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Das letzte Theorem

Das letzte Theorem

Titel: Das letzte Theorem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pohl Clarke
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riesigen Sporthalle entlangstrampelte - und er konnte sich vor Begeisterung nicht zurückhalten, wenn eines dieser Sky-Bikes wenigstens für ein paar kurze Augenblicke frei war. Dann erhielt Robert auch eine Chance zu fliegen.
    Selbstverständlich war Natasha nicht die einzige Person, die die Sporthalle mit geringer Schwerkraft benutzen durfte. Hoffnungsvolle Kandidaten aus allen Teilen der Insel baten darum, mit den Sky-Bikes üben zu dürfen, und über dreißig junge Leute erhielten die Erlaubnis. Aber Natasha Subramanian war eindeutig das As in dieser neuen Sportart, kein anderer Athlet reichte an sie heran.
    Und als dann endlich der Tag kam, an dem das Sky-Biker-Team der Insel sich vor dem Skyhook Terminal versammelte, um seinen ersten Raumflug anzutreten, war es Natasha, die die Hoffnung auf einen Sieg Sri Lankas verkörperte.
     
    Als Myra die Preise sah, mit denen die Reiseagenturen für einen Besuch der Olympischen Spiele auf dem Mond warben, schnappte sie nach Luft. »Oh Ranjit«, stöhnte sie, eine Hand auf ihr Herz gepresst. »Wir müssen Tashy unbedingt begleiten, aber wie sollen wir uns das leisten?«
    Ranjit, der mit dieser Reaktion gerechnet hatte, beeilte sich, seine Frau zu beruhigen. Die Familienangehörigen der Wettkampfteilnehmer erhielten einen ziemlich großen Rabatt. Desgleichen die Mitglieder des Beratergremiums, dem er selbst
angehörte; und danach waren die Reisekosten nicht mehr so exorbitant.
    Trotzdem waren sie nicht gering. Aber sie konnten sie aufbringen. Also fanden sich am Abreisetag auch Myra, Ranjit und der kleine Robert am Terminal ein. Wie alle Menschen auf der Welt, die einen Fernseher besaßen - und mittlerweile gab es kaum jemand, der keinen hatte -, hatten sie die faszinierenden Berichte über den Personentransport via Skyhook verfolgt. Sie wussten, wie die Kapseln, die Menschen beförderten, funktionierten, und was es für ein Gefühl war, wenn man mit einer gleichbleibenden Geschwindigkeit von einigen Metern pro Sekunde in den Himmel hinaufflitzte.
    Doch trotz all dieser Informationen hatten sie sich nicht richtig vorstellen können, wie lange es dauern würde, um von Sri Lanka zum Sinus Iridium zu gelangen. Selbst bei dieser ungeheuren Geschwindigkeit handelte es sich nicht mal eben um einen Wochenendtrip.
    Nach sechs Tagen Fahrt waren sie gerade bis zum unteren Van-Allen-Gürtel gekommen, wo sich die Subramanians - zusammen mit den anderen Familien an Bord, wie den Kais, den Kosbas, und den Norwegern - in den Schutzraum zwängen mussten, um vor der mörderischen Van-Allen-Strahlung sicher zu sein. Unter dem Schutzraum verstand man den Schlaf-und Sanitärbereich der Kapsel, der durch dreifache Wände verstärkt war. Diese Zone enthielt die Toiletten, die euphemistisch als »Bäder« bezeichneten Vorrichtungen für eine Katzenwäsche, und sage und schreibe zwanzig extrem schmale, in Fünferreihen angeordnete Pritschen.
    Wenn man den Schutzraum aufsuchen musste, durfte man lediglich die spärliche Skyhook-Montur mitnehmen, welche man am Körper trug (die aus Gründen der Frachtkapazität fast nichts wog und aufgrund einer speziellen Eigenschaft des Stoffes, aus dem sie bestand, kaum Schmutz annahm, denn es gab keine Möglichkeit, sie zu waschen), und dringend benötigte Medikamente. Und wer Wert auf Privatsphäre legte oder an
Schamhaftigkeit litt, musste diese Eigenschaften möglichst draußen lassen.
    Robert hasste es, in dem Schutzraum eingesperrt zu sein. Er brüllte. Der Enkel der Familie Kai machte ebenfalls Rabatz. Auch Ranjit verabscheute dieses Eingepferchtsein auf engstem Raum. Einmal da drin, sehnte er sich nach der (wenn auch minimalen) Freiheit, die in dem ungeschützten Teil der Kapsel herrschte. Dort gab es wenigstens dunkle Nischen, Trimm-dich-Geräte und Fenster - lange, schmale, mit dicken Scheiben versehene Luken, aber zumindest konnte man durch sie hindurchschauen. Vor allem sehnte er sich nach ihren regulären, mit individuellen Lampen und Monitoren ausgestatteten Kojen; darin konnte man sich wenigstens umdrehen, ohne das Gefühl zu haben, man läge in einem Sarg. Hin und wieder konnte man sogar zu zweit darin liegen, vorausgesetzt, man war mit der Person, die man zu sich einlud, sehr vertraut.
    Der erste Aufenthalt im Schutzraum dauerte nur zwei Tage, und danach befanden sie sich wieder in einer Zone des Weltalls, die frei von der mörderischen Van-Allen-Strahlung war. Volle neun Tage genossen sie den relativen Komfort der Kapsel, ehe die Alarmsirenen

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