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Das letzte Theorem

Das letzte Theorem

Titel: Das letzte Theorem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pohl Clarke
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aussprechen konnte, stellte Meyuda die Person bereits vor. »Ich gebe das Mikrofon weiter an den Generalsekretär der Vereinten Nationen, Mr. Ro’onui Tearii.«
    Ro’onui Tearii hielt sich genauso wenig mit einem Vorgeplänkel auf wie Meyuda. Auch er kam gleich zur Sache. »Als Erstes möchte ich Ihnen versichern«, hob er an, »dass in Korea kein Verbrechen begangen wurde. Es handelt sich nicht um einen Eroberungskrieg. Was wir taten, war eine notwendige Polizeiaktion, die vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in einer geheimen Abstimmung gebilligt wurde. Lassen Sie mich betonen, dass kein einziges Land dagegenstimmte, es gab auch keine Stimmenthaltungen. Man war sich einig.
    Nun die Erklärung, warum wir uns zu diesem Coup entschlossen haben. Die Gründe dafür reichen ein paar Jahre zurück. Viele von Ihnen werden sich daran erinnern, dass damals viel über die Art und Weise diskutiert wurde, wie die drei mächtigsten Nationen der Welt - Russland, China und die USA - versuchten, eine Konferenz der Supermächte zu arrangieren, mit dem lobenswerten Ziel, die zahlreichen kleinen Kriege, die überall auf der Welt ausbrachen, zu beenden. Viele Kommentatoren bezeichneten dieses Gerangel um den Tagungsort als lächerlich, wenn nicht gar beschämend. Kein Wunder, dass sie so dachten, denn sie kannten ja nicht die Wahrheit. Aber Tatsache ist, dass absichtlich das Gerücht in die Welt gesetzt wurde, diese so wichtige Konferenz sei gescheitert, weil man sich auf keinen Treffpunkt, der allen Parteien genehm war, einigen konnte.
    Jetzt kann ich Ihnen verraten, dass wir absichtlich dieses Täuschungsmanöver veranstalteten. Der Vorschlag stammte von mir. Dieser Betrug der Weltöffentlichkeit war nötig, um zu verheimlichen, dass die Präsidenten der drei Supermächte sich in Wirklichkeit längst zusammengefunden hatten und sich über ein Projekt von ungeheurer Tragweite berieten.
    Dieses Projekt lässt sich mit wenigen Worten beschreiben. Es ging schlicht und ergreifend darum, ob man eine bestimmte
Art von Waffe entwickeln sollte, und wenn ja, wie diese Konstruktion vonstatten gehen könnte und in welchem Zeitrahmen. Es sollte eine nicht tödliche, aber extrem wirkungsvolle Waffe sein. Nun - sie wurde gebaut, sie wurde eingesetzt, und was sie angerichtet hat, dürfte mittlerweile jedem bekannt sein. Wir gaben der Waffe sogar einen Namen: Stiller Donner.
    Was die drei Präsidenten zu diesem ungewöhnlichen Schritt veranlasste, war die Tatsache, dass jeder von ihnen durch seine Nachrichtendienste darüber informiert war, dass die jeweils beiden anderen Staaten bereits eine Waffe ähnlich wie Stiller Donner entwickelt hatten und nun im Eiltempo darangingen, sie auch einsatzfähig zu machen. Und alle drei Präsidenten hatten Berater, die sie bedrängten, diese Arbeiten so voranzutreiben, dass ihr Land das erste wäre, das über eine derart effektive Waffe verfügte … um sie dann gegen die beiden anderen Supermächte einzusetzen und deren wirtschaftliche Grundlagen zu zerstören. Danach bliebe nur noch eine einzige Supermacht übrig - der eigene Staat.
    Zum Glück lehnte jeder dieser drei mächtigsten Männer der Welt den Plan ab. Während ihrer geheimen Treffen einigten sie sich darauf, Stiller Donner an die Vereinten Nationen zu übergeben.« An dieser Stelle legte er eine Pause ein, ernst und mit feierlicher Miene. Eine kräftiger, beeindruckender Mann, von dem es hieß, er sei einmal der stärkste Mann von Maruputi gewesen, der winzigen Insel in Französisch-Polynesien, auf der er geboren und aufgewachsen war. Dann lächelte er und fuhr fort: »Die Vereinten Nationen bekamen die Waffe, und der Welt wurde ein fürchterlicher Konflikt erspart, der unkalkulierbare Folgen hätte haben können.«
    Myra und Ranjit saßen wie gebannt vor dem Fernseher und tauschten immer wieder erschrockene Blicke. Doch diese Erklärung war noch längst nicht alles. Es gab noch viel mehr zu berichten, und die beiden dachten gar nicht mehr daran, schlafen zu gehen. Ro’onui Tearii sprach fast eine volle Stunde lang, und danach waren die politischen Kommentatoren am Zug,
die die Rede des Generalsekretärs der Vereinten Nationen Wort für Wort noch einmal durchgingen und analysierten. Es folgten Debatten, Diskussionen und Meinungen, vorgetragen von fachkundigen Leuten aus aller Welt. Doch als Ranjit und Myra sich spätnachts dann doch zum Zubettgehen rüsteten, versuchten sie immer noch, einen Sinn in das Ganze zu bringen.
    »Also hat Tearii«,

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