Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das letzte Zeichen - Die Verschwundenen: Band 2 (German Edition)

Das letzte Zeichen - Die Verschwundenen: Band 2 (German Edition)

Titel: Das letzte Zeichen - Die Verschwundenen: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gemma Malley
Vom Netzwerk:
seither erbaut worden waren. Lucas ging dorthin, fand die Öffnung und führte Clara ins Innere, wo sie sich erstaunt umsah. In dem Stamm war es behaglich, wie im Mutterleib, ein sicherer Hafen. Weiter hinten lag eine Decke. Lucas hob sie auf und breitete sie auf dem feuchten Boden aus.
    »Setz dich«, sagte er zu Clara. »Hier sind wir sicher. Erzähl mir alles, was du weißt, und ich verspreche dir, dass du beschützt wirst.«
    Clara sah sich zaghaft um.
    »Was ist das für ein Ort?«, flüsterte sie.
    »Nur ein Versteck«, erklärte Lucas und setzte sich ihr gegenüber. Er versuchte, die Leere, die sich in ihm ausgebreitet hatte, und das verzweifelte Verlangen nach Evie, das ihn schon den größten Teil seines Lebens quälte, zu verdrängen. »Hast du Hunger?«
    Er holte das Brot hervor, brach für Clara ein Stück ab und gab ihr dazu noch ein Brötchen. Den Rest schlang er in Sekundenschnelle hinunter. Clara folgte seinem Beispiel. Dann holte sie tief Luft.
    »Wollen Sie es wirklich wissen?«, fragte sie. »Denn die werden es erfahren. Und sie werden kommen, um Sie zu holen. Deshalb ist Gabby … Wissen Sie, ich habe es ihr erzählt. Sie hat geahnt, dass ich etwas weiß. Sie hat gesehen, wie wir miteinander geflüstert haben. Ich und die … die Verschwundenen. Sie hat mich regelrecht angefleht. Ich wollte es nicht, aber … Ich hatte niemanden, mit dem ich sonst hätte reden können. Ich hatte Angst, weil ich dachte, ich wäre die Nächste. Ich hätte eigentlich die Nächste sein müssen. Und jetzt ist sie weg. Verschwunden. Sie wollten mich bestrafen, weil sie uns eingeschärft hatten, es keinem zu erzählen. Und jetzt sind sie hinter mir her. Oder hinter Ihnen. Vielleicht stehen sie jetzt schon draußen. Sie könnten auch hinter Ihnen her sein …« Sie zog die Knie an und schluchzte leise. »Und es macht mir noch nicht mal was aus, ich will einfach nur, dass es vorbei ist. Ich will nur, dass es aufhört.«
    Clara sah Lucas ängstlich an.
    »Erzähl mir, was du weißt«, sagte er ruhig. »Sag, wer dahintersteckt, und ich werde …« Er brach ab, er konnte den Satz nicht beenden. Er würde sie töten. Ja, das würde er. Diesmal würde er keine Gnade walten lassen und seine Rachsucht unterdrücken. Ehre zählte bei solchen Leuten nicht. Er begegnete Claras Blick. »Ich werde sie aufhalten. Verstehst du?«
    Clara hob eine Braue. »Dabei wollte ich gar nicht gehen«, schniefte sie und blickte zu Boden. »Ich wollte nicht in das blöde Krankenhaus.«
    »Das Krankenhaus?« Lucas runzelte die Stirn.
    »Da hat alles angefangen«, sagte das Mädchen zitternd. »Da haben wir sie gesehen.«
    »Die Spitzel?«
    Clara nickte.
    Es sei ein Wagnis gewesen, erklärte sie, weil der Seitenflügel des Krankenhauses, in dem die Neutaufen vorgenommen wurden, verschlossen gewesen sei und sie sich unbedingt dort umsehen wollten.
    Es war die Idee ihres Freundes Edward gewesen, in das Krankenhaus einzubrechen. Er hatte geprahlt, hatte sich einen Kuss von Clara ausbedungen, mit einem Funkeln in den Augen, das sie aufregend fand. Also waren sie zu siebt losgezogen, durch den Haupteingang geschlüpft, die Treppe hochgerannt und so in den Fisher-Flügel gelangt. Dort gab es jedoch nur eine verschlossene Tür und undurchdringliche, fensterlose Wände.
    »Los, gehen wir wieder«, hatte Clara sofort gesagt. Da gab es nichts, jedenfalls nichts Interessantes, und das Krankenhaus war ihr nicht geheuer. Aber Edward wollte noch nicht aufgeben.
    »Ich dachte, in der Stadt darf es keine Geheimnisse mehr geben«, sagte er und zog eine Braue hoch, als betrachtete er das als Herausforderung. »Wir sollen doch jetzt selbstständig denken, oder? Wurde das System nicht genau aus diesem Grund zerstört? Also, ich denke gerade selbstständig. Und ich denke, ich will sehen, was hinter dieser Wand ist. Ihr nicht? Los, wir gehen von hinten rein.«
    Edward zwinkerte Clara zu, nahm sie bei der Hand, lief den Korridor zurück und bog kurz darauf links um die Ecke. Die anderen rannten hinterher. Sie wussten, was hinter der Tür war und was Edward sehen wollte. Der Fisher-Flügel. Der Ort, wo die Neutaufen stattfanden. Oder die Verstümmelungen, je nachdem, wem man glauben wollte.
    Sie gingen eine Schleife und gelangten in einen kleinen Raum, wo es nach Wäsche roch. Dort suchten sie nach einer anderen Möglichkeit, in den Seitenflügel zu gelangen, nach einer Hintertür oder so etwas.
    »Hier!«, rief Clara plötzlich, ohne über die Konsequenzen nachzudenken. Da

Weitere Kostenlose Bücher