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Das letzte Theorem

Das letzte Theorem

Titel: Das letzte Theorem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pohl Clarke
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den meisten Fällen auch noch bestechliche) venezolanische Armee leistete manchmal Widerstand, in der Regel aber nur zum Schein, und die hochmotivierten Kolumbianer trugen die Siege davon.
    Die Liste der Krisenherde, die sich überall auf der Welt befanden, war lang. Nordkoreas Anbetungswürdiger Führer leistete sich eine boshafte kleine Eskapade nach der anderen, in den sich unversöhnlich gebenden Fragmenten des einstigen Jugoslawien flackerte immer wieder Gewalt auf, die GUS-Staaten kamen partout nicht zur Ruhe, hier wurde sogar sehr heftig gekämpft, und der Mittlere Osten blieb ein ewiger Krisenherd …
    Es sah übel aus. Was Ranjit und Myra ein wenig von den Sorgen um den Weltfrieden ablenkte, war die Stadt New York. Sie war ganz anders als Trincomalee, nicht einmal mit Colombo ließ sie sich vergleichen, und selbst London reichte nicht an diese gigantische Metropole heran.
    »Alles ist so vertikal«, kommentierte Ranjit, als er und seine Frau am Panoramafenster ihrer im sechsundsechzigsten Stock liegenden Hotelsuite standen. »Unglaublich, in welcher Höhe wir schlafen werden!« Doch die Stadt, die sich vor und unter ihnen ausbreitete, enthielt Dutzende von anderen Gebäuden, die noch viel höher waren als ihr Hotel. Wenn sie durch die City spazierten, sahen sie nur selten die Sonne, es sei denn, sie stand direkt im Zenit, ansonsten sperrten die himmelwärts stürmenden Wolkenkratzer ihr Licht aus.
    »Dafür gibt es hier diesen wunderschönen Park«, hielt Myra ihm entgegen und blickte auf den See, die gewaltigen Apartmentblocks,
die am hinteren Ende des Parks die Skyline bildeten, und die fernen Dächer des Central-Park-Zoos.
    »Oh, ich wollte mich nicht beklagen«, stellte Ranjit richtig. Und tatsächlich hatte er kaum einen Grund, sich über irgendetwas zu beschweren. Obwohl Dr. Dhatusena Bandara im UNO-Gebäude sein Büro hatte, hielt er sich derzeit nicht in New York auf, sondern war in einer Mission unterwegs, über die jedoch niemand Auskunft geben wollte. Aber sein Büro hatte Ranjit und Myra eine junge Dame als Begleiterin zur Seite gestellt, die sich höchst effizient um sie kümmerte. Sie nahm sie mit auf das Dach des Empire State Building, führte sie in das Restaurant des alten Grand-Central-Bahnhofs, wo sie sich den erlesenen Gaumenkitzel eines Austern-Eintopfs gönnten, und erklärte sich bereit, ihnen Karten für jede beliebige Show am Broadway zu besorgen.
    Ranjit, der Shows bis jetzt nur vom Fernsehen her kannte, ließ dieser Vorschlag kalt, aber Myra war begeistert. Darüber freute sich Ranjit natürlich, und als er dann das American Museum of Natural History entdeckte - nur wenige Blocks von ihrem Hotel entfernt -, kannte seine Begeisterung keine Grenzen. Das Museum an sich war schon ein Erlebnis für Ranjit, dessen Leidenschaft für alles, was mit Museen zusammenhing, in London geweckt worden war - doch das herrliche Planetarium im Nordteil des Gebäudes raubte ihm schier den Atem. Der Begriff »Planetarium« reichte im Grunde nicht aus, um diese phantastische Konstruktion zu beschreiben, so viel hatte sie dem Betrachter zu bieten.
    »Ich wünschte, Joris wäre jetzt bei uns!«, wiederholte Ranjit dauernd, fasziniert von den spannenden Exponaten.
    Und dann, nach einer so langen Zeit, dass Ranjit mit seinem Erscheinen schon gar nicht mehr gerechnet hatte, tauchte völlig unverhofft die Person auf, die einen ohnehin schönen Urlaub zu einem unvergesslichen Erlebnis machen konnte.
    Eines Tages klopfte es an der Tür ihrer Hotelsuite, und Ranjit ging hin, um zu öffnen. Er hatte ein Zimmermädchen mit
einem Stapel sauberer Handtücher erwartet, doch vor ihm stand, breit grinsend, Gamini Bandara. In einer Hand hielt er einen Strauß Rosen für Myra, in der anderen eine Flasche mit gutem alten sri-lankischen Arrak. Auf Ranjits und Myras Hochzeit hatten sie sich zum letzten Mal gesehen, und die Fragen sprudelten nur so aus Gamini heraus. Wie ihnen England gefallen hätte. Was sie von Amerika hielten. Wie die Dinge zur Zeit in Sri Lanka stünden. Erst als die Männer ihr drittes Glas Arrak tranken, fiel Myra auf, dass die Unterhaltung eine ganz bestimmte Richtung eingeschlagen hatte. Gamini stellte Fragen, und Ranjit und sie beschränkten sich darauf, Antworten zu geben. »Moment mal, jetzt sind wir dran«, protestierte sie, als Gamini zur nächsten Frage ansetzte. »Verrate uns bitte, was du hier in New York zu suchen hast. Was treibst du so?«
    Er grinste und spreizte die Finger. »Ich renne

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