Das letzte Vermächtnis der Templer (German Edition)
sehen uns, Süßer.“
Sie hauchte ihm einen Kuss zu, bevor sie sich abwandte und in ihren Stiefeln kokett hinausstöckelte. Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Diese Frau war einfach nur sexy. Niemand würde eine Killerin hinter dem hübschen Gesicht vermuten.
Langsam ging er zum Barschrank, wo er sich einen Cognac einschenkte. Dabei wandte er sich an seine beiden Bodyguards, die an der Zimmertür Wache standen. „Was gibt es Neues von unseren Gören?“
„Unser Beobachtungsposten hat gemeldet, dass sie heute eine Exkursion ins Mittelrheinmuseum hatten.“
„Gut. Wollen wir hoffen, dass der Schreck, den wir der kleinen Schnüffelnase verpasst haben, seine Wirkung zeigt.“
„Sollen wir die Zwillinge …?“
„Nein. Solange sie sich nicht einmischen, vermeiden wir weitere Komplikationen. Lassen Sie die Männer auf Posten.“
„Jawohl.“
Genussvoll schwenkte er den Cognac im Glas. Die Weichen waren gestellt. Jetzt musste das Schicksal entscheiden. Dann leerte er das Glas in einem Zug.
Enttäuschender hätte das Gespräch mit Kommissar Krieger nicht verlaufen können. Niedergeschlagen saß Sophia im hell erleuchteten Wohnzimmer ihres Onkels und drehte ein Weinglas in ihren Händen. Zusammen mit Robert war sie der Vorladung gefolgt. Krieger war ein erfahrener Kriminalist, der sich wenig beeindruckt von Sophias Laufbahn gezeigt hatte. Unbeirrt hatte er an seiner Unfalltheorie festgehalten. Da hatte auch Roberts erneute Drohung mit einem Untersuchungsausschuss nicht geholfen. Im Gegenteil - das Gespräch war recht schnell beendet gewesen.
Einziger Lichtblick des Tages, wenn man es so nennen konnte, war für Sophia die Entlassung ihrer Schwester aus dem Krankenhaus. Sie hatte den Unfall überlebt; nur das zählte. Sophia nahm einen weiteren Schluck Rotwein und betrachtete ihre Schwester, die, in eine Decke gehüllt, auf dem Sofa lag und in einem Buch las. Nach außen wirkte sie gefasst und ruhig, doch Sophia wusste, dass sie in ihrem Innern verzweifelt und verängstigt war. Mit aller Kraft versuchte Vicky, sich an jenen Sonntagnachmittag zu erinnern, den Augenblick des Unfalls. Sie hatte von einem Motorrad erzählt, das sie kurz zuvor überholt hatte. Aber was war danach geschehen?
Ihre Tante erschien in der Tür. „Möchtet ihr noch etwas essen?“, fragte sie fürsorglich.
Sie hatten vor einer halben Stunde zu Abend gegessen, doch Sophia hatte keinen besonderen Appetit verspürt. So schüttelte sie den Kopf. Auch Viktoria verneinte.
Sophia entschied sich, schlafen zu gehen. Sie gähnte ungeniert, als sie sich aus dem Sessel erhob. Ihre Schwester schien in das Buch vertieft, doch Sophia zweifelte, ob sie ernsthaft las. „Ich werde jetzt ins Bett gehen, meine Kleine.“
„Gute Nacht“, erwiderte Viktoria, ohne den Blick vom Buch zu nehmen.
Sophia wollte noch etwas fragen, ließ es dann aber. Vielleicht war ihre Schwester traurig darüber, dass Martin sie heute nicht besucht hatte; sie hatten lediglich miteinander telefoniert.
Im Arbeitszimmer saß ihr Onkel am PC saß und schrieb Emails. Auf dem Schreibtisch lagen mehrere Ausdrucke und Schnellhefter. Den ganzen Abend schon beriet er sich mit irgendwelchen Parteifreunden, wohl um Kommissar Krieger zu weiteren Ermittlungen zu drängen. Aber Sophia war nicht besonders zuversichtlich. Sie verspürte auch kein Interesse, das Thema zu vertiefen. Morgen stand ihnen allen ein schwerer Gang bevor: die Beerdigung. So wünschte sie Robert nur ‚Gute Nacht‘, genau wie ihrer Tante, die im Esszimmer aufräumte.
Die Strapazen der vergangenen Tage zeigten ihre Wirkung. Selbst das einstündige Jogging vor dem Abendessen hatte ihre Gedanken nicht zerstreut. Müde schleppte sich Sophia durch den Korridor zum Badezimmer. Für einen Moment verlor sie sich im Spiegel vor dem Waschbecken. Ihre braunen Augen hatten an Glanz verloren, Sorgenfalten gruben sich in ihre Stirn. Ihre Lippen waren blass. Wie mechanisch putzte sie sich die Zähne, wusch ihr Gesicht.
Plötzlich schlug etwas gegen das Fenster. Erschrocken fuhr Sophia herum. Sofort war sie hellwach. Da es Milchglas war, konnte sie nur die Konturen eines Mannes erkennen. Instinktiv griff sie an ihre rechte Hüfte, wo sie normalerweise ihre Pistole im Gürtelholster trug. Ihr Herzschlag erhöhte sich. Erstarrt hielt sie inne. Sie erkannte einen Arm, dann klopfte eine Hand gegen das Glas. „Sophia“, ertönte es gedämpft.
Sie glaubte ihren Ohren nicht zu trauen. Rasch eilte sie zum Fenster und
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