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Das letzte Theorem

Das letzte Theorem

Titel: Das letzte Theorem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pohl Clarke
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Flagge, die ein unverzichtbares Requisit des Präsidenten zu sein schien. Aber alles an diesem Raum - soweit die Kamera ihn erfasste - wirkte befremdlich. Es gab keine Fenster, Scheinwerfer spendeten ein kaltes, grelles Licht, und ein Trupp
bewaffneter US-Marines stand in Habtachtstellung da, die Finger am Abzug ihrer Waffen.
    »Oh mein Gott!«, flüsterte Myra. »Die haben sich in ihrem Atombunker verschanzt!«
    Aber Ranjit hörte kaum hin. Er hatte auch etwas entdeckt. »Sieh mal, wer zwischen dem Präsidenten und dem ägyptischen Botschafter steht. Ist das nicht Orion Bledsoe?«
     
    Er war es. Sie hatten jedoch keine Zeit, sich über seine Anwesenheit zu wundern, denn nun ergriff der Präsident das Wort. »Meine Freunde«, begann er, »schweren Herzens trete ich vor Sie, um Ihnen mitzuteilen, dass die Invasion - jawohl, Invasion! Es ist das einzig treffende Wort, um den Vorgang zu beschreiben - unseres Planeten durch diese Kreaturen aus dem Weltall derartige Formen angenommen hat, dass sie nicht mehr toleriert werden kann. Die Regierung der Arabischen Republik Ägypten hat die Urheber dieses feindlichen Akts unmissverständlich aufgefordert, ihre Kriegsvorbereitungen sofort einzustellen und sich aus dem Hoheitsgebiet Ägyptens zurückzuziehen. Die Aggressoren haben diesen Appell, der sich in Übereinstimmung mit dem internationalen Recht befindet, nicht nur ignoriert, sie besaßen nicht einmal die Höflichkeit zu bestätigen, dass sie diesen Aufruf empfangen haben.
    Aus diesem Grund bereitet die mit uns verbündete Regierung der Republik Ägypten Maßnahmen vor, um ihrer Forderung den gebührenden Nachdruck zu verleihen und notfalls mit Gewalt durchzusetzen. Eine bewaffnete Kolonne wird sich durch die Wüste der Kattara-Senke nähern und die Invasoren vertreiben. Außerdem hat der Präsident der Arabischen Republik Ägypten die USA um Unterstützung gebeten. Er beruft sich dabei auf die bestehenden Verträge, die in einem Fall wie diesem militärische Hilfe zusagen.
    Sie werden verstehen, dass mir gar keine andere Wahl bleibt, als dem Ersuchen des Präsidenten zu entsprechen. Wir werden unserem Bündnispartner helfen, die widerrechtlich auf ägyptischem
Territorium gelandeten und sich dort kriegerisch gebärdenden Aliens zu vertreiben. Das sechste, zwölfte, vierzehnte und achtzehnte Geschwader der US Air Force haben von mir den Befehl erhalten, das Lager der Außerirdischen zu zerstören.« Er gestattete sich die Andeutung eines Lächelns. »Normalerweise unterläge diese Entscheidung der striktesten Geheimhaltung, aber ich denke, indem wir den Eindringlingen vorführen, über welches militärische Potenzial wir verfügen, könnte sich bei ihnen vielleicht doch noch im letzten Augenblick ein Sinneswandel vollziehen. Möglicherweise beenden sie von sich aus ihre feindseligen Aktivitäten, die eine einzige Provokation darstellen, und erklären ihre Absicht, sich unverzüglich aus Ägypten zu entfernen.«
    Der Präsident wandte den Kopf und blickte auf einen Bildschirm. Im selben Moment zeigten sämtliche Fernsehgeräte dem Rest der Welt - der nicht den (zweifelhaften) Segen genoss, sich in einem Atomschutzbunker verbarrikadieren zu können -, was sich bereits in der ägyptischen Wüste abspielte. Aus allen Richtungen steuerten Kampfflugzeuge in exakter V-Formation die Kattara-Senke an. Einige Flugzeugtypen erkannte Ranjit - überschallschnelle Nurflügler; gigantische alte B-52 Maschinen, die man schon im Vietnamkrieg eingesetzt hatte; die winzigen, unglaublich schnellen Stealth-Bomber -, mindestens ein Dutzend unterschiedliche Klassen von Flugzeugen rückten auf ihr Ziel zu …
    Und plötzlich, ohne jede Vorwarnung, passierte es.
    Ranjit fühlte sich an unsichtbare Zäune erinnert, die man anlegte, um zum Beispiel Hunde daran zu hindern, dass sie ein bestimmtes Grundstück verließen. Im Boden wird ein Draht vergraben und unter Strom gesetzt; jedes Mal, wenn ein Hund versucht, ihn zu überqueren, erhält er einen leichten elektrischen Schlag und macht eilends kehrt.
    Hier geschah in etwa dasselbe. Als die Fluggeräte sich der Kattara-Senke bis auf eine bestimmte Distanz genähert hatten, lösten sich die akkuraten V-Formationen auf, und es hatte den
Anschein, als sei der Energiefluss in den Maschinen abrupt unterbrochen worden. Kein einziges Flugzeug explodierte, keines verwandelte sich in einen Feuerball. Wie es dazu kam, blieb schleierhaft, denn es war nicht zu erkennen, dass die Maschinen abgeschossen oder

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