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Das letzte Theorem

Das letzte Theorem

Titel: Das letzte Theorem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pohl Clarke
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zu einem Wettrennen sagen, bei dem Menschen mit eigener Muskelkraft fliegen?«
    Wenn er damit gerechnet hatte, dass Ranjit ihm eine Antwort geben würde, dann erlebte er eine Überraschung. Unter lautem Geschepper fielen ein paar Teller und Gläser auf den Boden, als Natasha plötzlich aufsprang und dabei fast den Tisch umgekippt hätte. »Ich sage, ich bin dazu bereit!«, rief sie. »Ich mache mit! Und ich werde siegen!«

32
Natashas Gold
    Und sie flog zum Mond.
    Natürlich nicht sofort. Ehe man die ersten Olympischen Spiele auf dem Mond ausrichten konnte, musste noch eine Menge getan werden, wenn man sichergehen wollte, dass die Touristen lebend dort ankommen würden. Nun, da die allmonatlichen Berichte ausführlicher abgefasst waren, verschlang Ranjit die Texte, sobald sie bei ihm eintrafen. Die Begeisterung für die Raumfahrt, die Joris Vorhulst in seinem Astronomiekurs bei ihm geweckt hatte, kehrte mit aller Macht zurück.
    Ranjits Seelenfrieden war es förderlich, dass es auf der Welt tatsächlich ruhiger zuzugehen schien. Der zweite Einsatz von Stiller Donner hatte einige der streitsüchtigsten Machthaber zur Räson gebracht. Die Seminare, die er abhielt, waren weiterhin gut besucht, so dass Dr. Davoodbhoy mit ihm zufrieden war. Und seine kleine Familie bereitete ihm nach wie vor nichts als Freude.
    Vor allen Dingen Natasha. Der Beginn ihres Studiums lag noch ein paar Jahre in der Zukunft, und da sie leicht lernte, waren in dieser Hinsicht keine Probleme zu erwarten. Aber sie hatte es sich nun mal in den Kopf gesetzt, bei den ersten Olympischen Spielen auf dem Mond als Wettkämpferin dabei zu sein, und das Training verlangte ihr alles ab. Verglichen mit dem Pensum, das sie zu bewältigen hatte, wirkten die sportlichen Übungen der Olympioniken, die sich auf die auf der Erde stattfindenden Spiele vorbereiteten, wie täglich zehn Minuten Gymnastik.
    Natürlich war Natasha nicht die Einzige, die sich für dieses noch nie dagewesene Ereignis rüstete. Überall auf der Welt
versuchten junge Athleten, sich für die Fliegerwettbewerbe fit zu machen. Und da das Training notgedrungen unter den Schwerkraftbedingungen der Erde stattfand, musste man sich schon etwas einfallen lassen.
    Es gab zwei Wege, um das Problem des mit Muskelkraft betriebenen Fluges anzugehen. Die »Ballonauten« benutzten Gasballons in allen möglichen Formen, die den Athleten in der Luft hielten, damit er seine gesamten körperlichen Anstrengungen darauf verwenden konnte, einen Propeller anzutreiben.
    Die »Sky-Biker« hingegen zogen es vor, sich allein auf ihre Muskeln zu verlassen. Eigens für ihre Zwecke hatten Sportartikelhersteller in Rekordzeit eine ganze Reihe propellergetriebener Gerätschaften erfunden. Dank der Karbon-60-Nanoröhren, denselben Molekülen, die dafür gesorgt hatten, dass der Skyhook Realität wurde, anstatt ein schöner Traum zu bleiben, waren diese Geräte so leicht, dass man sie selbst auf der Erde mit einer Hand anheben konnte - und auf dem Mond genügte dazu ein einziger Finger!
    Aber all diesen Athleten war gemeinsam, dass keinem von ihnen ein Übungsgelände mit der geringen Schwerkraft des Mondes zur Verfügung stand. Also mussten sie improvisieren, unter anderem, indem sie eine Ausrüstung mit Gegengewichten benutzten, um annähernd lunare Verhältnisse zu simulieren. Das Ganze lief darauf hinaus, dass nicht nur Phantasie gefragt war, um sich halbwegs realisierbare Trainingsbedingungen zu schaffen, sondern man brauchte auch Geld, und zwar sehr viel Geld.
    Das Einkommen eines Universitätsprofessors hätte bei weitem nicht ausgereicht, um Natasha diesen exzentrischen Sport ausüben zu lassen, doch für das Mädchen fanden sich Sponsoren in Sri Lanka. Es gab wohlhabende Leute in hohen Ämtern, die sie mit beträchtlichen Summen unterstützten. Selbst Leute, die sich normalerweise überhaupt nicht für Sport interessierten, wollten durch Natashas Teilnahme an der ersten Mondolympiade
der Welt noch einmal verdeutlichen, dass Sri Lanka nun das Tor zum Weltraum war. Deshalb finanzierten sie den Bau einer großen Sporthalle mit Mondschwerkraft am Rand von Colombo. Und dort konnte Natasha nach Herzenslust mit ihrem Sky-Bike trainieren.
    Die Halle lag nur zehn Minuten Fahrt von dem Haus der Subramanians entfernt, und aus diesem Grund war Natashas Familie beim Training oft als Zuschauer zugegen. Aber beim Zuschauen blieb es nicht immer; Robert liebte es, seine große Schwester zu beobachten, wenn sie am »Himmel« der

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