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Das letzte Theorem

Das letzte Theorem

Titel: Das letzte Theorem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pohl Clarke
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bedienten wie er selbst. Fünf-oder sechsmal studierte er Traktate über die Wieferich-Primzahlen, Sophie Germains Arbeit bezüglich bestimmter sonderbarer Primzahlen und Kummers Einführung sogenannter idealer Faktoren. Natürlich beschäftigte er sich mit Euler sowie mit jedem anderen Mathematiker, der arglos in Fermats tödliche Falle getappt war, die einer Teergrube ähnelte; dort steckte er dann fest, vor Angst und Schmerzen brüllend wie ein gefangener Urzeitwolf, Mastodon oder Säbelzahntiger, um nie wieder zu entkommen.
    Sein Plan ging nicht auf. Eine knappe Woche vor Beginn des neuen Studienjahrs sah Ranjit ein, dass er versuchte, an zu vielen Stellen gleichzeitig zu arbeiten. Es glich in etwa dem GSSM-Syndrom, vor dem Gamini ihn gewarnt hatte.
    Also beschloss er, seine Offensive zu vereinfachen. Unter »vereinfachen« verstand Ranjit Subramanian einen Frontalangriff auf jenen verhassten und endlos langen Wiles-Beweis, von dem nur eine Handvoll der führenden Mathematiker auf der ganzen Welt zu behaupten wagten, sie hätten ihn verstanden.
    Er biss die Zähne zusammen und fing an.
    Die ersten Schritte waren simpel. Doch dann arbeitete er sich langsam in Wiles’ widerliche Beweisführung ein, und die
Angelegenheit begann - nun ja, nicht direkt schwierig zu werden, nicht für jemanden wie Ranjit Subramanian, aber zumindest erforderte sie höchste Konzentration. Denn nun führte Wiles die Gleichungen für Kurven der x-y-Ebene und für elliptische Kurven ein sowie die Gleichungen zur Berechnung der Modularität. Und an dieser Stelle konnte Wiles zum allerersten Mal demonstrieren, dass die sogenannte Taniyama-Shimura-Weil-Vermutung - welche besagte, jede über Q definierte elliptische Kurve sei modular - richtig war. Während Gerhard Frey und Kenneth Ribet aufzeigten, dass eine bestimmte elliptische Kurve nicht modular sein könne, vermochte Wiles den Nachweis zu führen, dass dieselbe Kurve modular sein müsse ….
    Und, aha! Er hatte etwas entdeckt! Einen echten Widerspruch!
    In der Mathematik war ein Widerspruch der Topf voller Gold, der - manchmal! - am Ende irgendeines sich endlos dahinziehenden mathematischen Pfades lag. Mathematiker waren gern bereit, ihr gesamtes Leben dem Aufspüren eines Widerspruchs zu widmen, denn wenn die logischen Deduktionen einer Ausgangsgleichung zu zwei einander widersprechenden Resultaten führen, muss die Ausgangsgleichung selbst falsch sein!
    Und somit war bewiesen - jedenfalls konnte man es als Beweis durchgehen lassen -, dass Fermat Recht hatte. Die zweite Potenz war das Limit. Es gab also keine Analoga zu den pythagoreischen Tripeln für die dritte oder höhere Potenzen. Trotzdem war Ranjit der Lösung seines eigenen, nicht weniger quälenden Problems - den Beweis dafür zu bringen, dass Fermats beiläufige Erwähnung auf Wahrheit beruhte - kein bisschen näher gekommen.
    Und - ach ja - er merkte nicht, dass man ihn fotografierte.
     
    Die Wesen, die die Bilder von ihm machten, gehörten ebenfalls einer dieser Klientenrassen der Großen Galaktiker an.
Man nannte sie die Maschinenbewohner, und natürlich sah Ranjit sie nie. Sie wollten auch unentdeckt bleiben. Normalerweise nahm niemand sie wahr, doch bei einer bestimmten, seltenen Konstellation von Mondschein, Sternenlicht und Luftspiegelungen waren sie gelegentlich von Menschen erspäht worden. Wenn man diese Beobachtungen meldete, stufte man sie im Allgemeinen als Sichtung von Fliegenden Untertassen ein, den langen Katalog von Täuschungen, Irrtümern und krassen Lügen vergrößernd, was dazu führte, dass kein seriöser Wissenschaftler bereit war, sich ernsthaft mit ihnen zu beschäftigen.
    Zu diesem Zeitpunkt weilten die Maschinenbewohner auf der Erde, um in vorauseilendem Gehorsam einen Wunsch der Großen Galaktiker zu erfüllen, deren Anliegen und Ersuchen sie immer befriedigten. Die Großen Galaktiker hatten diese Tätigkeit nicht angeordnet, doch die Maschinenbewohner hatten die Erlaubnis, in genau festgelegten, eng umrissenen Situationen nach eigenem Ermessen zu handeln. Das Besondere an den Maschinenbewohnern war, dass sie ihren Planeten noch gründlicher verpestet hatten als die Anderthalben, und nun konnte an der Oberfläche überhaupt kein organisches Leben mehr existieren.
    Die Anderthalben hatten das Problem gelöst, indem sie ihre verletzlichen organischen Körper mit zahllosen Prothesen stützten. Doch die Maschinenbewohner schlugen einen anderen Weg ein. Sie verließen ihren Planeten nicht nur, sondern

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