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Das letzte Theorem

Das letzte Theorem

Titel: Das letzte Theorem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pohl Clarke
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uns wollen sich das Stück von Stoppard ansehen,
und vorher treffen wir uns noch zum Essen.
    Bei der Vorstellung, Gamini würde Wäsche waschen, musste Ranjit unwillkürlich schmunzeln; früher hatte Gamini seine schmutzige Wäsche immer mit nach Hause genommen und den Dienstboten gegeben, die ihm die Sachen am nächsten Morgen gewaschen, gebügelt und akkurat gefaltet zurückbrachten.
    Und er kam nicht umhin, sich zu fragen, wer diese Madge wohl sein mochte.
    Derart mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt, erschien er zur ersten Unterrichtsstunde, fest damit rechnend, dass ihn die nächste Enttäuschung erwartete …
    Aber dann - wie durch ein Wunder - kam alles ganz anders!

5
    Vom Merkur bis zur Oort’schen Wolke
    Der Astronomiekurs 101 fand nicht in einem regulären Klassenzimmer statt, sondern in einem der Räume, die wie kleine Theater gestaltet waren, mit gestaffelten, halbrunden Sitzreihen, auf denen hundert Studenten Platz fanden. Fast jeder Platz war besetzt, bis hinunter zu der Ebene, auf der sich ein Schreibtisch, ein Stuhl und ein Dozent befanden, der nicht viel älter aussah als Ranjit. Sein Name war Joris Vorhulst. Ganz offensichtlich gehörte er der Schicht der Burgher an, und genauso offenkundig war, dass er Sri Lanka verlassen hatte, um seine Studien im Ausland zu vervollkommnen.
    Die Universitäten, an denen er studiert hatte, beeindruckten Ranjit. Für Astronomen hatten diese Namen einen nahezu heiligen Klang. Seinen Magistergrad erwarb er an der Universität von Hawaii in Hilo, wo er mit den alten Keck-Teleskopen gearbeitet hatte, seinen Doktor machte er am Caltech, während er nebenher im Jet Propulsion Laboratory in Pasadena wirkte. Im JPL gehörte er zum Team, das für Faraway zuständig war, der Raumsonde, die am Pluto vorbei in den Kuiper-Gürtel flog - oder in den Rest des Kuiper-Gürtels, wie Vorhulst sich ausgedrückt hätte, denn er ging konform mit der Entscheidung seines Berufsstandes, der Pluto seinen Planetenstatus aberkannt hatte, so dass er jetzt nur noch einer von den zig Millionen verschmutzten Schneebällen darstellte, die den Kuiper-Gürtel ausmachten. ( Faraway , so erzählte Vorhulst den Studenten, hätte mittlerweile den Kuiper-Gürtel fast durchquert und steuerte bereits sein nächstes Ziel an, den Rand der Oort’schen Wolke.)

    Der Dozent fuhr fort, all diese (zumindest für Ranjit) neuen Dinge zu erklären, und Ranjit war fasziniert.
    Und kurz vor Unterrichtsende teilte Vorhulst seinen Studenten eine gute Nachricht mit. Jeder Kursteilnehmer, verkündete er, bekäme das Privileg, durch Sri Lankas bestes Teleskop im Observatorium an den Hängen des Piduruthalagala zu schauen. »Ein wirklich schönes Zwei-Meter-Spiegelteleskop«, lobte er. Und dann fügte er hinzu: »Es ist ein Geschenk der japanischen Regierung, um das kleinere Teleskop zu ersetzen, das sie uns früher gestiftet hatten.« Die Studenten quittierten diese Eröffnung mit tosendem Beifall, doch der war nichts verglichen mit dem Applaus, der hochbrandete, als er nachlegte: »Ach so, mein Computer-Passwort lautet übrigens ›Faraway‹. Sie dürfen es gern benutzen, um sich Material über Astronomie über das Internet zu verschaffen.« Es erklangen tatsächlich Jubelrufe, und zu den Studenten, die sich am ausgelassensten gebärdeten, gehörte der junge Singhalese, der gleich neben Ranjit saß. Als der Professor dann auf die Wanduhr blickte und meinte, in den verbleibenden zehn Minuten könnten Fragen gestellt werden, war Ranjit einer der Ersten, die die Hand hoben. »Ja«, wandte sich Vorhulst an ihn und las das Namensschild auf seinem Pult. »Ranjit?«
    Ranjit stand auf. »Ich wüsste gern, ob Sie schon mal von einem gewissen Percy Molesworth gehört haben.«
    »Molesworth, wie?« Vorhulst beschattete seine Augen mit der Hand, um Ranjit besser sehen zu können. »Stammen Sie aus Trincomalee?« Ranjit nickte. »Dort liegt er begraben, nicht wahr? Doch, ja, ich habe von ihm gehört. Haben Sie sich schon mal den nach ihm benannten Mondkrater angesehen? Nur zu. ›Faraway‹ verschafft dir Zugriff auf die JPL-Seite.«
    Und genau das tat Ranjit, kaum dass der Unterricht beendet war. Er flitzte zu der Reihe von Computern im Foyer, fand im World Wide Web auch sofort das Jet Propulsion Laboratory und lud ein herrliches Bild des Mondkraters mit Namen Molesworth herunter.

    Der Krater mit seinem Durchmesser von fast zweihundert Kilometern war wirklich sehr beeindruckend. Sein Inneres, eine beinahe völlig flache

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