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Das letzte Theorem

Das letzte Theorem

Titel: Das letzte Theorem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pohl Clarke
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Laufbursche meines Vaters. Er gibt mir Anweisungen, und die führe ich dann aus. Zum Beispiel habe ich geholfen, die Nepalesen zu rekrutieren.«
    »Darüber wollte ich schon immer gern etwas mehr erfahren«, warf Myra ein und schnupperte an dem Whiskey, ohne einen Schluck davon zu trinken. »Wieso ausgerechnet Nepalesen?«
    »Tja, aus zwei Gründen. Erstens dienten bereits ihre Urgroßväter in der britischen Armee - damals nannte man sie Gurkhas -, und sie galten als die hartgesottensten und intelligentesten Soldaten überhaupt. Und vielleicht noch wichtiger ist ihr Aussehen. Sie gleichen weder Amerikanern noch Chinesen noch Russen, und deshalb konnten die Nordkoreaner, denen man systematisch Hass auf diese drei Nationen anerzogen hat, ihnen relativ vorurteilsfrei begegnen.« Auch er schnüffelte nun an seinem Whiskey, seufzte bedauernd und stellte das
Glas auf den Tisch zurück. »Sie sind wie du und ich, Ranj. Und das ist auch ein Grund, weshalb wir Pax per Fidem so gut unterstützen können. Hast du es dir schon überlegt, ob du mitmachst? Kann ich dich noch heute Abend verpflichten?«
    »Erzähl uns mehr darüber«, mischte Myra sich hastig ein, ehe Ranjit den Mund auch nur aufmachen konnte. »Was genau soll Ranjit denn tun?«
    Gamini grinste. »Auf jeden Fall etwas anderes als das, was wir damals für dich im Sinn hatten, alter Freund. Früher hatte ich gedacht, du könntest mein Assistent sein und mir bei der Arbeit für meinen Vater helfen, aber zu der Zeit warst du noch nicht berühmt.«
    »Und was für eine Art Tätigkeit hat man jetzt für ihn vorgesehen?«, hakte Myra nach.
    »Das steht noch nicht ganz fest«, gab Gamini zu. »Du würdest für den Rat arbeiten, und der gäbe dir dann bestimmte Aufgaben. Zum Beispiel könntest du den Rat auf Pressekonferenzen vertreten und der Welt das Konzept Pax per Fidem schmackhaft machen.«
    Ranjit runzelte die Stirn und sah seinen Freund spöttisch an. »Müsste ich dazu nicht ein bisschen mehr über das Projekt wissen.«
    Gamini seufzte. »Das ist mal wieder typisch für dich. Ich hatte gehofft, du würdest mit beiden Händen zugreifen und den Vertrag noch heute Abend unterschreiben. Aber ich kenne dich ja, ohne nachzubohren und penetrant zu hinterfragen geht bei dir gar nichts. In weiser Voraussicht habe ich dir etwas Lektüre mitgebracht, damit du dich informieren kannst.«
    Aus seinem Aktenkoffer holte er einen dicken Umschlag voller Papiere. »Das sind deine Hausaufgaben, Ranj. Das Beste wird sein, ihr beide studiert das Material und diskutiert darüber. Aber noch heute Abend, wenn ich bitten darf. Morgen früh komme ich hierher und hole euch zu einem Frühstück ab. Und dann stelle ich dir die große Frage, Ranj.«
    »Und wie lautet diese Frage?«, wollte Ranjit wissen.

    »Ist doch ganz einfach - ob du uns dabei helfen willst, die Welt zu retten. Was hattest du denn gedacht?«
     
    An diesem Abend spielten sie nicht so lange mit Natasha wie sonst. Die Kleine quengelte ein bisschen, um ihren Eltern zu zeigen, dass sie die Vernachlässigung bemerkte, doch kurz darauf war sie tief und fest eingeschlafen, und Myra und Ranjit konnten sich wieder ihren Hausaufgaben widmen.
    Der Umschlag enthielt Material über zwei verschiedene Themen. Eine Broschüre schien der Entwurf einer Verfassung für den neuen Staat zu sein, der sich aus dem ehemaligen Nordkorea entwickeln würde, ein Land, das seit langem von dem einen oder andern Diktator regiert worden war. Ranjit und Myra lasen den Text gewissenhaft, obwohl er ihnen im Wesentlichen bekannt vorkam. Er war in Anlehnung an die amerikanische Verfassung geschrieben worden, die sie beide im Schulunterricht durchgenommen hatten.
    Einige Abweichungen gab es jedoch, denn man hatte ein paar neue Paragraphen eingeführt. Einer sah vor, dass das Land unter keinen Umständen Krieg führen würde; etwas Ähnliches stand in der Verfassung Japans, die die Amerikaner nach dem Zweiten Weltkrieg ihrem ehemaligen Feind aufgezwungen hatten.
    Ein anderer Paragraph war in keiner der ihnen bekannten Verfassungen enthalten; darin wurden reichlich ungewöhnliche Methoden beschrieben, die bei der Auswahl von Amtsträgern angewandt werden sollten, und für die eine extensive Arbeit am Computer erforderlich war.
    Und ein dritter Paragraph legte fest, dass jede Institution dieses Landes - nicht nur sämtliche Behörden der Regierung und der Legislative, sondern auch Bildungseinrichtungen, wissenschaftliche Zentren und sogar religiöse Institutionen -

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