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Das letzte Theorem

Das letzte Theorem

Titel: Das letzte Theorem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pohl Clarke
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überwältigen.«
    Ranjit wusste nicht, ob er über diese Anmaßung lachen oder sich ärgern sollte, aber er ging nicht auf Bledsoes dümmliche Bemerkung ein. Stattdessen kam er gleich auf den Punkt. »Und worüber wollen Sie mit mir sprechen?«
    Bledsoe nickte. »Sie haben Recht, wir sollten keine Zeit verschwenden. Ich bin hier als Vertreter und im Auftrag des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika. Der Präsident ist
zu dem Schluss gelangt, dass die Menschheit eine Landung der Aliens auf unserem Planeten nicht tolerieren kann.«
    Ranjit wollte fragen, wie der Präsident das zu verhindern gedachte, doch Myra kam ihm mit einer eigenen Frage zuvor. »Wieso glaubt Ihr Präsident, er könnte für die gesamte Menschheit sprechen? Haben andere Nationen - Russland und China zum Beispiel - nicht auch noch ein Wörtchen mitzureden?«
    Sehr zu Ranjits Überraschung schien Bledsoe mit dieser Frage gerechnet zu haben. »Sie leben in der Vergangenheit, Mrs. Subramanian«, entgegnete er glattzüngig. »Anscheinend haben Sie die jüngsten Entwicklungen verpasst. Es gibt keine drei Großmächte mehr. Russland und China sind nur noch Papiertiger. Auf diese Länder braucht man keine Rücksicht mehr zu nehmen.«
    In verächtlichem Ton erklärte er dann, beide Nationen seien mit innenpolitischen Problemen beschäftigt, die sie jedoch zu vertuschen versuchten. »Die Volksrepublik China«, fuhr er in schulmeisterlichem Ton fort, »hat die Provinz Jilin an die Falun-Gong-Bewegung verloren, und das kann die Regierung nicht hinnehmen. Aber Sie haben bestimmt noch nie von der Provinz Jilin gehört, oder? Sie ist quasi die Kornkammer Chinas, von dort stammt der größte Teil des Getreides für den Binnenmarkt. Aber in Jilin befindet sich auch eine bedeutende Autoindustrie sowie Werke, die Eisenbahnzüge herstellen. Verstehen Sie, was ich meine? Wer Jilin kontrolliert, der verfügt über die landwirtschaftlichen und technischen Ressourcen! Obendrein breitete sich Falun Gong über die Grenze in die Innere Mongolei aus.«
    Er schüttelte den Kopf, wie um Bedauern auszudrücken, doch sein Mund war zu einem hämischen Grinsen verzogen. »Soll ich Ihnen jetzt verraten, was in Russland los ist? Dort geht es noch schlimmer zu. Tschetschenien gleicht einer schwärenden Wunde. Dort leben viele Moslems, und jeder islamistische Gotteskrieger, der immer noch Lust hat, Ungläubige zu
töten, macht sich auf den Weg nach Tschetschenien, um sich dort mit einer Waffe auszurüsten. Aber zufällig verlaufen ein paar von Russlands wichtigsten Erdölpipelines durch diese Region. Und sollte sich Tschetschenien tatsächlich von Russland trennen, werden jede Menge anderer Provinzen nachziehen.«
    »Sie sehen aus, als seien Sie über diese Entwicklungen auch noch glücklich«, warf Myra ein.
    Bledsoe spitzte die Lippen. »Ob ich darüber glücklich bin? Nein. Was interessieren mich die Probleme der Iwans und der Schlitzaugen? Allerdings hat unser Präsident es dadurch leichter, wenn Entscheidungen getroffen werden müssen. Er braucht sich keine Gedanken mehr zu machen, wie er Russland und China mit ins Boot holen soll. Und nun zu Ihnen, Subramanian. Der Präsident hat einen Plan, der Sie und Ihre Familie betrifft.«
    Die Atmosphäre, in der das Gespräch mit dem uneingeladenen Gast stattfand, war von Anfang an nicht freundlich gewesen; nun erreichte sie einen Tiefpunkt.
    »Was will er von uns?«, fragte Ranjit in einem Tonfall, der verriet, dass die Chance zu einer Kooperation denkbar gering war.
    »Es ist ganz einfach«, erwiderte Bledsoe. »Ich will, dass Ihre Tochter Natasha im Fernsehen auftritt und erzählt, was sie während ihrer Gefangenschaft bei den Aliens erlebt hat. Man hätte ihr klipp und klar gesagt, was es bedeutet, wenn von einem ›Sterilisiseren‹ der Erde die Rede ist. Sämtliche Menschen werden getötet, damit die Aliens unseren Planeten in Besitz nehmen …«
    Natasha ließ ihn nicht aussprechen. »Das stimmt doch gar nicht, Mr. Bledsoe. Ich kann mich an rein gar nichts erinnern, was während meiner Gefangenschaft geschah.«
    Ranjit hob die Hand. »Das weiß er, Schatz«, klärte er seine Tochter auf. »Er verlangt von dir, dass du Lügen verbreitest.« Dann richtete er das Wort wieder an ihren Besucher. »Was soll dieses Theater, Bledsoe? Warum wollen Sie die Menschen
gegen diese Kreaturen aufhetzen? Wieso dieses Schüren von blindem Hass?«
    »Weil wir die Aliens früher oder später auslöschen werden. Was dachten Sie denn?

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