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Das letzte Theorem

Das letzte Theorem

Titel: Das letzte Theorem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pohl Clarke
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wieder losjaulten und es Zeit wurde, sich vor der Strahlung aus dem oberen Van-Allen-Gürtel in Sicherheit zu bringen.
    Für fast jeden war es möglich geworden, in den Weltraum zu fliegen. Aber bequem waren diese Reisen nicht. Und auch nicht besonders schön.
     
    Als sie den oberen Van-Allen-Gürtel verließen, passierte etwas Merkwürdiges. Robert stürzte sich sofort auf seinen Lieblingsplatz, das zwei Meter lange Band aus dickem Kunststoff, das größte Fenster, das einen Ausblick ins Universum bot. Myra kletterte bereits in die Trimm-dich-Vorrichtung, und Ranjit überlegte, ob er sich nicht in seiner Koje aufs Ohr legen und etwas Schlaf nachholen sollte. Auf einmal kam Robert zu ihnen zurückgestürmt und kreischte vor Aufregung. Wenn Robert
aufgeregt war, verstand man ihn noch schlechter als sonst. Das Einzige, was Myra und Ranjit heraushörten, war das Wort »Fisch«. Robert konnte oder wollte nicht erklären, was er damit meinte, und Natasha, die sein unartikuliertes Geblubber hätte übersetzen können, war nicht da. In der Kapsel befand sich jedoch ein drei Jahre altes Mädchen, das mit seiner Familie reiste. Schweigend lauschte es eine Zeit lang dem wilden Geplapper, dann nahm es - ohne ein Wort zu sagen - Robert an die Hand und führte ihn weg, um mit ihm Bewegungen zu machen, die Myra als Tai Chi erkannte.
    Die Kleine hieß Luo und war die Tochter eines Paares aus Taipei. Die Familie Kai reiste mit sechs Personen, einschließlich der Mütter von Mrs. und Mrs. Kai, die im Hotelgewerbe tätig waren. Mit ihrer Tätigkeit hatten sie ein Vermögen verdient, und ohne diesen Reichtum hätten sie sich diese Reise gar nicht leisten können, denn sie gehörten zu den ersten echten Touristen, die nur unterwegs waren, um sich die Mondolympiade anzusehen. Keiner aus ihrer Familie oder ihrem Freundeskreis machte als Teilnehmer bei den Wettkämpfen mit. Touristen waren auch die südkoreanische Familie und das junge Paar aus Kasachstan. Die Norweger hingegen befanden sich in derselben Situation wie die Subramanians; sie waren die Eltern und Geschwister eines Olympioniken, der sich für den Weitsprung qualifiziert hatte, und aus diesem Grund hatte man auch ihnen einen Preisnachlass gewährt.
    Leider sprach keiner der siebzehn Mitpassagiere, mit denen die Subramanians sich die Kapsel teilten, Englisch, geschweige denn Tamilisch oder Singhalesisch. Die jüngere Mrs. Kai sprach fließend Französisch, und Myra konnte sich mit ihr unterhalten. Die Übrigen verständigten sich untereinander auf Russisch oder Chinesisch, und Ranjit glaubte, auch Deutsch herauszuhören, aber mit keiner dieser Sprachen konnte er viel anfangen.
    Jedenfalls nicht zu Anfang der Reise. Aber was alle Passagiere im Überfluss hatten, war Zeit. Es würde Wochen dauern,
bis sie die Hälfte der Strecke hinter sich gebracht hatten; noch ein paar Wochen mehr dauerte es bis zum Endpunkt des Skyhooks, von wo aus man ihre Kapsel auf eine Flugbahn zum Mond schießen würde, und dann vergingen noch ein, zwei Tage bis zur Landung am Sinus Iridium.
    Im Verlauf der letzten Reisephase entfernten sich die Subramanians nie mehr als wenige Schritte von den Nachrichtenmonitoren, denn zu dieser Zeit fanden die Ausscheidungswettkämpfe auf dem Mond statt. Das letzte Rennen wurde nur noch von zwei Teilnehmern ausgetragen, wenn ein mit Schwingen ausgerüsteter Flieger gegen einen Ballonauten antrat. Sieben Flieger hatten die Reise unternommen, um an den Ausscheidungswettbewerben teilzunehmen … und als die Subramanians sich ihrem Ziel näherten, während Luna riesengroß vor ihren Fenstern schwebte, hörten sie, wie ihre Tochter zur Siegerin der Qualifikationsrennen erklärt wurde.
    Mittlerweile hatten sich alle Erwachsenen zumindest ein paar Worte sämtlicher in der Kapsel gesprochenen Sprache angeeignet, und die benutzten sie nun, um den Subramanians zum Erfolg ihrer Tochter zu gratulieren.
     
    Natasha holte ihre Familie am Aufzug ab, der die Passagiere von der Mondoberfläche hinunter ins Olympische Dorf beförderte. Sie war gesprächig, wirkte sehr glücklich, und zu Ranjits gelinder Überraschung wurde sie von einem jungen, hoch aufgeschossenen Mann mit kaffeebrauner Haut begleitet. Er stammte aus Brasilien. Beide trugen die leichte Bekleidung, die einer Umgebung angemessen war, in der ständig eine Temperatur von 23 Grad Celsius herrschte. »Das ist Ron«, stellte sie ihren Begleiter vor. »Eine Abkürzung von Ronaldinho. Er nimmt am Hundertmeterlauf teil.«
    Erst

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