Das letzte Vermächtnis der Templer (German Edition)
Allwissende‘, komischer Name auf jeden Fall. Er fragte mich, warum ich all diese Fragen stellen würde und dass ich sehr neugierig wäre.”
Ein merkwürdiges Gefühl beschlich Martin. „Was hast du ihm denn alles geschrieben, Lisa?”
„Dass Vicky meine Freundin ist und ich Zeugen für den Unfall suche.”
„Und was hat er geantwortet?”
„Dass ich mich besser aus der ganzen Sache heraushalten sollte, Unfälle würden schnell passieren, und es könnte jeden treffen.”
Martin lachte auf. „Was für ein Typ.”
Doch den Zwillingen war nicht nach Lachen zu Mute.
„Ich war so vertieft, es ging hin und her”, fuhr Lisa leise fort, „und plötzlich riss das Gespräch ab, er antwortete nicht mehr. Ich wiederholte meine letzte Frage, aber …”
„Aber was?”
Lisa schluckte nervös. Martin sah, wie sich Anna schützend hinter ihre Schwester stellte und sie sanft an den Schultern fasste. „Zwei Minuten geschah nichts, bis … bis plötzlich seine Antwort kam.”
Martins Herzschlag steigerte sich.
„Er schrieb …”, begann Anna den Satz.
„… vergiss die Sache, ansonsten bist du die nächste, Lisa”, ergänzte sie. „Und dann erschien ein grinsender Smiley. Ich bin sofort off gegangen.”
Martin starrte sie sprachlos an. Das klang wie ein übler Witz, ein äußerst makabrer Scherz. Oder war es eine echte Drohung gewesen? Der Typ kannte den Namen des Mädchens.
„Das war doch nur ein Scherz, nicht wahr, Martin?”, fragte Anna und schaute ihn auffordernd an, als sollte er ihre Aussage bestätigen.
„Er kannte meinen Namen”, fügte Lisa verunsichert hinzu.
„Den hast du bestimmt irgendwo erwähnt“, versuchte Martin, dem Mädchen die Angst zu nehmen. „Oder der Typ hat ihn sich irgendwie beschafft … vielleicht ist er ja ein Hacker.“
„Meinst du wirklich?”, hakte Anna nach.
Er sah zu Lisa. „Mach dir keine Sorgen, der Depp wollte dich nur verarschen.”
„Ja”, entgegnete sie zögernd. „Ich hab ja schon viel verrücktes Zeug beim Chatten erlebt, aber das … das war echt gruselig.”
„Bleib locker, ich hol dir erstmal was zu trinken”, sprach Martin betont gelassen. „Willst du auch was, Anna?”
Das Mädchen nickte nur.
Er versuchte bewusst, die ganze Sache nicht so ernst zu nehmen. Er war sich nicht sicher, was er davon halten sollte. Idioten gab es wirklich genug im Netz. Trotzdem - die Zweifel blieben.
Polizeipräsidium Koblenz.
Angespannt eilte Robert Wulff durch die Korridore zum Büro von Kommissar Krieger. Er war fest entschlossen, den Verkehrsunfall mit ihm noch einmal im Detail zu diskutieren. Endlich an der Tür angelangt, klopfte er.
„Herein“, ertönte es von innen.
Zielstrebig trat er ein und grüßte. Der Kommissar saß hinter seinem Schreibtisch, ein Kollege stand davor.
„Ah, guten Tag, Herr Wulff.“ Krieger erhob sich kurz. „Nehmen Sie doch bitte Platz.“ Und zu seinem Kollegen: „Wir klären das nachher im Detail. Überprüfen Sie erst noch einmal die Spuren.“ Der Ermittler nickte und verließ das Zimmer. „Was kann ich für Sie tun?“, fuhr der Kommissar fort.
Wulff setzte sich. „Ich habe über unser Gespräch von gestern Abend nachgedacht.“
„Und?“
„Sie halten das alles nach wie vor für einen schlichten Verkehrsunfall, nicht wahr?“
„Sie sind anderer Meinung?“
„Friedrich war ein besonnener Fahrer. Er war immer auf Sicherheit bedacht, zumal er seine Familie dabei hatte.“
„Das Wildschwein muss plötzlich aus dem Wald gekommen sein. Da kann kein Autofahrer rechtzeitig reagieren.“
Wulffs Ton wurde bestimmter. „Und Sie haben keinen Zweifel daran?“
„Die Kollegen von der Verkehrspolizei haben alle Spuren gesichert. Nichts deutet auf Fremdverschulden hin. Worauf wollen Sie hinaus?“
„Sie verlassen sich nur auf Ihre Indizien.“
„Haben Sie denn Beweise für einen anderen Ablauf?“, konterte Krieger.
„Friedrich erwähnte, dass Angeklagte ihn im Gerichtssaal nach der Urteilsverkündung bedroht und verflucht hatten.“
„Das gibt es oft“, widersprach der Kommissar. „Ich habe es selbst schon erlebt, und diese Staatsanwälte leben noch.“
„Friedrich erhielt auch nächtliche Anrufe mit Beschimpfungen.“
Krieger lehnte sich in seinen Stuhl zurück und sah Wulff direkt an. „Geben Sie mir einen handfesten Beweis, dass das Tier vorsätzlich auf die Straße getrieben wurde und ich werde Ermittlungen aufnehmen.“
„Mein Sohn erzählte mir, dass mein Bruder sich besonders in den
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