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Das Letzte Ritual

Das Letzte Ritual

Titel: Das Letzte Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardottir
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nichts Weiteres zu sagen, wusste aber aus eigener Erfahrung, dass Matthias höchstwahrscheinlich genauso wenig wie andere die sexuellen Gelüste seiner Mitmenschen einschätzen konnte. Ihr Ex-Mann hatte denselben Tick gehabt, und Dóra hatte ihm unzählige Male bewiesen, dass er Unrecht hatte. Sie wechselte das Thema. »Es scheint keine Vergewaltigung gewesen zu sein und es wurden keine Anzeichen für sexuelle Handlungen gefunden, sodass wir dies ausschließen können.«
    »Damit haben wir die möglichen Motive eingegrenzt«, antwortete Matthias und grinste Dóra spöttisch an. »Dann ist ja jetzt alles klar.«
    Dóra ließ sich davon nicht irritieren. »Was glauben Sie, warum er ermordet wurde?«
    Matthias schaute sie einen Moment an, bevor er antwortete. »Es hat am ehesten etwas mit Geld zu tun. Dennoch werde ich das Gefühl nicht los, dass der Mord irgendwie mit seinen Hexenforschungen in Verbindung steht. Das mit den Augen und der magischen Rune, die in seine Haut geritzt wurde, weist eindeutig darauf hin. Ich kann mir nur einfach keinen Grund vorstellen und das ärgert mich. Wer begeht einen Mord wegen Hexerei oder irgendwelchen jahrhundertealten Geschichten?«
    »Ist das nicht ziemlich fragwürdig? Die Polizei hat nichts gefunden, was darauf hindeutet, dass der Mord etwas mit Hexerei tun hat, trotz der Verstümmelung der Leiche. Die Polizei muss dieser Möglichkeit zumindest nachgegangen sein«, sagte Dóra und beeilte sich hinzuzufügen: »Und sagen Sie nicht, die Polizei sei zu dämlich; das wäre viel zu simpel.«
    »Da haben Sie allerdings vollkommen Recht«, sagte Matthias. »Die Polizei hat untersucht, ob es da irgendwelche Verbindungen gibt. Ich glaube, sie waren sich einfach nicht im Klaren darüber, dass Haralds Forschungen nichts mit wirrem Unsinn oder Hexenquatsch zu tun hatten. Sie kamen hierher, sahen die Bilder an der Wand und schlossen daraus, Harald sei ein verrückter Spinner gewesen. Für die Polizei sind diese wertvollen Antiquitäten einfach nur Ekel erregend, was vielleicht gar nicht so weit von Ihrer Reaktion entfernt ist.«
    Matthias wartete auf Dóras Erwiderung, aber als sie auf seine letzten Worte nicht einging, redete er weiter. »Als sie in seinem Blut Drogen fanden, haben sie sich bestätigt gefühlt. In den Augen der Polizei war Harald ein geisteskranker, sadistischer Junkie, der zuletzt in Gesellschaft einer ähnlichen Person gesehen wurde. Die hatte kein Alibi und sich außerdem das Gehirn zugeknallt. Im Grunde ist es also keine unvernünftige Schlussfolgerung, aber ich bin absolut nicht damit zufrieden. Es gibt viel zu viele unbeantwortete Fragen.«
    »Sie glauben also, Haralds Forschungen über Hexenverbrennungen und Magie stehen direkt mit dem Mord in Verbindung?«, fragte Dóra und hoffte, er würde es verneinen. Wenn dies für die Ermittlung nicht von Bedeutung wäre, könnten sie die Hälfte der Unterlagen beiseitelegen.
    »Ja, ich bin mir natürlich nicht sicher«, entgegnete Matthias. »Aber ich habe einen starken Verdacht. Sehen Sie sich zum Beispiel das hier an.« Er blätterte in dem Papierstapel, der in seinem Schoß lag, und reichte Dóra den Ausdruck einer E-Mail, die Harald geschrieben hatte.
    An der Kopfzeile des Ausdrucks konnte Dóra erkennen, dass Harald Guntlieb die Mail acht Tage vor seiner Ermordung an die Adresse [email protected] geschickt hatte. Der Text war auf Englisch.
     
    Hi Mal,
     
    so, Junge, setz dich erst mal hin. GEFUNDEN!
    VIELEN DANK!
    Ab jetzt darfst du mich »hochehrwürdiger Herr« nennen. Ich wusste es, ich wusste es, ich wusste es – aber ich will dir deine Zweifel nicht unter die Nase reiben. Oder so.
    Muss nur noch ein paar Kleinigkeiten erledigen – der verdammte Idiot will abspringen. Es ist – bereite dich schon mal auf die Neuigkeit vor – absolut genial; werde ordentlich einen drauf machen plus du weißt schon, was ich meine.
     
    Melde mich wieder, du Penner.
    H
     
    Als Dóra die E-Mail gelesen hatte, schaute sie Matthias an. »Glauben Sie, das ist ein Hinweis?«
    »Vielleicht«, antwortete Matthias. »Vielleicht aber auch nicht.«
    »Die Polizei muss mit diesem Malcolm Kontakt aufgenommen haben. Sie werden die Mail ja wohl nicht nur ausgedruckt haben.«
    »Vielleicht.« Matthias zuckte mit den Schultern. »Vielleicht auch nicht.«
    »Tja, wir können ihn jedenfalls kontaktieren und versuchen herauszufinden, was Harald damit gemeint hat.«
    »Und ob er etwas über diesen verdammten Idioten weiß, von dem in der Mail die

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