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Das letzte Sakrament

Das letzte Sakrament

Titel: Das letzte Sakrament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kowa
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Und wenn er den Fall erst einmal aufgeklärt hatte, würde er Edeling schon beibringen können, wer ihm dabei geholfen hatte.
    Hoffentlich.
    Er nahm sein Handy und wählte Sanders Nummer.
    Eine dunkle Brummbärstimme meldete sich. »Ja?«
    »Hallo, Kurt.« Pandera grinste. »Edeling hat meinen Reiseantrag unterschrieben.«
    »Und was hat er zu mir gesagt?«
    »Er wird dir wohl kaum danken, bevor du gute Arbeit geleistet hast, oder?«
    »Und was ist mit den Kosten?«
    »Von dem Spesensatz können wir beide gut leben.«
    »Äh … wir wären nicht zu zweit«, sagte Sander und holte tief Luft. »Ich konnte Gabriele meine plötzliche Reisewut nicht erklären. Also kommt sie mit.«
    »Okay«, sagte Pandera zögernd. »Sie kommt in Rom sicher auch alleine zurecht, oder?«
    »Wenn du ihr deine Kreditkarte leihst, ganz bestimmt.«
    Pandera seufzte. »Hauptsache ihr seid morgen da.«
    »Wir fliegen heute schon«, sagte Sander. »Ich hab die Flüge vorhin gebucht. In weiser Voraussicht …« Er räusperte sich. »Aber eine Sache hast du mir noch gar nicht gesagt. Wobei soll ich dir denn helfen? Ich hoffe, es ist was Einfaches. Auf eine Handtasche aufpassen zum Beispiel. Was für einen Rentner …«
    »Wenn es so einfach wäre, hätte ich Deckert gefragt.« Pandera grinste. Doch schnell wurde er wieder ernst. Nein, es wird nicht einfach werden. Weder für Sander noch für mich. Aber wir haben keine andere Wahl.

39
    Vogt schnippte die halb gerauchte Zigarette aus dem Fenster. Der Spitalseelsorger blickte hinauf zu den immer dunkler werdenden Wolken, als würden diese seinen Zustand spiegeln. Er seufzte. »Leuenberger hat versucht, mich zu erpressen.«
    »Erpressen? Weswegen denn?«, fragte Tamara Aerni.
    »Das ist eine lange Geschichte«, antwortete er. »Dr. Leuenberger war der Auffassung, ich hätte Probleme mit dem Zölibat.«
    »Haben nicht viele Priester Probleme mit dem Zölibat?«
    Sie erntete einen sarkastischen Blick. »Sie haben leicht reden«, sagte Vogt. »Geht man auf Distanz zu den Menschen, gilt man als kalt; zeigt man Nähe, steckt hinter jeder Berührung gleich eine Sünde.«
    »Das kann ich mir vorstellen.« Tamara blickte den Priester mit einem Anflug von Mitleid an. Er verflüchtigte sich schnell. »Andererseits weiß heutzutage jeder, worauf er sich einlässt.«
    »Ich habe auch nicht gesagt, dass ich ein Problem mit dem Zölibat habe«, erklärte Vogt. »Ich habe nur gesagt, dass Leuenberger glaubte, ich hätte eines.«
    »Und wieso konnte er das glauben?«
    »Ich war mit einem der Pfleger recht gut befreundet«, erzählte der Priester. »Eine reine Männerfreundschaft.« Er zog die Stirn in Falten. »Leider habe ich nicht gewusst, dass der Mann Mitglied in einem Swingerclub ist …«
    Und er hat dich abgefüllt und auf eine Party mitgenommen , dachte Tamara. Ist mir auch schon passiert. Aber ich bin ja kein Priester.
    »Irgendwie hat Leuenberger das mitbekommen, er kannte sich wohl aus in solchen Kreisen«, fuhr Vogt fort.
    »Leuenberger war doch verheiratet …«
    »Das Sakrament der Ehe hat ihm nicht viel bedeutet. Und seiner Frau wohl auch nicht. Beide führten eine offene Ehe, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    Tamara Aernis Blick fiel wieder auf die rote Aids-Schleife am Revers des Priesters. Sie wurde einfach nicht schlau aus dem Geistlichen. Der Mann gehörte schließlich einer Religion an, in der führende Köpfe Aids als Strafe Gottes interpretierten. »Wie ist eigentlich Ihr Verhältnis zu gleichgeschlechtlicher Liebe?«, fragte sie. Sie fand sich in diesem Augenblick fast ein wenig zu neugierig.
    »Es ist, wie es ist«, antwortete der Priester knapp. »Ich kann diese Menschen nicht verurteilen. Können Sie es?«
    Tamara hob ausweichend die Hände. »Wir haben bei der Polizei Besseres zu tun, als uns um die sexuellen Vorlieben der Bevölkerung zu kümmern. Und das ist auch gut so.«
    Der Priester nickte, doch Tamara erkannte an seinem resignierten Blick, dass für ihn andere Regeln galten.
    »Wie hat Leuenberger Sie erpresst?«, fragte sie.
    Vogt schloss das Fenster. Er drehte sich um und sah Tamara direkt ins Gesicht. »Leuenberger war im Besitz von Bildern, die man falsch interpretieren kann.«
    »Falsch interpretieren?«, fragte die Kommissarin. Entweder die Bilder waren eindeutig oder sie waren unverfänglich. Das hatte nichts mit Interpretation zu tun.
    »Na ja, wir hatten zu viel getrunken«, gab Vogt zu. »Und auf einmal sind wir in diese Bar gegangen, von der ich dachte, sie wäre wie

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