Das letzte Vermächtnis der Templer (German Edition)
Unterstützung.“
„Tatsächlich?“ Skepsis und Verachtung mischten sich in seiner Stimme. „Was ist euch ein Menschenleben wert?“
„Was ist dir das Leben von Sophia wert?“
Hauser stockte. Tassone hatte geschickt gekontert, seinen wunden Punkt getroffen.
„Du triffst sie im Kemperhof in Koblenz bei ihrer Schwester. Das Mädchen hat als einzige den Unfall überlebt.“
„Danke, dass du so besorgt um mich bist.“
„Wir dienen alle einem weit höheren Ziel. Das solltest du nie vergessen, Sebastian.“
Hauser gab bei: „Wie Recht du hast.“
Hätte er sich doch nie auf diese Sache eingelassen. Es war ein harmloser Flirt gewesen, damals auf dem Schießstand in Wiesbaden. Sie hatte ihn ungemein fasziniert, diese junge Polizeischülerin, mit ihren langen, braunen Haaren und ihren großen, rehbraunen Augen. Doch eine Nacht hatte alles verändert. Es erwuchs eine starke Liebe, die Heirat folgte. Später hatte er bei einem Einsatz Tassone kennen gelernt und von seinen Verstrickungen mit der Familie Wulff erfahren. Mit der Trennung vor acht Monaten hatte Hauser gehofft, einen Schlussstrich unter dieses Leben voll dunkler Geheimnisse, das er nicht wollte, zu ziehen. Doch jetzt schlug das Schicksal gnadenlos zurück.
Koblenz. Eichendorff-Gymnasium.
Das Klingeln läutete die große Pause ein. Die Schüler verließen die Klassenräume und eilten durch die beiden Treppenhäuser auf den Hof hinunter, der an zwei Seiten von dem Schulgebäude umschlossen wurde. Auch Martin freute sich nach der ätzenden Deutschstunde auf die Pause. Gelangweilt kaute er auf einem Kaugummi, während sein Blick über den Hof schweifte.
Nach dem gestrigen Regenguss schien die Sonne wieder und spendete warme Strahlen an diesem späten Herbsttag.
Martin sah einige Jungs aus seiner Klasse, doch er hatte keine Lust, mit ihnen zu reden. Zu sehr waren seine Gedanken bei Vicky, die schwer verletzt im Krankenhaus lag. Und er durfte sie nicht sehen; das schmerzte ihn am meisten. Seit über einem Jahr war er mit ihr zusammen, seit jenem Tag im Schwimmbad im letzten Sommer, als es zwischen beiden gefunkt hatte. Aus der anfänglichen Neckerei war Zuneigung geworden. Er sehnte sich nach Vicky, nach ihrem Körper und ihrem langen, duftenden Haar.
„Mach doch nicht so ein trauriges Gesicht”, vernahm er eine Stimme.
„Du wirst sie schon wiedersehen”, fügte ein zweites Mädchen hinzu.
„Ach, ihr seid’s”, entgegnete Martin, noch immer in Gedanken versunken.
Es waren Anna und Lisa, die Zwillinge, Vickys beste Freundinnen.
„Womit kann man dich denn nur aufmuntern?”, seufzte Lisa.
„Sie fehlt dir sehr, oder?”, fragte Anna besorgt.
Martin nickte stumm.
„Sie fehlt uns auch”, fügte sie hinzu.
Für einen Moment sahen sie sich alle drei betreten an. Sie kannten Vicky bereits viele Jahre.
„Ich habe gestern im Internet geforscht”, brach Lisa das Schweigen.
„Ah, die Hackerin war wieder unterwegs”, stichelte Anna.
„Du sollst mich nicht so nennen”, wehrte sie sich. „Ich bin keine Hackerin. Wenn schon, dann bin ich ein Internetfreak. Ich mach keine illegalen Sachen.”
„Und was hast du entdeckt?”, fragte Martin, den das ewige Hin und Her der Zwillinge jedes Mal nervte.
„Ich habe den Liveticker der Koblenzer Polizei gelesen.”
„Ja, und?”, bohrte er weiter.
„Dort stand auch was über den Verkehrsunfall. Aber nur, was heute in der Zeitung steht.”
„Na, das sind ja tolle Neuigkeiten”, entgegnete er betont gelangweilt.
„Lass sie doch erst mal ausreden”, schimpfte Anna daraufhin.
Überrascht sah er die beiden Mädchen an. Manchmal wirkten sie wie zwei Verschwörerinnen, die nichts und niemand zu trennen vermochte. Sie waren zwar eineiige Zwillinge, dennoch hatte jede von ihnen ihren eigenen Charakter. Dann blickte er zu Lisa und tat besonders aufmerksam.
„Danke”, sagte sie zunächst in Richtung ihrer Schwester und wandte sich danach an Martin: „Also, ich habe im Online-Forum der Stadt Koblenz einen Thread eröffnet. Für euch Nicht-Freaks … das ist ein Forumsbeitrag, auf den jeder antworten kann. Ich hab ein paar Fragen gestellt, erst ganz harmlos, ob irgendjemand etwas gesehen hat oder mehr über die ganze Sache weiß. Das war zum Teil lustig, was die Leute für ein Zeug antworten. Aber dann bekam ich eine Antwort …” Sie machte eine kurze Pause. Martins Anspannung wuchs. „Oh, Mann, der Typ war echt schräg drauf.”
„Wie meinst du das?”
„Er nannte sich ‚Tyr der
Weitere Kostenlose Bücher