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Das Letzte Ritual

Das Letzte Ritual

Titel: Das Letzte Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardottir
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habe ich aber noch nicht holen lassen, da mir bis jetzt noch nicht klar war, wie ernst die Sache wirklich ist.«
    »Du hast mir immer noch nicht gesagt, was das Ganze mit mir zu tun hat«, war das Einzige, was Gunnar dazu einfiel. Computer und Computersysteme waren nicht seine Sache.
    »Selbstverständlich habe ich untersuchen lassen, wer mit dieser Sammlung gearbeitet hat. Das wird ja alles von vorn bis hinten dokumentiert. Der Letzte, der entsprechend der Liste Zugang zu der Sammlung hatte, war ein Student von deiner Fakultät.« Marias Gesicht verhärtete sich. »Harald Guntlieb.«
    Gunnar griff sich mit der Hand an die Stirn und schloss die Augen. Was jetzt? Würde das denn niemals aufhören? Er atmete tief ein und bemühte sich, ruhig und leise zu sprechen, um nicht die Kontrolle über seine Stimme zu verlieren. »Es müssen sich doch noch andere diese Sammlung angesehen haben. Wie kannst du dir sicher sein, dass Harald den Brief genommen hat und nicht irgendein anderer vor ihm? Hier arbeiten schließlich 15 Leute Vollzeit, plus zahlreiche Gäste und Studenten, die hier forschen.«
    »Oh, ich bin mir sicher«, sagte Maria mit fester Stimme. »Diejenige, die die Sammlung vor ihm angesehen hat, war niemand anders als ich selbst, und da war noch alles an seinem Platz. Außerdem wurde ein anderer Zettel in die Mappe gelegt, in der sich der Brief befunden hat, vermutlich, um sie nicht leer zurückgeben zu müssen. Das wäre sofort aufgefallen. Dieser Zettel …«
    Sie nahm ein Blatt vom Tisch und reichte es Gunnar mit einer hektischen Handbewegung, die ihre Nervosität über den Vorfall deutlich machte.
    »Du bist dir hoffentlich im Klaren darüber, dass du die Verantwortung dafür trägt, dass den Studenten der Historischen Fakultät Zugang zu unserem Quellenmaterial, unseren Handschriften und Dokumenten gewährt wird. In deiner Funktion als Fakultätsleiter kannst du dich um diese Verantwortung nicht drücken. Das Árni-Magnússon-Institut darf auf keinen Fall mit dem Verschwinden alter, wertvoller Dokumente in Verbindung gebracht werden. Unsere Arbeit hängt von einer guten Kooperation mit anderen Einrichtungen in den skandinavischen Ländern ab, und ich möchte gar nicht daran denken, dass diese Kooperation wegen der Unehrlichkeit eines eurer Studenten gefährdet werden könnte.«
    Gunnar schluckte und betrachtete den Zettel, den Maria ihm gegeben hatte. Er wäre am liebsten aufgesprungen und hinausgerannt. Es handelte sich um einen Ausdruck aus dem Studentenverzeichnis mit einer Zusammenfassung der Abschlussnoten und Fächer, oben auf der Seite sorgfältig mit dem Namen Harald Guntlieb versehen. Gunnar legte das Blatt in seinen Schoß.
    »Wenn Harald den Brief gestohlen und mit diesem Zettel ausgetauscht hat, ist er einer der dämlichsten Diebe aller Zeiten.« Gunnar hob den Ausdruck hoch und wedelte damit herum. »Er muss sich darüber im Klaren gewesen sein, dass ihn das sofort überführen würde.«
    Maria zuckte mit den Schultern. »Woher soll ich wissen, was er sich dabei gedacht hat? Vielleicht wollte er den Brief ja zurückbringen. Du weißt am allerbesten, was ihm dazwischengekommen ist – er hatte einen Monat lang Zugang zu der Briefesammlung, dann fiel er aus der Kammer in deine Arme. Er hat zweifellos an den Einträgen gesehen, dass die Sammlung zwei Monate lang unangetastet war. Alle, die daran forschten, hatten sie bereits von vorn bis hinten durchgearbeitet. Er ging zu Recht davon aus, dass er genug Zeit hatte, bevor die Sache auffallen würde. Er hätte den Brief leicht wieder austauschen können, bevor es jemand merken würde. Was er in der Zwischenzeit mit dem Dokument machen wollte, ist mir allerdings ein absolutes Rätsel. Seine Lebenszeit reichte jedenfalls nicht mehr aus, um es zurückzugeben. Nähere Erklärungen für diesen Vorfall habe ich nicht.«
    »Was soll ich deiner Meinung nach tun?«, fragte Gunnar matt.
    »Tun?«, entgegnete Maria ironisch. »Ich habe mich nicht an dich gewendet, um moralische Unterstützung zu bekommen. Ich möchte, dass du den Brief findest.« Sie machte eine ausladende Handbewegung: »Such an seinem Leseplatz und überall da, wo er den Brief möglicherweise versteckt haben könnte. Du weißt besser als ich, wo man am ehesten suchen sollte. Er war immerhin dein Student.«
    Gunnar presste die Lippen fest aufeinander. Er verfluchte den Tag, an dem Harald Guntlieb an der Historischen Fakultät aufgenommen worden war, und erinnerte sich daran, dass er sich als

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