Das letzte Zeichen - Die Verschwundenen: Band 2 (German Edition)
rauchst diesen Mist?«, fragte Thomas und blickte auf Devils Zigaretten.
Devil kniff abwehrend die Augen zusammen. »Das ist kein Mist«, entgegnete er. »Silk Cut. Unverfälschte Ware.« Diese Zigaretten hatte sein Vater immer geraucht. »Mittelklasse-Zigaretten« hatte er sie genannt.
»Das ist alles Mist«, meinte Thomas. »Diese Zigaretten sind schädlich, unter Umständen sogar tödlich. Es ist nicht gut, wenn man abhängig ist, Devil. Gar nicht gut.«
Devil sah ihm frech ins Gesicht.
Thomas lächelte. »Du bist wütend auf mich, weil du denkst, ich setze dich herab, stimmt’s?«
Devil gab keine Antwort.
»Vielleicht tue ich das«, meinte Thomas achselzuckend. »Aber eine solche Angewohnheit fordert das geradezu heraus. Du gibst der Zigarettenindustrie Macht und lässt dich von ihr vereinnahmen. Früher hat man mich herabgesetzt, aber heute nicht mehr. Heute würde es keiner mehr wagen. Ich nehme mein Schicksal selbst in die Hand.«
Devil starrte mürrisch vor sich hin. Er war wütend, doch er konnte nichts dagegen tun. Er würde seine Wut später an irgendjemandem auslassen.
»Woher wissen Sie, wie ich heiße?«, fragte er.
Thomas lächelte. »Ich weiß nicht nur, wie du heißt, Devil. Ich weiß alles über dich.«
»Ach wirklich?« Devil rutschte unruhig auf seinem Sitz hin und her.
»Ja«, sagte Thomas nachdenklich. »Schade um diesen Jungen, nicht? Du musst dich ziemlich beschissen gefühlt haben. Ich meine, schließlich war es deine Schuld, dass er sich umgebracht hat, oder? Du wirst mit dieser Schuld leben müssen.«
Devil konnte sich gerade noch beherrschen, um nicht auf Thomas loszugehen. Und gerade noch rechtzeitig fiel ihm ein, dass er mit diesen beiden großen Typen neben ihm nicht gewinnen konnte. »Das hatte nichts mit mir zu tun«, erklärte er stattdessen mit finsterem Blick.
Thomas lachte. »Wir wissen beide, dass das nicht stimmt, Devil. Wenn du mit dem Leben anderer spielst, musst du auch bereit sein, die Konsequenzen zu tragen. Damit zu leben. Sie anzunehmen. Du darfst dich nicht selbst belügen. Dein Vater hat dir das doch sicher beigebracht?«
Devil drehte hastig den Kopf weg und Thomas lachte.
»Oh, ich weiß Bescheid über deinen Vater. Ich weiß alles über ihn. Deshalb bist du hier.«
Devil schloss einen Moment lang die Augen. Nachdem er sie wieder geöffnet hatte, sagte er: »Wir haben nichts von seinem Geld. Ganz gleich, was Sie denken. Er hat alles mitgenommen. Ich habe nichts.«
»Das weiß ich«, sagte Thomas beschwichtigend. Der Fahrer setzte den Blinker und der Wagen bog in eine große Lagerhalle ein. Devil sah sich nervös um. Außer ihnen war kein Mensch da und anscheinend kam auch sonst niemand hierher.
»Keine Angst«, meinte Thomas und lächelte wieder. »Wir sind nur hier, um zu reden. Nichts weiter.«
Devil wandte den Blick ab. Wieso konnte dieser Typ ihn so leicht durchschauen? Das verwirrte ihn. Mehr noch, es machte ihn wütend.
Der Mann zu seiner Linken und Thomas stiegen aus und tauschten die Plätze. Devil bekam einen trockenen Hals.
»Mmm.« Thomas lehnte sich auf dem Sitz zurück. »Das zeichnet einen tollen Wagen aus. Man sitzt hinten genauso bequem wie vorn. Er zollt seinen Insassen Respekt. Respekt ist wichtig, Devil. Findest du nicht auch?«
Devil zuckte die Schultern. Er wünschte, dieser Typ würde endlich zur Sache kommen und ihm sagen, was er wollte. Zumindest wüsste er dann, worum es ging.
»Das Dumme ist nur«, fuhr Thomas fort, »dass die Leute nicht mehr viel Respekt voreinander haben, stimmt’s? Sie wissen gar nicht, was Respekt überhaupt ist. Sie sind vom Weg abgekommen, Devil. Sie richten ihre ganze Aufmerksamkeit auf unwichtige Dinge statt auf das Wesentliche, wie Respekt oder Manieren. Sie sind viel zu sehr damit beschäftigt, Drogen zu nehmen oder unnützes Zeug anzuhäufen. Sie haben vergessen, worum es im Leben wirklich geht, Devil. Findest du nicht auch?«
»Kann sein«, meinte Devil verhalten.
»Kann sein?«, wiederholte Thomas nachdenklich. »Glaubst du, deine Mutter setzt ihre Prioritäten richtig? Glaubst du, deine Mutter hat ihre Prioritäten richtig gesetzt, als deine kleine Schwester aus dem Fenster gestürzt ist?«
Devil erstarrte.
»Tatsache ist, Devil, dass es nicht ihre Schuld war. Die Gesellschaft ist schuld. Sie hätte ihr helfen sollen, anstatt sie sich selbst zu überlassen. Sie ist nicht die Erste, die sich in Alkohol, Drogen, ins Glücksspiel oder in sonst irgendwas flüchtet. Aber sie ist Teil
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