.«
    Dóra überlegte. Bríet. Die kleine Blonde mit dem großen Busen. »Warum glaubst du das?«, fragte sie ruhig.
    »Einfach so«, antwortete Halldór zögernd.
    »Nein, sag’s mir. Du musst doch irgendeine Idee haben. Warum ausgerechnet sie?«, fragte Dóra nachdrücklich.
    »Darum. Sie verschwand, als wir in der Kneipe in der Stadt waren. Sie hat behauptet, sie hätte uns verloren, aber wir haben uns nicht von der Stelle bewegt – die meisten von uns jedenfalls nicht.«
    »Das reicht nicht«, sagte Dóra. Sie hatte keine Lust, ihn zu fragen, warum er das nicht der Polizei erzählt hatte. Laut der Zeugenaussagen der Studenten waren sie alle die ganze Zeit zusammen gewesen.
    »Der Teelöffel«, sagte Halldór leise. »Sie sollte den Teelöffel verschwinden lassen, hat es aber nicht getan. Sie kann doch nicht so blöd sein und ihn einfach in die Schublade gelegt haben, wo die Bullen ihn dann finden – das kann ich mir einfach nicht vorstellen. Marta Maria hat sich um das Messer gekümmert und das ist weg. Aber dieser Teelöffel taucht auf einmal auf. Das kommt mir komisch vor.«
    »Warum sollte sie ihn im Nachhinein wieder in die Schublade geschmuggelt haben? Klingt nicht sehr logisch.«
    »Sie wollte mich in Schwierigkeiten bringen. Sie hat den Löffel nie mit bloßen Händen angefasst, so wie ich. Sie trug Handschuhe. Sie ist sauer auf mich, weil ich nicht mehr mit ihr zusammen sein will. Ich weiß auch nicht.« Halldór rutschte auf seinem Stuhl herum. »An diesem Abend hat sie sich irgendwie merkwürdig verhalten. Als wir die Leiche entdeckt haben, war sie die Einzige, die nicht geschrien und geheult hat. Sie war ganz ruhig. Hat Harald nur angeschaut und kein Wort gesagt, während wir anderen total ausgerastet sind. Kein Wort, erst als sie mich an den Vertrag erinnert hat. Sie wollte mir die Sache in die Schuhe schieben. Frag doch die anderen, wenn du mir nicht glaubst.« Er beugte sich vor und griff über den Tisch nach Dóras Arm. »Sie wusste von dem Fenster – vielleicht war sie früher am Abend schon mal durch dieses Fenster rausgeklettert, was weiß denn ich?! Sie war sauer auf Harald, weil er in der Woche davor nicht mit ihr sprechen wollte, genauso wenig wie mit den anderen, aber egal. Vielleicht hat sie sich mit ihm getroffen und er sich ihr gegenüber blöd verhalten. Irgendwas halt! Glaub mir, ich hab viel darüber nachgedacht und ich weiß, was ich sage. Überprüf das – rede mit ihr, tu’s wenigstens für mich.«
    Dóra machte ihren Arm frei. »Leute reagieren unterschiedlich auf Schocksituationen – vielleicht gehört sie zu denjenigen, die gefasst reagieren. Ich möchte nicht mit ihr sprechen. Erzähl das der Polizei.«
    »Wenn du mir nicht glaubst, dass sie verrückt ist, dann sprich mit der Uni. Sie und Harald haben zusammen an einer Hausarbeit gesessen und es endete im Chaos. Du musst nur nachfragen.« Er starrte sie flehend an.
    »Welche Hausarbeit?«, fragte Dóra langsam. Vielleicht gab es doch eine Verbindung

Weitere Kostenlose Bücher