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Das letzte Zeichen (German Edition)

Das letzte Zeichen (German Edition)

Titel: Das letzte Zeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gemma Malley
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stärker werden.
    Doch andererseits war sie nicht mehr in der Stadt, dachte Evie, und es traf sie wie ein Schlag.
    »Fertig?« Linus stand plötzlich vor ihr, zusammen mit Raffy. Nach dem Schweiß auf seiner Stirn zu schließen, hatte er den Männern beim Aufladen geholfen. »Wir müssen bald los. Wenn es dunkel ist, dann sind wir zu angreifbar. Könnt ihr die da tragen?« Er hielt ihnen zwei Rucksäcke hin. Raffy wog sie in der Hand und gab einen an Evie weiter.
    »Angreifbar?«, fragte Raffy, als er den Rucksack auf den Rücken schwang und Evie mit ihrem half.
    »Wilde Tiere. Oder noch etwas Schlimmeres«, meinte Linus und zuckte die Achseln. »Also los. Brechen wir auf.«
    Raffy streckte Evie die Hand hin und sie nahm sie dankbar.
    »Wie lange wart ihr hier?«, fragte sie Linus.
    »In diesem Lager? Oh, eine Woche oder so«, sagte er und trommelte die anderen zusammen.
    Sie ließ sich seine Antwort durch den Kopf gehen. Aber sie verstand immer noch nicht. »Und warum wart ihr hier? Warum seid ihr nicht dort geblieben, in …«
    Sie versuchte, sich an den Namen von deren Stadt, deren Heimat zu erinnern.
    »In Base Camp?«, fragte Linus. Mit leichtem Kopfnicken zählte er Personen und Gepäckstücke ab, bis er zufrieden feststellte, dass alle bereit waren. »Gute Frage.« Er sah sie lächelnd an. »Aber ich werde sie erst später beantworten, wenn’s recht ist. Wenn wir euch besser kennen.« Er zwinkerte ihr zu und ging nach vorn. »Also, Leute. Auf geht’s.«
    Er marschierte los und die anderen folgten ihm, jeder mit einem Rucksack auf dem Rücken; zwei Männer am Schluss trugen einen großen Leinensack an einer Stange. Beide hatten in der freien Hand ein Fernglas; Evie erkannte es wieder, weil ihr Vater auch eines hatte. Ihr angeblicher Vater. Er hatte ihr gezeigt, wie man durchschauen musste, und sie hatte gestaunt, dass der Himmel plötzlich so nah war und dass man die Vögel, die dort flogen, fast berühren konnte.
    Aber man konnte sie nicht wirklich berühren, hatte sie zu ihrer großen Enttäuschung erfahren müssen.
    Sie machte Raffy auf die Ferngläser aufmerksam und er zog die Augenbrauen hoch. »Das sind die Späher«, flüsterte er.
    Die Späher. Die sie vor wilden Tieren beschützen sollten. Oder vor noch etwas Schlimmerem. Sie schauderte, obwohl die Sonne auf sie herabbrannte. Sie wünschte, sie könnte all diese Dinge mit Raffy besprechen, allein, so wie sie es immer getan hatten. Aber das war nicht möglich; jemand hätte es hören können. Aber sie waren zusammen, immerhin etwas, eine Verbesserung gegenüber der Stadt. Aber ohne ihre Gedanken auszutauschen und sich ihre Ängste einzugestehen, war es, als wäre ein riesiger unsichtbarer Keil zwischen ihnen. Ob Raffy es genauso schmerzhaft empfand wie sie? Sein entschlossener Gesichtsausdruck legte etwas anderes nahe. Überhaupt hatte doch meistens sie das größere Bedürfnis verspürt, sich mitzuteilen; sie hatte geredet, bis sie heiser war. Ihr fehlte Raffy als Zuhörer, sein stummes Nicken, seine dunklen, seelenvollen Augen, die ihr sagten, dass er verstand, dass er nicht urteilte, sondern dass er sie so nahm, wie sie war.
    Sie marschierten zügig. Bald lagen die verfallenen Gebäude und Ruinen hinter ihnen, und sie gingen durch eine Landschaft, die noch kahler war als das Umland der Stadt.
    Raffy zupfte an Evies Hand; als sie sich umdrehte, zog er sie zu sich. »Okay«, flüsterte er so leise, dass sie ihn kaum verstehen konnte. »Ich habe einen Plan.«
    Ihr Herz schlug schneller vor Aufregung und vor Angst.
    Raffy ging schneller und zog Evie mit sich. Sie überholten zuerst Martha, dann Angel und gingen nun direkt hinter Linus. Linus hörte sie näher kommen, drehte sich um und ließ ein freundliches Grinsen aufleuchten. »Ja?« Er war auf eine Frage gefasst.
    »Schaffen wir es heute bis Base Camp?«, fragte Raffy.
    »Schaffen wir es heute bis Base Camp«, sagte Linus nachdenklich. »Und warum willst du das wissen?«
    »Weil Evie sich nicht gut fühlt«, antwortete Raffy und kniff sie in die Hand. »Ich würde nur gern wissen, wie lange wir noch marschieren müssen.«
    »Was fehlt dir?«, fragte Linus, blieb unvermittelt stehen und wandte sich Evie zu.
    Sie spürte, dass sie rot anlief, und sie stammelte: »Ich … ich weiß nicht …«
    »Der Magen«, schaltete Raffy sich ein.
    »Ach«, sagte Linus. »Liegt vielleicht am Wasser. Okay. Wir machen Rast, wann immer das nötig ist, Evie. Du musst es mir nur sagen, okay?«
    »Okay.« Ihre Wangen

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