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Das letzte Sakrament

Das letzte Sakrament

Titel: Das letzte Sakrament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kowa
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Leuenberger?«
    Der Priester setzte sich an den Tisch und blickte auf die weiße Resopalplatte. Es dauerte lange, bis er weitersprach. »Deswegen wollen Sie mit mir reden … Sie glauben, ich wäre …«
    »Ich glaube gar nichts, ich stelle nur Fragen«, entgegnete Tamara. »Also, wie gut kannten Sie ihn?«
    »Es war ein merkwürdiger Kerl«, antwortete der Priester, ohne zu zögern. »Er ist an einer Überdosis gestorben, nicht wahr?«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Das stand in der Zeitung«, erklärte Vogt. »Die Reporter wissen, was es bedeutet, wenn man eine Leiche im Blutturm findet …«
    »Wussten Sie von seiner Kokainsucht?«
    »Nein.« Vogt biss sich auf die Lippe. »Aber es überrascht mich nicht.«
    »Sie haben sich nicht besonders gut verstanden mit ihm, oder?«
    »Sie werden lange suchen müssen, um jemanden zu finden, der sich mit Leuenberger verstanden hat.« Vogt steckte sich eine neue Zigarette an, stand auf und öffnete das Fenster.
    Tamara dachte nach. Auch in den anderen Befragungen hatte sie die Abneigung gegen Leuenberger gespürt, aber nicht so deutlich wie bei Vogt. »Bisher hat sich niemand negativ über den Mann geäußert«, behauptete sie, um den Priester aus der Defensive zu locken.
    »Über Tote soll man ja auch nicht schlecht reden«, antwortete Vogt.
    »Und was haben Sie über ihn zu sagen?«
    Der Geistliche sah zu Boden und biss sich wieder auf die Lippe. Er seufzte. »Sie finden es früher oder später ja doch heraus«, begann er und nahm einen kräftigen Zug von seiner Zigarette. Den Rauch blies er in den wolkenverhangenen Himmel. »Also kann ich es Ihnen auch gleich erzählen.«

38
    »Nach Rom?«, rief Edeling und schlug mit der Faust auf den Tisch. Der Chef hatte die Tür zu seinem Büro offen stehen lassen, nun aber stand er auf und schloss sie unter den neugierigen Blicken seiner Sekretärin. »Eine Dienstreise nach Rom?«, wiederholte er. »Warum nicht gleich New York oder Tokio?«
    »Weil dieser Reporter in Rom ist, im Vatikan«, erklärte Pandera. »Ich habe den Eindruck, dass der geklonte Jesus etwas mit unserem Fall zu tun hat. Der Reporter weiß, wo dieser Wissenschaftler sich aufhält. Und er weiß vielleicht etwas von der Gruppe namens Sacramentum. Ich bin mir sicher, es gibt eine Verbindung zu den Morden an Roland Obrist und Dr. Leuenberger.«
    Edeling seufzte. »Wie stellen Sie sich das vor? In Italien ermitteln?«
    »Ganz einfach«, antwortete Pandera. »Mit Reiseantrag, Spesenabrechnung und Einwilligung der italienischen Polizei.«
    Pandera legte ihm den Reiseantrag sowie ein Schreiben der römischen Polizei vor, dass er sich inzwischen besorgt hatte. Darin wurde ihm zugesagt, dass er die Ermittlungen vor Ort beratend begleiten durfte. »Wenn wir das Angebot nicht wahrnehmen, wirken wir nicht sehr professionell«, fügte er hinzu.
    Edeling seufzte wieder.
    »Können Sie überhaupt Italienisch?«
    »So abbastanza parlare italiano per poter comandare un caffè o arrestare un assassino«, antwortete Pandera.
    »Bitte?«
    »Ich kann genug Italienisch, um einen Espresso zu bestellen und einen Mörder zu verhaften«, erklärte Pandera und lächelte.
    »Dann fahren Sie halt!«, grummelte Edeling und unterschrieb den Reiseantrag. »Aber ich warne Sie vor überstürzten Aktionen!« Er richtete seinen Zeigefinger auf Pandera, als sei er eine Waffe. »Wir sind dort nur zu Gast. Jeder Ermittlungsschritt muss mit mir und den italienischen Behörden abgestimmt werden!«
    Pandera nickte und dachte sich seinen Teil.
    »Und ich warne Sie noch einmal davor, diesen Sander ins Spiel zu bringen!«, befahl Edeling. »Wenn ich mitbekomme, dass der Kerl in die Ermittlungen einbezogen wird, können Sie sich in Zukunft mit ihm auf die Parkbank setzen!«
    Dann brauche ich das Thema ja gar nicht mehr anzusprechen. Aber jetzt ist es ohnehin zu spät, einen Rückzieher zu machen. »Wenn man gegen die Vergangenheit kämpft, kann man nichts aus ihr lernen«, antwortete Pandera trocken und verabschiedete sich.
    Trotz Edelings Drohung war seine Laune blendend. Er hatte bekommen, was er wollte. Kein Wunder, Edeling brauchte dringend einen Erfolg. Der Chef der Kriminalpolizei hatte mit seiner schroffen Art in weniger als einem Jahr den obersten Staatsanwalt und einige Ratsmitglieder der Stadt gegen sich aufgebracht. Sein Stuhl war an mindestens drei Beinen angesägt. Pandera hätte am vierten sägen können, aber er war hier, um einen Mörder zu fassen, und nicht, um sich an Intrigen zu beteiligen.

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