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Das letzte Theorem

Das letzte Theorem

Titel: Das letzte Theorem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pohl Clarke
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sondern auch mit den US-Streitkräften zur Folge.«
    »Großer Gott«, murmelte Ranjit. »Das klingt doch verdammt nach T. Orion Bledsoe.«
    »Dann möge der Himmel uns beistehen!«, sagte Myra, obwohl sie fast genauso wenig von Religion hielt wie ihr atheistischer Mann.
     
    Es hätte die Situation sicher entschärft, wenn sich die Aliens nach ihrer Landung auf der Erde die Zeit genommen hätten, den Menschen zu erläutern, wie ihre langfristigen Pläne aussähen. Aber sie gaben keinerlei Erklärung ab. Vielleicht konnten
sich die Aliens jeweils nur mit einer einzigen Sache beschäftigen - oder sie glaubten, die Menschen seien zu rückständig, um ihre Motive zu verstehen; ihre Kommunikation mit den Erdbewohnern bestand nach wie vor darin, ihnen in endlosen Wiederholungen die fünfundfünfzig wichtigsten Spezies der Galaxis vorzuführen.
    Anfangs war das noch ziemlich interessant gewesen, doch diese Zeit war mittlerweile vorbei. Die Einzigen, die sich die Bilder noch zu Gemüte führten, waren Produzenten von billigen Horrorfilmen, die fleißig nach Ideen für Masken suchten, und die verschwindend geringe Gemeinde von Taxonomisten, deren Mitglieder plötzlich wie berauscht waren von der Idee, der Carolus Linnaeus des 21. Jahrhunderts zu werden, indem sie diese Ansammlung von Aliens in ein Ordnungssystem fassten, möglichst unter Zuhilfenahme der binären Nomenklatur.
    Und diese quasi Dauersendungen bereiteten den Menschen einige ernsthafte Komplikationen, denn sie blockierten zeitweise ihre Kommunikationssysteme. Die Bilderflut an sich wirkte sich kaum auf die Übertragungsnetze aus, aber die Aliens waren so höflich, die Kommentare, die den Katalog der vernunftbegabten Spezies aus der Galaxis begleiteten, in fast alle der rund 6900 auf der Erde gesprochenen Sprachen zu übersetzen.
    Dass die Handvoll Leute, deren Lieblings-Spiel-Show wegen dieser Monster-Parade manchmal ausfiel, grummelten, war ja halb so schlimm. Problematisch wurde es jedoch, wenn der Kontakt zwischen wichtigen Verhandlungsführern abbrach, die hinter den Kulissen über die derzeitige Situation berieten. Und im Mittelpunkt dieser Beratungen stand die Forderung nach einem Militärschlag.
     
    Ein kurzes Telefonat mit Gamini Bandera bestätigte Ranjits Vermutung. Nein, die ägyptische Regierung habe den Botschafter der USA keinesfalls gebeten, diese martialischen Bemerkungen von sich zu geben, die man nur als Säbelrasseln bezeichnen
konnte. Der Ägypter, mit dem Dhatusena Bandara sich während seines Studiums in England angefreundet hatte, Hameed Al-Zasr, war nun der ägyptische Botschafter in Sri Lanka. Er hatte Gaminis Vater am Telefon über die wahren Hintergründe dieses Statements aufgeklärt.
    »Das Ganze kam nur auf Druck der Amerikaner zustande. Die Ägyter konnten sich nicht dagegen wehren. Da sei so ein amerikanischer Mantel-und-Degen-Typ aufgetaucht, erzählte Al-Zasr meinem Dad …«
    »Ja, sicher! Ich wette, das war dein alter Kumpel, Colonel Bledsoe!«
    Gamini klang erschrocken, als er zugab: »Wieso bin ich nicht selbst draufgekommen? Wahrscheinlich hast du Recht. Al-Zasr sagte, Ägypten würde seine Verpflichtungen gegenüber Pax per Fidem nicht vergessen, aber das Land ist erst noch dabei, die Auflagen zu erfüllen. Obendrein ist Ägypten zu arm, um zu riskieren, dass die Amerikaner ihre Unterstützung streichen, die immerhin mehrere Milliarden US-Dollar beträgt.«
    »Mist!«, fluchte Ranjit. Und als er später Myra von dem Gespräch erzählte, entschlüpfte ihr so ziemlich derselbe Ausdruck.
    »Das hätten wir uns denken können«, meinte sie. »Jetzt können wir nur hoffen, dass das Ganze nicht eskaliert.«

43
Die Immigranten
    In der Familie Subramanian machte sich der kleine Robert am wenigsten Sorgen über die gefährliche Entwicklung, die der Lauf der Dinge nahm. Allerdings weinte er in letzter Zeit ein bisschen häufiger als sonst. Aber es war nicht der Zustand der Welt da draußen, der ihn traurig machte, sondern er spürte die Anspannung seiner Eltern. Robert wollte ihnen helfen, indem er besonders artig war - er tätschelte sie, knuddelte mit ihnen, aß sogar ohne zu klagen sein ganzes Gemüse auf und ging ohne Proteste zu Bett, wenn man ihm sagte, seine Schlafenszeit sei gekommen. Und mit Worten und Sätzen, die er in der Sonntagsschule gelernt hatte, versuchte er sie aufzuheitern. »’oldene’egel’«, wiederholte er andauernd in tröstendem Ton, und dann: »’as’u’icht’illst …«
    Natürlich nützte es

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