Das letzte Theorem
verließ er seinen Platz am Computer, in der Tasche den zusammengefalteten Ausdruck mit massenhaft Informationen, die er brauchte, um eine erfolgversprechende Suche zu beginnen - Dabares Geburtsdatum, seine private Telefonnummer, seine E-Mail-Adresse, die Nummer seines Reisepasses, der Name seiner Frau -, desgleichen die Namen ihrer Eltern und sogar der Name seines Großvaters väterlicherseits, den er in
seiner Akte erwähnte, weil dieser einmal Bürgermeister einer Kleinstadt irgendwo im Süden Sri Lankas gewesen war. Jetzt kannte er auch den Namen seines Jack-Russel-Terriers, Millei, und die Adresse seines Strandhauses in Uppuveli. Natürlich wusste er nicht alles, was es über Dr. Christopher Dabare zu wissen gab, und mit ziemlicher Sicherheit würden diese Daten nicht ausreichen. Aber für den Anfang war es eine gute Ausbeute.
Doch nun stand er vor der Frage, wo er die notwendigen Programme laufen lassen konnte.
Auf gar keinen Fall durfte er eines der Computerterminals benutzen, an denen er normalerweise die Aufgaben erledigte, die im Zuge seines Studiums anfielen. Schließlich waren sie jedem zugänglich. Ranjit war fest davon überzeugt, dass der Computer, nachdem er ihn erst für die Suche programmiert hatte, eine ganze Weile brauchen würde, um die erforderlichen Kombinationen und Verknüpfungen herzustellen. Er wollte nicht, dass jemand, der zufällig vorbeikam, sich wunderte, woran der Computer arbeitete.
Dann fiel ihm der ideale Ort ein! Es war die nicht fertiggestellte Schule für indigenes Rechtswesen!
Doch als er dort eintraf, bekam er einen gehörigen Schreck. Er verschaffte sich auf dem für ihn und Gamini üblichen Weg Einlass - durch eine Hintertür -, und zu seiner Genugtuung standen die beiden Computer noch an ihrem Platz. Als er sie einschaltete, leuchteten die Bildschirme sofort auf. Aber von fern hörte er Musik, die Art von misstönendem Schund, der in diesem Jahr modern war, und den er und Gamini hassten. Als er vorsichtig in das Empfangszimmer peilte, hielt sich dort tatsächlich die Empfangssekretärin auf, eine ältere, ziemlich dicke Frau. In einer Hand hielt sie die Illustrierte aus dem Supermarkt, während sie sich gerade eine Tasse Tee aufbrühte.
Sie schien so gut hören zu können wie eine Fledermaus. Umgehend blickte sie in die Richtung, in der Ranjit herumlungerte. »Hallo?«, rief sie. »Ist da jemand?«
Einen Moment lang glaubte Ranjit, er müsse sich einen anderen Ort für seine Arbeit am Computer suchen, doch dann stellte es sich heraus, dass die Empfangssekretärin nicht davon ausging, dass ihre Pflichten sich auch auf Sicherheitskontrollen erstreckten. Sie sagte, ihr Name sei Mrs. Wanniarachchi. (Worauf Ranjit sich spontan als Sumil Bandaranaga vorstellte.) Sie freue sich über ein bisschen Gesellschaft in der Bibliothek, denn manchmal fühle sie sich einsam. Mr. Bandaranaga studiere doch wenigstens im Nebenfach vergleichende Religionswissenschaften? Ranjit versicherte ihr, dass dem so wäre, und das war’s dann auch schon. Mrs. Wanniarachchi winkte ihm freundlich zu, dann widmete sie sich wieder ihrem Skandalblättchen, und Ranjit durfte sich frei in der Bibliothek bewegen.
Nichts hatte sich verändert. Die beiden Computerterminals waren betriebsbereit, und Ranjit brauchte nicht lange, um sein Programm zu installieren und die Daten und Informationen einzugeben, die er sich verschafft hatte. Als er wieder ging, fragte ihn die Frau, die bereits von ihrem Schreibtisch aufstand und sich ihren Regenmantel anzog, beiläufig: »Sie haben doch alles ausgeschaltet, nicht wahr?«
»Selbstverständlich«, beteuerte Ranjit. Das stimmte zwar nicht, aber der Computer würde sich selbst herunterfahren, sowie er das Passwort gefunden hatte, nach dem Ranjit suchte, oder wenn er zu dem Schluss kam, dass das Passwort nicht anhand der zur Verfügung stehenden Daten ermittelt werden konnte. Und am nächsten Morgen hätte er dann das Ergebnis.
Es war negativ, wie er befürchtet hatte.
Das Programm konnte nicht auf ausreichend viele Daten zurückgreifen, um ein Resultat zu erzielen. Doch mittlerweile hatte er weitere Informationen besorgt, die er eingeben konnte, denn in der Nacht hatte er, als Müllmann verkleidet, die Abfälle eingesammelt, die in Dr. Dabares Haushalt angefallen waren und draußen lagerten, um von der echten Müllabfuhr abgeholt zu werden. Das meiste von Ranjits Beute war nicht
nur nutzlos, sondern stank entsetzlich, aber er fand auch mehrere Dutzend Blatt
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