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Das Letzte Ritual

Das Letzte Ritual

Titel: Das Letzte Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardottir
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Zusammenhang zwischen einer Ermittlung und Folter.«
    »Nein«, entgegnete Matthias. »Das war leider das Problem an dem neuen System. Um einen Schuldigen verurteilen zu können, musste man entweder zwei Zeugen des Verbrechens ausfindig machen oder den Angeklagten zu einem Geständnis bewegen. Manche Verbrechen, wie etwa Gotteslästerung, sind schwer zu bezeugen, daher drehte sich alles um Geständnisse. Die Richter brauchten Geständnisse und bekamen sie durch Folter. Dies nannte sich Ermittlung.«
    »Ekelhaft«, sagte Dóra und drehte sich von dem Gemälde zu Matthias. »Woher wissen Sie das alles?«
    »Haralds Großvater wusste sehr viel über jene Zeit und erzählte leidenschaftlich gern davon. Es war sehr interessant, ihm zuzuhören, aber im Vergleich zu dem alten Mann habe ich nur ein sehr oberflächliches Wissen.«
    »Ach so«, sagte Dóra. »Haben Sie all diese Bilder schon mal gesehen?«
    »Die meisten, glaube ich. Es handelt sich allerdings nur um einen kleinen Teil der Gemälde und Gegenstände aus der Sammlung. Harald hat offenbar nur einen Bruchteil davon mitgenommen. Sein Großvater verbrachte etliche Jahre seines Lebens damit, die Sammlung zu vervollständigen, und sicherlich floss auch ein Großteil seines Geldes hinein. Ich könnte mir vorstellen, dass es die weltweit wichtigste Sammlung über Folter und Hinrichtungen durch die Jahrhunderte ist. Dazu gehört beispielsweise auch ein vollständiger Satz der verschiedenen Ausgaben des Malleus Maleficarum. «
    Dóra schaute sich um. »Hing die Sammlung einfach so im Wohnzimmer?«
    »Nein, was glauben Sie!«, entgegnete Matthias. »Die Bücher und einige andere Dokumente, Briefe und so weiter, liegen in einem Banksafe, weil sie so wertvoll sind. Dann gibt es noch zwei spezielle Säle im Haus der Guntliebs, in denen die Stücke ausgestellt werden. Ein Teil der Bilder, die Sie hier sehen, stammt daher. Ich nehme an, die Familie war nicht besonders unglücklich darüber, einen Teil der Werke abzugeben. Die meisten Leute fanden das Ganze furchtbar; Haralds Mutter betrat die Säle beispielsweise nie. Harald war der einzige Nachkomme, der das Interesse seines Großvaters teilte. Aus diesem Grund vererbte der ihm seine Sammlung.«
    »Konnte Harald das Zeug einfach durch die Gegend transportieren, wie er wollte?«, fragte Dóra.
    Matthias lächelte. »Ich kann mir gut vorstellen, dass er die Sachen auch hätte mitnehmen dürfen, wenn er sie nicht geerbt hätte. Ich glaube, Haralds Eltern waren schlichtweg erleichtert, wenigstens einen Teil davon aus dem Haus zu haben.«
    Dóra nickte. »Gehört dieser Stuhl auch zu der Sammlung?« Sie zeigte auf den alten Holzstuhl, der in einer Ecke des Raumes stand.
    »Ja«, antwortete Matthias. »Das ist ein Tauchstuhl, mit dem Leute ins Wasser getaucht wurden. Hierbei handelt es sich allerdings um ein Beispiel für Folter als Bestrafung, eine andere Sache als Folter im Zuge einer Ermittlung. Vor allem Lästermäuler und Klatschbasen wurden so bestraft. Der Stuhl stammt aus England.«
    Dóra trat zu dem Stuhl und ließ ihre Finger über die Schnitzerei an seiner Rückenlehne wandern. Sie konnte die Aufschrift nicht lesen, denn sie war stark verblichen, und Dóra kannte die Buchstaben nicht. In der Mitte des Stuhlsitzes befand sich ein großes Loch, und auf den Armlehnen waren Reihen von knittrigen, steifen Lederriemen befestigt. Damit wurden wohl die Hände des Opfers, das auf dem Stuhl saß, festgeschnallt.
    »Durch das Loch konnte Wasser fließen, damit der Stuhl auch ganz bestimmt sinken würde und man die Leute untertauchen konnte. Dies galt als Schmach. Manchmal endete es damit, dass die Leute auf dem Stuhl ertranken, weil diejenigen, die für das Untertauchen zuständig waren, sich ungeschickt anstellten. Das ist noch eines der harmloseren Stücke der Sammlung.«
    »Ach?«
    »Die Erfindungsgabe dieser Menschen war unglaublich«, erzählte Matthias weiter, »die Lust am Quälen scheint die Fantasie beflügelt zu haben.«
    »Ich würde diesen einladenden Raum eigentlich ganz gern verlassen; sollen wir weitergehen?«
    Matthias nickte. »Kommen Sie, ich zeige Ihnen die anderen Zimmer. Die sind nicht ganz so schlimm. Die Küche ist sogar völlig harmlos. Fangen wir dort an.«
    Sie betraten die Küche, die vom Flur abging. Sie war nicht besonders groß, aber trotzdem sehr schick und komplett mit neuen, modernen Geräten ausgestattet. In den Regalen lagen jede Menge Weinflaschen, es gab einen riesigen Gasherd mit einer großen

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