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Das Leuchten der Insel

Das Leuchten der Insel

Titel: Das Leuchten der Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McCleary
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auf den leuchtenden orangefarbenen Fleck auf dem dunklen Wasser fixiert. »Der Stoß war so stark, dass sie aus meinen Armen geschossen ist«, erklärte sie. Das schreckliche eiskalte Grauen, das sie gefühlt hatte, als Janie aus ihren Armen geschleudert wurde, stieg in ihrer Brust auf, floss durch ihre Adern und ließ ihre Zähne klappern. »Ich habe versucht, sie festzuhalten. Aber der Stoß war so stark. Aber wenn sie im Wasser gelandet ist, wird alles mit ihr in Ordnung sein, ja? Ja, Daddy?«
    Ihr Vater drosselte den Motor und fuhr dichter an die Schwimmweste heran. Er antwortete nicht.
    »Ich habe gesagt, dass alles mit ihr in Ordnung sein wird, ja?«
    »Du hättest sie festhalten müssen!«, sagte er. »Ich kann es nicht fassen, dass du sie losgelassen hast.«
    Er steuerte das Boot nach links und stellte sich auf die Zehenspitzen, um über die Windschutzscheibe und den Bug zu sehen.
    »O mein Gott!«, rief er. »O mein Gott!«
    Susannah drückte das in die Windschutzscheibe eingelassene Klappfenster auf, kroch auf den Bug, kniete sich an die kleine silberne Rehling und beugte sich vor. Dort, rechts vom Boot, war die orangefarbene Schwimmweste – sie trieb leer auf dem Wasser.
    Susannah stand auf und sprang hinab. Das Wasser war kalt, kälter und dunkler, als sie es in Erinnerung hatte. Sie spähte in die Tiefe vor sich, aber dann zog ihre Schwimmweste, die im Gegensatz zu Janies fest zugeschnallt war, sie Stück für Stück wieder nach oben an die Wasseroberfläche. Sie bemühte sich, sie auszuziehen.
    »Janie!«, brüllte sie.
    »Mayday! Mayday!«, schrie ihr Vater in das Funkgerät und rief ihr zu, sie solle zurück ins Boot kommen.
    Jon saß wie versteinert in dem Sitz neben seinem Vater.
    »Janie!«
    Susannah fingerte an den Schnallen ihrer Rettungsweste. Wenn sie die aufbekam, konnte sie tauchen und nach unten schwimmen und Janie finden, die im Wasser trieb und trieb, und sie nach oben bringen und das Wasser aus ihr herauspumpen und sie nach Luft schnappen lassen. Und dann würden sich Janies warme Arme nach ihr ausstrecken und ihren Hals umarmen, und sie würde ihren warmen Atem an Susannahs Ohr pusten, und sie würden alle weinen und lachen über den Schrecken, den sie erlebt hatten. Wenn sie nur diese verdammte Schwimmweste loswerden konnte.
    »Susannah!« Sie fühlte, wie die Hände ihres Vaters ihren Arm packten. Sie sah hoch und sah, wie er sich über den Bug beugte und sie zurück ins Boot zog. »Komm wieder ins Boot!«, befahl er. Seine Augen waren rot und geschwollen, seine Wangen feucht, und von seiner Nase tropfte es unaufhörlich. Sie starrte ihn fasziniert an. Noch nie zuvor hatte sie ihren Vater weinen sehen. »Komm rein«, sagte er. »Ich will nicht zwei von euch verlieren.«
    »Janie ist nicht verloren!«, schrie ihn Susannah an. »Sie ist nicht verloren! Ich werde sie finden! Lass mich los!«
    Aber er hielt sie weiter fest und zog sie an den Armen hoch, über die niedrige silberne Reling auf den Bug neben sich. Sie war seiner Stärke nicht gewachsen. Heftig schluchzend blieb sie neben ihrem Vater liegen, der ebenfalls einfach nur dalag.
    Schließlich setzte er sich auf und stützte den Kopf auf die Hände. »O mein Gott«, sagte er wieder und wieder. »O mein Gott.« Dann stieg er zurück ins Bootsinnere. Jon wiegte sich mit umklammerten Knien vor und zurück und weinte still vor sich hin. Ihr Vater sah ihn an, als würde er ihn nicht erkennen und nicht begreifen, was er dort machte. Er blickte auf den Boden des Boots. »Muss die hier loswerden«, murmelte er. Susannah richtete sich auf, um zu sehen, was er meinte. Sie beobachtete, wie er zunächst eine und dann vier weitere leere Bierdosen aufsammelte und sie in einen Plastikbeutel warf. Er öffnete die Kühlbox und zog die letzte Bierdose hervor und warf sie ebenfalls in den Beutel. Schließlich öffnete er das Handschuhfach, nahm seinen Flachmann und ließ ihn ebenfalls hineinfallen. Er hob den Beutel mit einer Hand, um sein Gewicht abzuschätzen, und überlegte. Dann ergriff er den schweren Krocketball, den Janie am Morgen mit auf das Boot genommen hatte, tat ihn noch dazu und verknotete den Beutel. Er beugte sich weit über die Seite des Boots, warf den Beutel ins Wasser und beobachtete, wie er tiefer und tiefer sank.
    »Die Küstenwache wird nicht verstehen, dass ich gerade ein oder zwei Bier getrunken hab’«, erklärte er. »Ihr Kinder werdet nichts von dem Bier sagen. Es könnte uns allen eine Menge Schwierigkeiten

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