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Das letzte Theorem

Das letzte Theorem

Titel: Das letzte Theorem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pohl Clarke
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nennen wollen. Nun, was wissen wir über N? Wir wissen, dass N gleichfalls eine Primzahl sein könnte, denn wenn wir N durch eine oder mehrere Zahlen unserer Liste dividieren, bleibt immer noch die Eins übrig.
    Daraus folgt: Egal, wie viele Primzahlen man auf diese Liste setzt, es gibt immer noch Primzahlen, die größer sind, und
deshalb gibt es unendlich viele Primzahlen.« Fragend blickte er in den Raum. »Weiß jemand von Ihnen, wer diesen Beweis erbrachte?«
    Keiner hob die Hand, aber es wurden ein paar Namen gerufen. »Gauss?« - »Euler?« - »Lobachevsky?« Und aus einer der hinteren Reihen erscholl es: »Ihr alter Kumpel Fermat?«
    Ranjit grinste. »Nein, es war weder Fermat noch einer von denen, die Sie genannt haben. Es war der geniale griechische Gelehrte Euklid von Alexandria, der auf diesen Einfall kam. Er lebte noch vor Erathostenes, ungefähr um 300 vor Christus. Nun ja, Euklid fand heraus, dass mit keiner endlichen Liste von Primzahlen alle Zahlen erfasst werden können. Denn ganz gleich, welche Produkte man aus diesen Primzahlen bildet, nie werden alle Zahlen von diesen Produkten erfasst. Auf das Produkt aller Primzahlen dieser Liste folgt nämlich ganz sicher eine von ihnen nicht durch Multiplikation erfassbare Zahl.«
    Unter den Studenten machte sich ein wenig Unruhe breit, und Ranjit hob in einer freundlichen Geste die Hand, um anzudeuten, dass er ungestört weitersprechen wollte. »Jetzt möchte ich Ihnen noch etwas zeigen. Sehen Sie sich noch einmal diese Liste von Primzahlen an. Zwischen aufeinanderfolgenden Primzahlen klaffen unterschiedlich große Lücken. Weil die Zwei alle geraden Zahlen teilt, sind bis auf die Zwei alle Primzahlen ungerade. Aufeinanderfolgende ungerade Primzahlen müssen sich daher mindestens um zwei unterscheiden. Ein Beispiel dafür sind siebzehn und neunzehn. Wenn sie sich tatsächlich nur um zwei unterscheiden, nennt man diese Primzahlpaare Primzahlzwillinge. Möchte jemand raten, wie viele Primzahlzwillinge es gibt?«
    Es wurde gemurmelt, aber keiner meldete sich, bis ein junger Mann ganz mutig in den Raum rief: »Unendlich viele?«
    »Ganz recht«, erwiderte Ranjit. »Jedenfalls scheint es, als ließen Primzahlzwillinge sich nicht in einer endlichen Liste vollständig aufzählen, aber bewiesen ist das bis heute noch nicht.
Deshalb gebe ich Ihnen als Hausaufgabe, den Beweis für diese Vermutung zu finden.«
    Die Nachricht schlug bei den jungen Leuten ein wie eine Bombe. Kein Zweifel - sie waren begeistert. Angeregt schnatternd löste sich der Kurs am Ende des Unterrichts auf, und Ranjit konnte jetzt schon sehen, dass seine Studenten sich mit Feuereifer in dieses mathematische Abenteuer stürzen würden.
     
    Beim Abendessen fühlte Ranjit sich so hochgestimmt und gelöst wie schon lange nicht mehr. Myra erkannte ihren Mann kaum wieder.
    »Ich denke, es ist heute prima gelaufen«, verkündete er fröhlich. »Die Studenten haben wunderbar mitgemacht. Vielleicht wird dieses Seminar ja wirklich ein Erfolg.«
    »Daran habe ich nie gezweifelt«, behauptete seine Frau. »Tashy war auch der Meinung, dass es dieses Mal klappen würde, nicht wahr, Tashy?«
    Die kleine Natasha, die jetzt beim Abendessen mit den Erwachsenen am Tisch sitzen durfte, schien aufmerksam zuzuhören und machte tatsächlich eine Miene, als verstünde sie, worum es ging.
    In diesem Moment trat der Butler ein. »Was gibt’s, Vijay?«, fragte Mevrouw und blickte ihn an. »Sie sehen besorgt aus. Gibt es Probleme mit dem Personal?«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Nicht mit dem Personal, Madam. Aber in den Nachrichten kam eine Meldung, die Sie bestimmt interessieren wird, deshalb habe ich mir erlaubt, Sie sofort davon in Kenntnis zu setzen.« Der Butler brach ab, schluckte ein paarmal krampfhaft und fügte hinzu: »Es hat wieder einen Angriff mit dieser Waffe, die man Stiller Donner nennt, gegeben. In Südamerika.«
     
    Dieses Mal traf es nicht nur eine einzige Nation, die nach dem Einsatz von Stiller Donner in das prä-elektronische Zeitalter
zurückgeworfen wurde. Es waren zwei Länder betroffen. Weder in Venezuela noch in Kolumbien klingelte jetzt noch ein Telefon, wenn man auf einen Lichtschalter drückte, ging keine Lampe an, und die Bildschirme der Fernseher blieben dunkel.
    Seit der Eröffnung des Butlers, die bei Tisch eingeschlagen war wie der sprichwörtliche Blitz, drehten sich die Gespräche nicht mehr um Ranjits Seminar oder wie geschickt Natasha schon ihren Löffel handhaben konnte. Das

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