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Das letzte Theorem

Das letzte Theorem

Titel: Das letzte Theorem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pohl Clarke
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Fernsehgerät im Esszimmer, das normalerweise während der Mahlzeiten ausgeschaltet blieb, weil Mevrouw fernsehen während des Essens unkultiviert fand, lief nun mit voller Lautstärke.
    Aus dem Inneren der beiden betroffenen Länder gab es kaum Bilder, weil die Technik dort buchstäblich lahmgelegt worden war; es herrschte derselbe technische Blackout, den es damals in Nordkorea gegeben hatte.
    Dafür zeigte man ein paar Frachtflugzeuge, die Pax per Fidem gehörten - Maschinen, die nur eine kurze Rollbahn zum Starten und Landen brauchten, denn die örtlichen Airports waren mit den am Boden festsitzenden Fluggeräten verstopft. Mit diesen Maschinen beförderte man nun Soldaten und Ausrüstung nach Venezuela und Kolumbien; im Wesentlichen entsprach das Prozedere der Vorgehensweise in Korea, nur dass man in diesem Fall den Landweg für die erforderlichen Transporte nehmen konnte. Hauptsächlich waren im Fernsehen Personen zu sehen, die den aktuellen Vorfall erläuterten - wobei sie mehr oder weniger dasselbe sagten wie nach dem ersten Einsatz von Stiller Donner. Hinzu kamen Berichte über die Vorgänge, die das jetzige Desaster verursacht hatten.
    Im 21. Jahrhundert war es diesen beiden südamerikanischen Ländern nicht besonders gutgegangen. In Venezuela war es eine verfehlte Politik, die die Nation an den Rand des Abgrunds brachte, in Kolumbien waren es die Umstände, die mit dem Drogenhandel zusammenhingen. In beiden Ländern eskalierte die Gewalt, eine Regierungskrise jagte die nächste; getoppt wurde das Ganze durch die Entscheidung der ehemaligen
Drogenbarone, die beschlossen, sich der profitablen Ölfelder ihrer Nachbarn zu bemächtigen.
    »Pax per Fidem nahm sich Nordkorea zuerst vor, weil dieses Land auf der ganzen Welt keinen einzigen richtigen Freund hatte«, meinte Ranjit. »Und jetzt machten sie gleich zwei Länder mit einem Schlag platt, weil Venezuela und Kolumbien sich auf unterschiedliche Verbündete stützen konnten. Seit den neunziger Jahren hängt Kolumbien am finanziellen Tropf der USA, und Venezuela erhielt Hilfe von Russland und China.«
    »Aber wenigstens hört jetzt dieses sinnlose Töten auf«, warf Mevrouw ein. »Diese ständigen Konflikte haben doch unglaublich viele Opfer gefordert. Ich gestehe, dass ich über die Entwicklung, die die Dinge genommen haben, nicht unglücklich bin.«
    Myra seufzte. »Glaubst du, wir sind besser dran, wenn die ganze Welt nur von drei Machtblöcken regiert wird? Ozeanien, Eurasien und Ostasien?«, fragte sie.

30
Wichtige Neuigkeiten
    Als das Seminar vorbei war, hatte natürlich kein Student einen Beweis für die unendlich lange Reihe von Primzahlzwillingen erbringen können, aber damit hatte Ranjit auch nicht gerechnet. Auch Dr. Davoodbhoy nicht. Doch bei ihrer Konferenz, die nach Abschluss des Seminars stattfand, machte er einen sichtlich glücklicheren Eindruck als nach Ranjits erstem missglücktem Versuch.
    Lächelnd zeigte er Ranjit die Beurteilungsbögen mit den Kommentaren seiner Studenten. »Hören Sie sich das an: ›Es kam mir nicht nur vor, als lernte ich etwas Neues im Fach Mathematik, ich hatte das Gefühl, als durchschaute ich zum ersten Mal, was diese Wissenschaft ihrem Wesen nach überhaupt darstellt.‹ - ›Toller Unterricht. Dr. Subramanian behandelt uns nicht wie dumme Schüler, denen er etwas eintrichtern will, sondern als seien wir Mitglieder seines eigenen Forschungsteams. ‹ - ›Kann ich mich jetzt schon für sein nächstes Seminar anmelden?‹« Er blätterte in den Papieren und wurde fündig. »Ach ja, da haben wir’s. Sagen Sie, Ranjit, was halten Sie von dieser jungen Dame Ramya Salgado?«
    Ranjit blickte unbehaglich drein. »Nun, sie ist mir im Kurs aufgefallen. Sie hat sehr aktiv mitgemacht. Vielleicht ist sie beim nächsten Seminar auch dabei.«
    »Mit hundertprozentiger Sicherheit«, bekräftigte Dr. Davoodbhoy. »Darauf können Sie sich verlassen. Dann kann ich also davon ausgehen, dass Sie wieder ein Seminar anbieten werden? Wissen Sie auch schon, über welches Thema? Vielleicht etwas in der Art wie die Riemann’sche Vermutung?«

    »Dafür gibt es schon einen Beweis«, hielt Ranjit entgegen.
    »Na ja, es gibt eine Fülle von Gedanken und Vermutungen über die Riemann’sche Zetafunktion, doch die wichtigste dieser Hypothesen ist bis heute nicht bestätigt worden. Es gab auch mal einen Beweis für Fermats Theorem - die Arbeit von Wiles -, und das hat Sie nicht daran gehindert, einen viel besseren zu finden.«
    Ranjit dachte

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