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Das letzte Theorem

Das letzte Theorem

Titel: Das letzte Theorem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pohl Clarke
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vor Ort. Wir müssen an unsere Zukunft denken, und wenn wir hier wirklich sesshaft werden und gedeihen wollen, kommen wir um eines nicht herum - wir müssen sofort anfangen, uns gründlich mit den Sprachen der Menschen vertraut zu machen … Oder wäre es dir lieber, dass die Erdlinge sich an den Neungliedrigen orientieren anstatt an uns, wenn sie langsam erwachsen werden?«

47
Abschied
    Als Ranjit und Myra losfuhren, um Surash zu besuchen, war seit ihrem letzten Treffen viel Zeit vergangen oder anders ausgedrückt: Es war zwei Operationen später. Mittlerweile hatte der alte Mönch angefangen, die Zeit nach den chirurgischen Eingriffen zu messen, denen er sich unterziehen musste. Seitdem hatte sich die Welt dramatisch verändert, und sie war immer noch im Wandel begriffen.
    »Es liegt nicht nur an der neuartigen Technologie«, erklärte Ranjit seiner Frau. »Alles ist irgendwie - nun ja, freundlicher geworden. Die Ägypter hatten lediglich gehofft, die Anderthalben würden ihnen einen Teil der in Kattara erzeugten Elektrizität abgeben. Und jetzt bekommen sie die gesamte Strommenge. So großzügig hätten die Anderthalben gar nicht sein müssen.«
    Myra antwortete nicht sofort, deshalb sah Ranjit sie von der Seite her an. Ihr Blick war in die Ferne gerichtet, über das Wasser der Bucht von Bengalen, und auf ihrem Gesicht lag der Hauch eines Lächelns. Als sie merkte, dass ihr Mann sie beobachtete, zog sich das Lächeln in die Breite. »Huh«, sagte sie.
    Ranjit lachte und wandte seine Aufmerksamkeit wieder der Straße zu. »Mein Schatz, du steckst voller Überraschungen. Gibt es denn gar nichts mehr, was dein Misstrauen erregt?«
    Myra überlegte. »Wahrscheinlich nicht. Jedenfalls fällt mir auf Anhieb nichts ein, worüber ich mir Sorgen machen müsste.«
    »Sag bloß, du hast sogar mit den Amerikanern Frieden geschlossen«, zog er sie auf.

    Sie spitzte die Lippen. »Jetzt, wo dieser schreckliche Bledsoe vor der Justiz auf der Flucht ist, habe ich nicht einmal mehr an den USA etwas auszusetzen - jedenfalls vorläufig nicht. Ich denke, für eine Weile wird der Präsident den Ball flach halten. Von Bledsoe hat er sich ja eindeutig losgesagt.«
    Ranjit hörte zu, was Myra ihm erzählte, aber im Grunde war er nicht recht bei der Sache. Seine Gedanken kreisten hauptsächlich um Myra selbst, und wieder einmal vergegenwärtigte er sich, wie glücklich er sich schätzen konnte, sie zur Frau zu haben. Nur an ihrer erhobenen Stimme merkte er, dass sie ihn etwas gefragt hatte. »Wie bitte, Schatz?«, hakte er nach.
    »Glaubst du, dass er wiedergewählt wird?«
    Ehe Ranjit antwortete, bog er auf die Straße ab, die den Hügel hinauf zu Surash führte. »Nein, meiner Meinung nach ist seine Zeit als Präsident abgelaufen. Doch selbst wenn er sich eine nächste Amtsperiode sichert, dürfte das den Weltfrieden kaum gefährden. Er hat lange genug den hartgesottenen Burschen gespielt, jetzt will er seine fürsorgliche Seite herauskehren.«
    Myra ließ sich Zeit mit einer Erwiderung, bis Ranjit den Wagen geparkt hatte. Dann legte sie zärtlich eine Hand auf seinen Am und meinte: »Weißt du was, Ranjit? So entspannt habe ich mich schon lange nicht mehr gefühlt.«
     
    Für den alten Mönch war die Zeit der Freiheit vorbei. Er lag auf einem schmalen Bett, den linken Arm fixiert, damit ein Bündel Schläuche sich ungehindert von einem Sammelsurium aus bunten Beuteln mit Medikamenten, die an einem Gestell über dem Kopfende des Bettes herabhingen, bis zu seinen Venen im Unterarm hinziehen konnte.
    »Hallo, meine Lieben«, begrüßte Surash sie, als sie das Zimmer betraten. Seine Stimme klang undeutlich und metallisch, weil sie durch ein an seinem Kehlkopf befestigtes Mikrofon übertragen wurde. »Ich freue mich über euren Besuch. Ich muss eine Entscheidung treffen, Ranjit, und ich weiß nicht, was ich tun soll. Wenn dein Vater noch lebte, könnte ich ihn
um Rat fragen, aber da er nicht mehr unter uns weilt, wende ich mich stattdessen an euch beide. Soll ich es zulassen, dass ich in einer Maschine gespeichert werde?«
    Myra hielt den Atem an. »Ada war hier«, entgegnete sie ohne zu zögern.
    Surash konnte nicht mit dem Kopf nicken, aber er bewegte leicht das Kinn. »Ja, das stimmt. Ich habe Dr. Labrooy eingeladen. Die Medizin kann nichts mehr für mich tun, außer dass man mich künstlich beatmet, um mich am Leben zu erhalten. Aber es ist ein Dasein voller Schmerzen. In den Nachrichten hieß es, Ada Labrooy würde andere, völlig

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