Das letzte Sakrament
grinste. »Beleidige nicht meinen elitären Club!«
»Du bist noch nicht lange genug bei diesen Miesepetern dabei, das zählt nicht«, erwiderte Pandera und setzte sich auf die Couch im Wohnzimmer. »Hast du sturmfreie Bude?«
»Gabriele ist in der Tanzschule, Salsa-Kurs.«
»In dem Alter?«, platzte es aus Pandera heraus.
Sander winkte ab. »Das hab ich ihr auch gesagt. Kaum könnte man daheim entspannt die Füße hochlegen, entdeckt sie auf einmal irgendwelche neumodischen Freizeitbeschäftigungen. Ich brauch nicht mehr als wandern, fernsehen und gutes Essen.«
»Hast du nicht noch was vergessen?«, fragte Pandera mit spitzbübischem Lächeln.
»Darüber redet ein Gentleman nicht«, antwortete Sander.
Pandera lachte. »Ich meinte eigentlich die Basel Flyers.«
»Im Eishockey ist Sommerpause … falls du das noch nicht mitbekommen hast.«
»Seit du nicht mehr bei uns bist, kriege ich nichts mehr mit«, gab Pandera zu.
»Whisky?«, fragte Sander und ging zur Bar.
Pandera nickte nur.
»Ich hab vor Kurzem einen geschenkt bekommen, der wurde anlässlich eines Besuchs des englischen Königspaars in Kanada gebraut. Ein sehr edler Tropfen.«
Pandera grinste. »Du hast unser Abschiedsgeschenk noch nicht geöffnet?«
»Seit ich Edeling los bin, muss ich mich nicht mehr so viel aufregen.« Sander goss den Whisky in zwei Gläser. »Und? Was gibt’s Neues?«
»Deine Nachfolgerin ist jetzt da«, sagte Pandera. »Ein junges Ding. Erst vierundzwanzig.«
»Sieht sie gut aus?«
»Ich bin verheiratet.«
»Da die meisten Kriminellen Männer sind, ist es nicht schlecht, eine gut aussehende Frau im Team zu haben. Ich hätte mir das damals auch gewünscht.« Sander grinste. »Stattdessen hab ich einen Spanier bekommen.«
Pandera musste wieder lachen.
Sander gab ihm das Glas mit dem Whisky. »Hat sie was drauf?«
»Ich glaub schon«, sagte Pandera. »Sie ist nur sehr … ein bisschen ungestüm.«
»Waren wir das nicht alle in dem Alter?«
»Na ja, ich weiß nicht. Heute hätte sie Edeling beinah angegriffen.«
Sander pfiff durch die Zähne und prostete Pandera zu. »Die musst du mir mal vorstellen. Wird mir immer sympathischer. Und sonst? Hast du was mit dem Mord an dem ehemaligen Mönch zu tun?«
Pandera nickte nur und hob das Glas. Das Eis knackte leicht, und der sanfte Hauch des Whiskys roch nach Feierabend. Er trank einen Schluck. Der Crown Royal schmeckte mild und doch charaktervoll. Plötzlich musste er an Edeling denken. Der hatte ihm strikt untersagt, mit Sander über den Fall zu reden.
Egal.
Er berichtete Sander ausführlich, was sie bisher herausgefunden hatten.
»Ich glaube nicht, dass die Jesuiten dahinterstecken«, sagte Sander, nachdem er sich alles angehört hatte. »Deckert war bei dem Thema schon immer ein bisschen unentspannt.«
»Aber der Bischof und sein Vikar verheimlichen irgendwas«, erwiderte Pandera. »Wenn ich nur wüsste, was.«
»Da sind sie nicht die Einzigen, oder?«
»Das stimmt.« Pandera trank sein Glas leer.
»Noch einen?«
»Ich weiß nicht. Alkohol löst keine Probleme.«
»Milch auch nicht.«
Pandera grinste. »Also gut.«
Sander nahm die Flasche und goss nach. »Du hast doch gesagt, dass dieses Grabtuch in zwei weiteren Labors untersucht wurde, oder?«
»In Boston und Oxford.«
»Hast du mal überprüft, ob dort auch Priester arbeiten?«
Das habe ich vergessen. Mierda! Wenn ich Kurt nicht hätte … »Hab ich nicht«, sagte Pandera und leerte sein Glas. »Das müssen wir unbedingt nachholen.«
»Vielleicht war Obrist so eine Art Geheimagent«, sagte Sander. »Und hat im Auftrag des Vatikans in dem Labor gearbeitet und auf die Proben aufgepasst.«
»Wenn du recht hast, dann hätte er sicher bemerkt, dass ein Teil der Proben verkauft wurde. Dann gab es einige, die ein Motiv hatten, ihn zu töten.«
»Plattner, Leuenberger …«
»Der wirkliche Käufer«, fügte Pandera hinzu.
Sander nickte. »Noch einen Whisky?«
»Na gut, einen noch.«
Es blieb nicht bei einem. Als Sanders Frau Gabriele von ihrem Salsa-Kurs nach Hause kam, waren die beiden sturzbetrunken. Unter den missbilligenden Blicken Gabrieles verabschiedete Pandera sich schnell. Nach kurzem Überlegen ließ er sein Cabrio stehen und ging zu Fuß nach Hause.
18
Erst kam die Nacht zu langsam und plötzlich viel zu schnell. Er spürte das Verlangen. Wie jeden Abend. Dann kämpfte er eine Zeit lang, manchmal weil er hoffte zu gewinnen, doch meist nur, um den Schein zu wahren. Um sich nicht eingestehen
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