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Das letzte Zeichen - Die Verschwundenen: Band 2 (German Edition)

Das letzte Zeichen - Die Verschwundenen: Band 2 (German Edition)

Titel: Das letzte Zeichen - Die Verschwundenen: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gemma Malley
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Macht mit Gewalt, durch Unterjochung, an sich gerissen hat. Das System hat das Leben von Menschen zerstört, es hat meinen Vater zum Tod verurteilt, nur weil er die Wahrheit herausgefunden hat.«
    Der Bruder runzelte die Stirn. Er war enttäuscht. »Du verstehst es immer noch nicht, Lucas, oder?«, fragte er herablassend.
    »Was verstehe ich nicht?«
    Der Bruder kam näher und stellte sich ganz dicht vor Lucas hin. »Ich habe dich immer für einen cleveren Burschen gehalten«, flüsterte er mit einem Funkeln in den Augen. »Ich hab gedacht, du hättest es verstanden. Aber in Wahrheit bist du genau so naiv wie dein Freund Linus. Du scheinst nicht zu begreifen, dass die Menschen geführt werden wollen. Sie wollen, dass man ihnen sagt, was sie tun sollen. Und genau das habe ich getan. Ich habe ihnen die Freiheit geschenkt, nicht selbst denken zu müssen. Und du hast sie ihnen genommen. Darum hassen sie dich, Lucas.«
    »Die Menschen wollen richtig frei sein«, sagte Lucas und trat einen Schritt zurück.
    »Glaub doch, was du willst«, meinte der Bruder achselzuckend. »Aber an deiner Stelle würde ich hoffen, dass keine jungen Leute mehr verschwinden. Denn wenn das nicht aufhört, wird der wütende Mob, der deinen Kopf fordert, noch größer und selbstbewusster und entschlossener. Und ich habe ganz bestimmt nicht die Absicht, ihn aufzuhalten.«
    Der Bruder sah Lucas direkt in die Augen. Lucas riss sich zusammen, damit seine Augen nicht flackerten. »Danke für deine Hilfe«, sagte er. »Aber du kannst sicher sein, dass ich jeden Einzelnen, der verschwunden ist, finde, und ich finde auch heraus, wer dahintersteckt. «
    Der Bruder lächelte und ging in Begleitung der beiden Wächter weiter.
    »Armer Lucas«, sagte er mit einem leisen Seufzer. Dann blieb er stehen und drehte sich mit einem mitleidigen Blick zu Lucas um. »Musst du deine Schlacht mal wieder ganz allein austragen. Wo sind denn deine Freunde, Lucas? Wo sind die Menschen, für die du alles geopfert hast?«
    Lucas schwieg.
    »Was ist mit dem Mädchen, mit dem du verlobt warst?«, fuhr der Bruder fort und begann sich für das Thema zu erwärmen. »Sie hat deinem Bruder den Vorzug gegeben, nicht wahr? Deinem Bruder, der dich hier verrotten lässt, nach allem, was du für ihn getan hast. Vielleicht solltest du die Tatsachen akzeptieren, Lucas. Niemand braucht deine Hilfe. Niemand will die Freiheit, die du den Leuten unbedingt schenken willst.«
    Lucas wollte etwas erwidern, aber er wurde durch das Geräusch von sich nähernden Schritten unterbrochen, die nur eines bedeuten konnten. Er drehte sich um und bereitete sich mental auf die Nachricht vor.
    Es war Christopher, der Chef der Polizeigarde, das Gesicht kreidebleich. »Es wird schon wieder jemand vermisst«, stieß er hervor, und sein Keuchen verriet, dass er den ganzen Weg vom Polizeigebäude hierher gerannt war. »Gabrielle Marchant. Ich habe bereits einen Suchtrupp losgeschickt, aber …«
    »Nichts aber«, meinte Lucas entschlossen und biss die Zähne aufeinander. »Wir werden jeden Winkel in der Stadt durchkämmen. Wir werden sie finden.«
    Gabby stolperte, fiel hin und rappelte sich wieder auf. Die Straßen waren menschenleer, alle waren bei der Arbeit, und sie war jetzt sowieso schon viel zu weit weg. Sie hätte in ein Haus laufen können, in die Bäckerei, aber irgendwie war ihr klar, dass sie sie schnappen würden, bevor sie die Tür öffnen konnte. Deshalb musste sie aus dem Stadtzentrum ins umliegende Niemandsland fliehen. Ihre einzige Chance war, dass sie schneller war als ihre Verfolger. Sie konnte sie hinter sich hören. Sie hatte keine Ahnung, wie viele es waren oder wie sie aussahen. Sie wusste nur, dass sie hinter ihr her waren, wie Clara es vorausgesagt hatte. Sie wollten sie holen, wie sie schon die anderen geholt hatten.
    Es hatte abstrus geklungen, was Clara gesagt hatte, so wie die Geschichten, die ihre Eltern ihr über die Welt vor der Gründung der Stadt erzählt hatten, über die Bösen, die außerhalb der Stadtmauer lebten, und über die tausend Gefahren, von denen sie ständig bedroht waren. Und obwohl sie die Furcht in Claras Augen und das Zittern in ihrer Stimme bemerkt hatte, hatte sie es nicht richtig verstanden. Clara hatte sie gewarnt. Sie hatte ihr gesagt, dass alle, die etwas wussten, verschwunden waren, dass die Fremden irgendwie davon erfuhren; dass sie alles vergessen musste, was Clara ihr erzählt hatte, und dass sie es keiner Menschenseele verraten durfte. Aber Gabby

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