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Das letzte Sakrament

Das letzte Sakrament

Titel: Das letzte Sakrament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kowa
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geh jetzt nach Hause und schlaf mich aus. Mein Freund hat mich die letzten zwei Tage kaum zu Gesicht bekommen. Der ist sauer wie ein Korb Zitronen.«
    Pandera ahnte, dass es sich mit Jackie nicht viel anders verhielt.
    Als er eine halbe Stunde später daheim ankam, wurde aus der Ahnung Gewissheit. Jackie versuchte zwar, sich nichts anmerken zu lassen, aber das wurde von ihren Eltern mehr als kompensiert. Hilde Remady saß in Panderas Lieblingssessel und las in einem Frauenmagazin. So nett die junge Frau auf dem Cover lächelte, so mürrisch blickte seine Schwiegermutter, als Pandera sie begrüßte. Sein Schwiegervater legte die Zeitung gar nicht erst beiseite.
    Lara und Ben hingegen waren völlig überdreht. Sie hatten anscheinend den ganzen Tag mit dem Spielzeugroboter gespielt, den ihnen die Großeltern geschenkt hatten. Dabei hatten sie ein Programm namens Decider entdeckt. »Wenn du nicht weißt, ob du Marmelade zum Frühstück essen willst oder Nutella, fragst du einfach Robi, und der entscheidet«, erklärte ihm Ben stolz. »Er hat einen Entscheidomaten eingebaut!«
    Pandera lächelte gequält. Manchmal könnte er so etwas auch gebrauchen, einen Entscheidomaten. Wie immer das Ding funktionierte.
    »Du bist übrigens in der Zeitung«, sagte Urs.
    »Ich weiß.« Pandera seufzte. In dem halbseitigen Artikel wurde der Basler Polizei vorgeworfen, sie tappe bei den Ermittlungen völlig im Dunkeln. Zu allem Überfluss hatte die Zeitung daneben ein Foto von Pandera abgebildet. Klar, Edeling war nur dann in der Zeitung zu sehen, wenn es Erfolge zu vermelden gab.
    Pandera wechselte das Thema. »Habt ihr heute ein paar Wohnungen besichtigt?«
    »Wir haben noch nichts gefunden, was unseren Ansprüchen genügt«, antwortete Hilde Remady und warf ihm über den Rand ihrer Illustrierten einen kalten Blick zu. »Ich vermisse die Aussicht auf den See.«
    »Einen See hat Basel leider nicht«, erwiderte Pandera. »Dafür haben wir eine schöne Altstadt, hundertsiebzig Brunnen, weltbekannte Museen und Original Basler Leckerli.«
    »Und das Klima ist auch milder in Genf«, entgegnete sie und widmete sich wieder ihrem Frauenmagazin.
    »Aber hier wohnen die nettesten Enkelkinder der Schweiz«, sagte der Kommissar und strich Lara, die gerade hereingestürmt kam, über das Haar. Er erntete nur ein verkniffenes Lächeln. Und Lara und Ben waren plötzlich auch ganz still.
    »Was habt ihr denn angestellt?«, fragte Pandera.
    »Wir haben nur gespielt«, antwortete Lara.
    »Mit dem Robi«, sagte Ben und strahlte. »Kannst du uns morgen Batterien für den mitbringen?« Er blickte seinen Vater aus großen Augen an. Wie immer, wenn er etwas wollte.
    »Ich … ich muss arbeiten, Ben«, entschuldigte sich Pandera. »Vielleicht bringen dir ja die Großeltern welche mit.«
    »Aber Oma hat doch heute selbst Geburtstag«, erwiderte der Kleine.
    Mierda! Pandera lächelte ertappt. Ihr Traumschwiegersohn werde ich wohl nicht mehr.
    »Wir haben ihr das Fondue-Set geschenkt, von dem wir gesprochen hatten«, warf Jackie ein, um die Situation zu retten.
    »Alles Gute«, sagte Pandera und schüttelte seiner Schwiegermutter die Hand. Sie fühlte sich so frostig an, als sei eine neue Eiszeit ausgebrochen. Er hatte sich auf einen ruhigen Abend gefreut, und jetzt … Nein, das würde er nicht lange aushalten. »Ja … also … Ich muss leider noch mal ins Büro. Ich hab was vergessen.« Hastig verließ er das Wohnzimmer und ging zur Haustür.
    Von hinten hörte er die Stimme seiner Schwiegermutter. »Er sollte sich einen anderen Beruf suchen.«
    Er schloss die Tür etwas lauter als sonst, ging in die Garage und setzte sich in den Wagen. Er suchte einen Radiosender, der keine Schnulzen spielte, gab entnervt auf, legte eine CD ein, drehte die Lautstärke voll auf und fuhr los. Er mochte seine Familie, aber seine Schwiegereltern waren immer noch der Auffassung, ihre Tochter hätte etwas Besseres verdient als einen Polizisten. Irgendwann würde er ihnen beweisen, dass er mehr war als das.

17
    Kurt Sanders graue Haare waren wie immer so akkurat gescheitelt, als seien sie frisch frisiert. »Hallo, Alex«, sagte er erstaunt, als er die Tür öffnete. »Was treibt dich denn hierher?«
    »Meine Schwiegereltern sind zu Besuch.«
    »Und?«, fragte Sander, während er Pandera hineinließ. »Meine sind total nett.«
    Pandera seufzte. »Meine ja auch … irgendwie … aber ich versteh nicht, warum Rentner immer am Meckern sind.«
    »He, pass auf, was du sagst!« Sander

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