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Das letzte Sakrament

Das letzte Sakrament

Titel: Das letzte Sakrament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kowa
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eines hatte Casablanca selbst der Heiligen Stadt voraus: Hier stand das höchste religiöse Bauwerk der Erde, das Minarett der Hasan-II.-Moschee. Es dominierte die Stadt, wie es in Europa früher die Kirchen getan hatten.
    Aber der Kommissar hatte für all das keine Augen. Er überlegte immer wieder, ob er das Richtige tat. Natürlich hätte er alles aufklären können, hatte sagen können, dass der Junge noch am Leben war. Doch was hätte es geändert? Kunen war tot, Wismut auch. Pandera bezweifelte, dass der Junge als Jesusklon glücklich werden würde. Das Kind würde ein Leben voller Verfolgungen und falscher Erwartungen führen müssen, immer in Angst vor einem Attentäter.
    Denn es würde immer jemanden geben, der Jesus töten wollte.
    Doch eines war noch wichtiger als all diese Argumente. Der Junge gehörte einfach nicht in diese Welt. Er war Teil einer anderen, einer fremden Kultur. Kommissar Pandera war gerade dabei, diese Kultur kennenzulernen. Sie gefiel ihm.
    Das Taxi fuhr eine Stunde lang durch Casablanca, dann durch mehrere Vororte und schließlich durch eine karge Wüstenlandschaft. Endlich hielt es in einer staubigen Straße an. Nur ein paar gemauerte Häuser und drei Wellblechhütten erinnerten daran, dass er immer noch in der zivilisierten Welt war. Auf einer der Hütten prangte ein großes, selbst gemaltes Coca-Cola-Logo.
    Davor stand ein älterer Mann, gekleidet wie ein Beduine.
    Auf dem Kopf trug er eine grüne Filzkappe. Er winkte den Kommissar zu sich. Er hatte nur noch zwei Zähne, doch sein Lachen war so herzlich, dass Pandera sofort wusste, hier war er richtig. Der Alte sprach zwar nur gebrochen Französisch, aber Pandera verstand ihn auch so.
    Als Pandera den kleinen Ismail, wie der Mann den Jungen nannte, aus dem Taxi holte, hätte er fast schwören können, dass er den aufgeregten Herzschlag des Alten hören konnte.
    »Wenn mein Sohn hätte ihn so könne sehe«, sagte der Mann leise. »Aber er ist andere Weg gegange.«
    In den Augen des Mannes blitzte Wehmut auf. Sie verrieten, dass er viele Tage und Nächte der Trauer durchlebt hatte. Doch schon im nächsten Augenblick strahlte der Alte wieder und nahm den Jungen auf den Arm.
    Er drehte sich um und zeigte auf eine der Hütten. Eine junge Frau sah heraus, sie zupfte unsicher an den Ärmeln ihrer schwarzen Bluse herum. Doch sie lächelte.
    »Sie seine Mutter«, sagte der Mann. »Sie sehr froh.«
    Der Alte ließ den Jungen hinunter, und der rannte sofort zu der Hütte. »’umm«, rief er und lachte.
    »Was heißt das?«, fragte Pandera den Alten.
    »Ist Arabisch«, sagte dieser und zwinkerte.
    Pandera verstand, es war nicht seine Welt.
    Die Frau kam aus der Hütte, lief dem Jungen entgegen und umarmte ihn, wie es nur eine Mutter tut.
    Pandera dankte dem Mann und winkte dem Jesusklon zum Abschied zu. Dann drehte er sich um und ging zu seinem Taxi.
    Der kleine Ismail war endlich zu Hause.

90
    »Zwei Salsaburger, einen Triple-Hamburger, einen Double-Stacker und einen Chicken-Crunchy.«
    »Sonst noch etwas?«, flötete die junge Frau hinter der Kasse des Drive-in.
    »Du hast den XXL-Chiefburger vergessen«, sagte Deckert und sah Pandera vorwurfsvoll an.
    »Ich dachte, das ist nur der erste Gang?«
    »Ich hab seit zwei Wochen nix Vernünftiges mehr zwischen die Kiemen bekommen«, beschwerte sich Deckert. »Während du auf dem Kreuzfahrtschiff Luxusmenüs gefuttert hast. Und endlich löst du mal deine Wette ein. Das ist also gerade mal der Gruß aus der Küche.«
    »Du isst nichts?«, fragte Tamara und blickte auf Panderas Tablett, auf dem nur eine Cola stand.
    Der Kommissar schüttelte den Kopf. »Meine Schwiegereltern kochen heute Abend mir zu Ehren ein Festessen.« Er grinste. »Die sind nämlich mächtig stolz, dass ihr Schwiegersohn Polizist ist. Ein Polizist, der im Alleingang die Jesusklon-Verschwörung aufgeklärt hat und …«
    »Im Alleingang?« Deckert prustete los. »Ohne meinen unermüdlichen Einsatz wäre das nie was geworden. Waren die im falschen Film?«
    »Ja, das waren sie.« Pandera schmunzelte, während er daran dachte, wie überschwänglich er daheim begrüßt worden war. Seine Geschenke für die Daheimgebliebenen wären gar nicht notwendig gewesen. Aber es hatte trotzdem Spaß gemacht, ihre überraschten Gesichter zu sehen. »Aber sie sind nicht die Einzigen, die im falschen Film waren«, sagte er und überlegte, was er jetzt eigentlich erzählen wollte.
    »Wie meinst du das?«, fragte Tamara, die immer noch an der

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