Das letzte Vermächtnis der Templer (German Edition)
dritte unabhängige Partei wollte davon profitieren. Sie hatten die Attentäterin gekauft und spielten die verfeindeten Volksgruppen in der Region gegeneinander aus.
Das Klingeln seines Handys riss Hauser aus den Gedanken. Er sah auf das Display und hob ab. „Guten Morgen, Chef.“
„Was an diesem Morgen gut sein soll, weiß ich nicht“, konterte der Mann gereizt. „Wo stecken Sie, Hauser?“
„Im Hotel“, antwortete er gelassen, während er sich erhob und in einen ruhigen Korridor ging.
„Dann sehen Sie zu, dass Sie bald wieder am Tatort sind. Die Kollegen von der Spurensicherung sind bereits eingetroffen.“
„Da gibt es nicht mehr viele Spuren zu sichern. Viel interessanter ist diese Frau, die den Koffer hereingebracht hat.“
„Ich habe Ihren Bericht gelesen, Hauser. Wir können von Glück reden, dass Sie so schnell reagiert haben. Das hätte eine politische Katastrophe gegeben. Der Außenminister hat mich angerufen und …“
„In der Tat, Chef“, unterbrach Hauser. „Aber die vermeintliche Attentäterin ist tot.“
„Sie glauben, jemand hat sie getötet?“
„Davon bin ich überzeugt.“
„Was macht Sie so sicher?“
„Instinkt, Chef. Die Frau war kein Profi. Da steckt jemand anderes dahinter.“
„Noch ein Attentäter?“
„Höchstwahrscheinlich. Schicken Sie mir einen Kurier für die Bänder. Vielleicht finden die Kollegen etwas Brauchbares. Und ich brauche eine Namensliste der israelischen Delegation.“
„Werden Sie bekommen. Und, Hauser, wir brauchen schnelle Resultate. Das Gewaltpotenzial im Nahen Osten nimmt weiter zu. In der Nacht hat es vom Gaza-Streifen aus erneut massive Raketenangriffe auf israelisches Gebiet gegeben. Auch im Libanon brodelt es. Die Fundamentalisten drohen unverhohlen mit Selbstmordanschlägen.“
„Ich verstehe“, sinnierte er. „Was ist mit der Konferenz?“
„Die ägyptische Delegation ist verärgert abgereist, die Gespräche sind geplatzt.“
„Dann haben die Attentäter wohl doch ihr Ziel erreicht.“
„Sie haben freie Hand bei Ihren Operationen. Tun Sie das, was nötig ist. Wie mir der Außenminister mitteilte, plant er bereits die nächsten Tage Besuche in Jerusalem und Kairo, um die Spannungen so schnell wie möglich wieder zu bereinigen.“
„Dann haben wir nicht viel Zeit.“
„Nein. Aber Sie arbeiten doch gerne unter Zeitdruck, Hauser.“
„Genau“, bemerkte er trocken.
„Der Kurier wird die Videobänder abholen, dann erhalten Sie die Namensliste.“
„In Ordnung, Chef.“
„Bleiben Sie vor Ort, Hauser. Wenn Sie Unterstützung brauchen, melden Sie sich.“
Kaum war die Verbindung getrennt, klingelte das Handy erneut. ‚M.T.‘ war in weißen Buchstaben auf dem Display zu lesen: Maurizio Tassone. Für einen Moment zögerte Hauser, überlegte, ob er den Anruf entgegennehmen sollte. Seit fast einem Jahr hatte er nicht mehr mit dem Italiener telefoniert, doch die Nummer hatte er nie gelöscht. Warum rief er gerade jetzt an? Es konnte nichts Gutes bedeuten. Dennoch hob Hauser ab und meldete sich mit einem knappen: „Ja.“
„Hallo, Sebastian“, grüßte Tassone freundlich. „Ich freue mich, deine Stimme zu hören.“
„Warum lasst ihr mich nicht in Ruhe?“, fragte Hauser missmutig.
„Du enttäuschst mich. Hast du vergessen, welche Erfüllung dein Leben hatte, als du noch für unsere Sache gekämpft hast?“
„Ich habe mittlerweile meine Wahl getroffen.“
„Das BKA? Das Wohl Deutschlands? Nein, Sebastian, es kommt nur auf den Betrachtungsstandpunkt an. Aber ich will nicht mit dir streiten.“
„Warum rufst du mich an? Ich habe zu arbeiten.“
„Warum hast du abgehoben? Vielleicht glaubst du doch noch an unsere Mission?“
„Du hast noch zehn Sekunden, Maurizio.“
Für einen Moment war Stille am anderen Ende, bevor die Erwiderung kam: „Friedrich Wulff ist tot.“
Es verschlug Hauser fast die Sprache. „Was ist passiert?“
„Angeblich ein Verkehrsunfall, bei dem auch seine Frau ums Leben kam.“
„Das ist bedauerlich.“
„In der Tat. Du weißt, was das für uns bedeutet, Sebastian.“
Hauser nickte. „Ja.“ Augenblicklich waren all die Erinnerungen wieder da.
„Wir müssen wissen, was passiert ist.“
„Und deswegen rufst du mich an?“
„Genau. Wenn es einer herausfinden kann, dann du.“
Hauser schüttelte den Kopf. „Sie wird mich zum Teufel jagen.“
„Wie dem auch sei. Du bist der einzige, der Licht in das Dunkel bringen kann. Wir rechnen mit deiner
Weitere Kostenlose Bücher