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Das letzte Theorem

Das letzte Theorem

Titel: Das letzte Theorem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pohl Clarke
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man ihn für eine biologische Kriegführung einsetzen konnte (welches Land dafür verantwortlich war und gegen welche Nation sich diese perfide Waffe richtete, wollte niemand sagen) -, und irgendwie war dieser Virus aus den Labors entwischt und in die Anrainerstaaten des Indischen Ozeans gelangt.
    Das war das Interessanteste, was Ranjit in der Ödnis des Biologiekurses 101 entdeckte. Schurkenstaaten? Krankheiten, die man als Waffe einsetzte? Über diese Themen hätte er gern mit Gamini diskutiert, doch das war nicht möglich. Kurz vor dem Mittagessen hatte Gamini einen seiner Kurse über politische Wissenschaften, und ehe Ranjit sich ihm mitteilen konnte, musste er sich mindestens noch eine Stunde gedulden.
    Aus lauter Langeweile tat Ranjit etwas, wovor er sich bis jetzt erfolgreich gedrückt hatte. Für sozial Engagierte gab es ein Seminar, an dem jeder teilnehmen konnte; es ging um
weltweite Probleme bei der Wasserversorgung. Alle Studenten wurden ermutigt, an dieser Veranstaltung teilzunehmen, und natürlich blieben die meisten weg. Das machte dieses Seminar zu einem Ort, an dem er vielleicht vor sich hin dösen konnte, ohne dass jemand ihn ansprach.
    Doch dann fing der Seminarleiter an, vom Toten Meer zu erzählen.
    Ranjit hatte sich über das Tote Meer noch nicht viele Gedanken gemacht, doch für den Seminarleiter war es ein verborgener Schatz. Er erklärte, man könne Wasserleitungen vom Mittelmeer bis zum Toten Meer graben, das vierhundert Meter unter dem Meeresspiegel lag, und diesen Höhenunterschied dazu nutzen, Elektrizität zu erzeugen.
    Ranjit stürzte sich mit Feuereifer auf diese Idee. Sie bedeutete eine Problemlösung in ungeheuer großen Dimensionen, und er fand, es lohne sich, diesen Gedanken in die Tat umzusetzen. Er konnte es kaum abwarten, Gamini darüber zu berichten.
     
    Doch als Gamini sich dann endlich zum Mittagessen einfand, zeigte er sich wenig beeindruckt. »Ein alter Hut«, informierte er seinen Freund. »Ein Freund meines Vaters, Dr. Al-Zasr - er ist Ägypter; die beiden gingen zusammen in England zur Schule -, ließ sich einmal beim Dinner über dieses Projekt aus. Es wird niemals verwirklicht. Das Konzept stammt von den Israelis, und die anderen Nationen rund ums Tote Meer können die Israelis nicht leiden.«
    »Huh!«, schnaubte Ranjit. Der Seminarleiter hatte nicht erwähnt, dass die Israelis als Erste darauf gekommen waren. Oder dass der Plan bereits seit zwanzig Jahren existierte. Und wenn dieses Kraftwerk zur Elektrizitätsgewinnung in zwei Jahrzehnten nicht gebaut worden war, würde es höchstwahrscheinlich auch in naher Zukunft nicht gebaut werden.
    Für Chikungunya brachte Gamini auch kein besonderes Interesse auf, und danach war er an der Reihe, Ranjit zu belehren. »Dein Problem besteht darin«, klärte er seinen Freund auf,
»dass du an dem GSSM-Syndrom leidest. Weißt du, was das ist? Nein, natürlich nicht, aber es trifft auf dich zu. Was du machst, ist ›Multitasking‹, Ranj. Du beschäftigst dich mit viel zu vielen Dingen gleichzeitig, und das führt dazu, dass du dich verzettelst. Mein Psychologieprofessor behauptet, es kann dazu führen, dass man verblödet. Denn jedes Mal, wenn man von einer Sache zur anderen springt, unterbricht man seinen Gedankenfluss, und wenn das zu häufig passiert, kommt es zu einer dauernden Schädigung deines Präfrontalen Cortex, und du entwickelst ein ADS.«
    Ranjit runzelte die Stirn und spielte ein bisschen mit Gaminis Laptop herum. Vor kurzem hatte Ranjit damit begonnen, so viel wie möglich über Computer zu lernen. »Was ist ADS? Und wenn wir schon mal dabei sind, was ist ein GSSM-Syndrom?«
    Gamini streifte ihn mit einem vorwurfsvollen Blick. »Du solltest wirklich etwas für deine Allgemeinbildung tun, Ranj. Du bist überhaupt nicht auf dem Laufenden. ADS ist die Abkürzung für Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom, und GSSM steht für die Initialen der vier Personen, die als Erste das Multitasking-Syndrom erforschten. Sie hießen Grafman, Stone, Schwartz und Meyer. Es gab auch noch eine Frau namens Yuhong Jiang, aber wahrscheinlich reichten ihnen diese vier Anfangsbuchstaben. Auf jeden Fall kommt es mir vor, als würdest du dich viel zu sehr mit Ereignissen beschäftigen, auf die du keinerlei Einfluss hast.«
    Der Rüffel war gerechtfertigt. Und ehe Ranjit sich an diesem Abend in sein Zimmer zurückzog, bestand er darauf, sich im Fernsehen die Nachrichten anzusehen; er gab vor, dies sei für ihn eine Selbstverständlichkeit, denn er

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